Geschichte: Von der Kriegswende bis zur Kapitulation

    Aus WISSEN-digital.de


    Führerweisung Nr. 39 (8.12.1941) - "... Übergang zur Verteidigung" - stellte die zwar noch nicht weithin sichtbare, aber symbolische Kriegswende dar, denn zur gleichen Zeit hatte sich der Krieg durch den Zusammenprall Japans und Amerikas endgültig zum Weltkrieg ausgeweitet.

    Im pazifischen Raum waren die Spannungen stetig gewachsen. Bereits 1931 hatte Japan mit der Besetzung der Mandschurei seine Politik einer wirtschaftlich-politischen Durchdringung Ostasiens eingeleitet. Seit 1937 stand Japan überdies mit dem nationalen China Tschiang Kai-scheks im Krieg. Spätestens von hier an kollidierten die japanischen imperialistischen Ziele eines groß-ostasiatischen Wirtschaftsblocks mit den amerikanischen Exportinteressen; denn China war ein gewaltiger Markt. Der Konflikt verlagerte sich notwendig auf eine Entscheidung zwischen Tokio und Washington.


    Japan ließ sich zum Überfall auf die US-Flotte in Pearl Harbor provozieren (7.12.1941). Dieser Schlag bewirkte den Solidarisierungseffekt sofortiger Kriegsentschlossenheit der ganzen Nation. Gegenüber Deutschland war das schwieriger wegen der großen deutschstämmigen Minderheit in den USA. Doch Hitler erklärte von sich aus den Krieg, als die Bomben auf Hawaii gefallen waren. Politisch ist dieser Schritt bis heute unbegreiflich, nachdem die Vereinigten Staaten schon den Ersten Weltkrieg durch ihre materielle Überlegenheit entschieden hatten. Ein Schlüssel zur Erklärung liegt einzig in Hitlers "kontinentaler" Denkweise und seiner Unterschätzung Amerikas trotz der Erfahrungen von 1918.

    Das Jahr 1942 sah zum letzten Mal Erfolge der "Achsenmächte" in großem Stil. Vor allem die Japaner, von Washington schwer unterschätzt, eroberten in Blitzkriegmanier ganz Südostasien und den Westpazifik. Die deutschen Armeen drangen bis zur Wolga und in den Kaukasus vor, in Nordafrika bis fast zum Nil.

    Dann wendete sich das Blatt. In der pazifischen Region begannen die Amerikaner seit der Luft-Seeschlacht bei der Midway-Insel (Juni 1942) mit gewaltigem Materialaufwand und in enger Zusammenarbeit von Schiffseinheiten, Luftwaffe und Marine-Infanterie, den überdehnten japanischen Herrschaftsraum stetig zu verkleinern ("Inselspringen"). In Nordafrika, wo Hitlers Interesse stark nachließ und der Nachschub spärlich wurde, gingen die Engländer zur Offensive über.


    In Russland wurde die 6. Armee in Stalingrad eingeschlossen und von Hitler geopfert, sowohl aus Gründen starren Festhaltens an jedem Quadratmeter eroberten Bodens wie auch aus fragwürdigen strategischen Erwägungen. Die Katastrophe der Dreihunderttausend in Stalingrad (Ende Januar 1943) war nach der symbolischen die sichtbare Kriegswende. Fortan lag das Gesetz des Handelns klar bei der erstarkten Sowjetarmee. Es begann der langsame, unaufhaltsame deutsche Rückzug über Tausende Kilometer nach Westen.

    Die gnadenlose militärische Auseinandersetzung auf russischem Boden, von Hitler seit Beginn ausgesprochen ideologisch als "Weltanschauungskampf" geführt, umgriff selbstverständlich auch den "zivilen" Bereich. Die Nationalsozialisten waren darauf fixiert, in den Slawen "Untermenschen" zu sehen. Entsprechend ausbeuterisch und entwürdigend behandelten sie die Bevölkerung der eroberten Provinzen. Daraus wieder erklärt sich deren Unterstützung der Partisanen, auch dort, wo sie anfänglich aus Hass gegen den Stalinismus die deutschen Truppen freundlich empfangen hatte.

    SS, Sicherheitsdienst, Gestapo und Partei nutzten den eroberten Ostraum seit dem Herbst 1941 als gewaltiges Auffangbecken für die mittel- und westeuropäischen Juden. Hier wurden Hunderttausende zunächst in den ohnehin schon überfüllten polnischen Ghettos zusammengepfercht oder gleich auf direktem Weg in Vernichtungslager transportiert, die alle in Polen errichtet worden waren. Dort endete in den Jahren 1942 und 1943 auch der größte Teil der Millionenbevölkerung der jüdischen Ghettos.

    In der UdSSR gab es dergleichen nicht; dort ließ die NS-Führung so genannte "Einsatzgruppen" im Rücken der Front brutalste Massaker unter der jüdischen Bevölkerung veranstalten. Menschen wurden allenthalben, von Riga bis Rostow, zu Zehntausenden zusammengetrieben und erschossen. Die "Endlösung der Judenfrage", am 20. Januar 1942 in der so genannten Wannseekonferenz unter dem Gestapochef Reinhard Heydrich organisatorisch eingeleitet, bedeutete für das jüdische Volk die größte Katastrophe, die es auf seinem geschichtlichen Weg zu erleiden hatte.

    Bis heute gibt es keine endgültig gesicherten Zahlen; dass es mindestens sechs Millionen Opfer waren, ist nach der Fülle der Dokumente unzweifelhaft. Auch über die Gesamtzahl der in Deutschland getöteten Geisteskranken ("Euthanasieprogramm" 1939-41) besteht Unklarheit. Es waren schätzungsweise 100 000.


    Dass in einem verspäteten "Rüstungswunder" unter Leitung des Rüstungsministers Albert Speer gewaltige Produktionsziffern erzielt wurden, änderte nichts an der wachsenden materiellen Überlegenheit der Alliierten. Insbesondere beherrschten sie ab 1943 den Luftraum nahezu uneingeschränkt, so dass Deutschland durch ununterbrochene Bombenangriffe langsam in eine Trümmerlandschaft verwandelt wurde. Auch endeten die großen U-Boot-Erfolge im Atlantik, als die Alliierten seit 1943 über die Radarwaffe verfügten. Die Proklamierung des "totalen Krieges" durch Propagandaminister Goebbels (Februar 1943) sollte die letzten Energiereserven aktivieren, aber der Ring um Deutschland schloss sich enger und enger:

    1943 ging Nordafrika durch Kapitulation der deutsch-italienischen Heeresgruppe in Tunesien verloren, Italien wechselte nach einem Umsturz ins Feindlager über und wurde von den Deutschen jetzt als "besetztes Land" verteidigt.


    Die amerikanisch-britischen Landungen zuerst in Afrika, dann in Sizilien und auf dem italienischen Festland waren der Test für die große Invasion in der Normandie (6. Juni 1944). Sie überwand den martialischen "Atlantikwall" unerwartet schnell und drückte die deutsche Westfront ein. Im Laufe des Sommers und Herbstes 1944 gelangten die Westalliierten bis an die Reichsgrenzen, die Sowjets ihrerseits nach Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte bis nach Ostpreußen.

    Deutschlands Verbündete im Ostkrieg (Finnland, Rumänien, Ungarn, Slowakei), die nie eine erhebliche Rolle gespielt hatten, fielen einer nach dem anderen von Hitlers Reich ab.

    Ein letzter Versuch der seit langem aktiven deutschen Widerstandsbewegung, das verbrecherische Regime durch Beseitigung Hitlers zu überwinden und den Krieg trotz der alliierten Forderung nach bedingungsloser Kapitulation vielleicht zu maßvolleren Bedingungen zu beenden, scheiterte am 20. Juli 1944. Hitler überlebte das Attentat des Obersten Claus von Stauffenberg und nahm blutige Rache durch Hinrichtung Tausender Widerstandskämpfer, zu denen Marxisten und christliche Gewerkschafter ebenso gehörten wie Theologen beider Kirchen, Diplomaten und Offiziere. Seither war der Krieg nur noch die opferreiche Hinauszögerung einer längst feststehenden, vernichtenden Niederlage.

    Die Endphase wurde durch die Sowjetoffensive vom 12. Januar 1945 in Ostpreußen und an der Weichsel eingeleitet. Die verzögerte Räumung der gefährdeten Provinzen führte zu entsetzlichen Leiden der Zivilbevölkerung durch die Massenflucht im eisigen Winter und durch sowjetische Racheakte. Während sich weite Kreise der Bevölkerung noch immer mit der Ankündigung kommender "Wunderwaffen" vertrösten ließen, raubte der Sturm auf Berlin die letzten Illusionen. (Außer den spektakulären Raketengeschossen V 1 und V 2, die aber relativ unwirksam blieben, brachte das Dritte Reich nach 1944 keine überlegene Waffe mehr zum Einsatz).

    In den Trümmern der Reichskanzlei nahm sich Adolf Hitler am 30. April 1945 das Leben.


    Die Eroberung Berlins durch die Sowjets, die Begegnung von Amerikanern und Russen an der Elbe, die Besetzung des ganzen Reiches ließ dem Hitler-Nachfolger, Großadmiral Karl Dönitz, keine Chance, den Krieg, selbst zur Rettung vieler Flüchtlinge und Truppen vor den Sowjets, länger als bis zum 8. Mai 1945 fortführen. Um Mitternacht dieses Tages, nach bedingungsloser Kapitulation der deutschen Führung, ruhten in Europa die Waffen.

    In Ostasien gingen die Kämpfe wegen des fanatischen Widerstandes der Japaner trotz zunehmender Vernichtung ihres Landes durch schwerste Bombenangriffe bis in den August weiter. Ein Ende brachten erst die amerikanischen Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki (6. bzw. 9.8.1945). Auch Japan - mit dem einzigen Vorbehalt, dass Kaiser Hirohito unbehelligt bleibe. Der 123. Tenno repräsentierte das Kaiserreich noch bis zu seinem Tod im Jahr 1989.