Geschichte: Frankreich (Neuzeit)
Aus WISSEN-digital.de
Ein weniger günstiges Bild zeigt die innere Entwicklung Frankreichs im 19. Jahrhundert. Die 48er Demokratie musste dem persönlichen Regiment Napoleons III. weichen, der sich unfähig erwies, die großen anstehenden inneren Fragen des sozialen Ausgleichs wie die der Außenpolitik zu lösen. Er stützte sich auf Volksabstimmungen, überging die parlamentarischen Institutionen und regierte als "plebiszitärer" Monarch. Zug um Zug machte er liberale Zugeständnisse: 1864 räumte er das Streikrecht ein, 1868 erlaubte er die Bildung von Gewerkschaften und gewährte freies Versammlungsrecht und ein liberales Pressegesetz. Aber erst der Sturz Napoleons III. (1870) verwandelte Frankreich in eine echte Demokratie. Die Verfassungsgesetze von 1875 blieben bis 1940 gültig. Sie brachten das Zweikammersystem (Senat und Deputiertenkammer) in der Staatsform der Republik, an deren Spitze ein Staatspräsident steht.
Aber auch die Republik, die aus der Niederlage Napoleons 1870 geboren wurde, versagte im inneren Bereich. Die Radikalisierung des französischen Sozialismus, die nach dem Ersten Weltkrieg in der wachsenden Stärke der Kommunisten zum Ausdruck kommen sollte, die Spannung zwischen Kirche und Staat, die Zersplitterung des bürgerlichen Lagers - all dieser negativen Erscheinungen ist die französische Demokratie nicht Herr geworden. Die Außenpolitik aber, durch Folgerichtigkeit ausgezeichnet und gestützt auf eine meisterhafte Diplomatie, krankte doch an der fehlenden Einsicht, dass die Kräfte des Staates nicht ausreichten, die Vorherrschaftspolitik auf dem Kontinent erfolgreich weiterzuführen. Der Erste, vollends aber der Zweite Weltkrieg haben den Beweis dafür geliefert.
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