Geschichte: Die Entstehung der USA

    Aus WISSEN-digital.de


    Wie ein Vorspiel der späteren weltpolitischen Auseinandersetzungen zwischen Nordamerika und Europa seit dem Ersten Weltkrieg muten die Vorgänge an, die zur Entstehung der USA führten. Der französisch-russisch-österreichischen Koalition gegen Friedrich den Großen stand der britische Unterstützungsvertrag für Preußen gegenüber. Die Absicht der Briten war, die Fesselung Frankreichs in Europa zu nutzen, um dessen nordamerikanisches Kolonialgebiet an sich zu reißen.

    Kolonialzeit

    Der Pariser Friede von 1763 hatte für die englischen Siedler Amerikas die Gefahr einer französischen Umschnürung beseitigt, und gleichzeitig war ihr Selbstbewusstsein in den jahrelangen Kämpfen erheblich gewachsen. Durch die zentralistische Politik der "King's Friends", einer von Georg III. abhängigen Parlamentsgruppe, kam es in der Folgezeit zu starken Spannungen mit dem Mutterland. London wollte den Kolonien den selbstständigen Handel untersagen sowie die Siedlungen westlich der Appalachen unterbinden. Die Erhebung direkter Abgaben und Einfuhrzölle rief die Opposition der auf ihren freien Status bedachten Kolonisten hervor.

    Gemäß der demokratischen Tradition des Puritanismus forderten sie Mitbestimmung im Londoner Parlament ("No taxation without representation"). Daraufhin hob England die Sonderabgaben auf und ließ zum Zeichen des grundsätzlichen Besteuerungsrechts nur den Teezoll bestehen. Er war wirtschaftlich bedeutungslos, die Amerikaner aber betrachteten ihn als politische Kampfansage. 1773 wurden im Hafen von Boston 342 Kisten Tee der Ostindien-Kompanie aus Protest gegen die Zollhoheit dieser Handelsgesellschaft versenkt, woraufhin die britische Regierung den Hafen sperrte und den Ausnahmezustand verhängte.

    Die Neuenglandstaaten

    Der Erste Kontinentalkongress (1774) der 13 Neuenglandstaaten Massachusetts, New Jersey, New York, Rhode Island, Connecticut, New Hampshire, Pennsylvania, Delaware, Virginia, Maryland, North Carolina, South Carolina und Georgia antwortete darauf mit der Einstellung des England-Handels. Ein Zusammenstoß zwischen amerikanischer Miliz und britischen Truppen bei Lexington (18.4.1775) weitete sich schließlich zum Unabhängigkeitskrieg (1775-83) aus.

    Unabhängigkeit der USA

    Schon 1776 erklärten die 13 Staaten ihre Unabhängigkeit vom Mutterland. Sie verbanden damit die Menschenrechtserklärung ("life, liberty and the pursuit of happiness") von Thomas Jefferson. Doch die Kolonialmilizen unter George Washington hätten auf die Dauer keine Siegeschancen gegen die britische Kolonialarmee, die englandtreuen Amerikaner ("Loyalists") und die mit London verbündeten Indianerstämme gehabt (darunter 17 000 Söldner aus Kurhessen und Braunschweig, die von ihren Landesherren verkauft worden waren), wenn nicht die Franzosen und andere Länder Europas Freiwillige und Kriegsmaterial zur Unterstützung der Kolonialarmee in die USA geschickt hätten. Der Pole Tadeusz Kosciuszko, der Franzose Marquis de Lafayette und der preußische General Friedrich Wilhelm von Steuben spielten in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle.

    Frankreich (1778) und Spanien (1779) traten bald offiziell in den Kampf gegen England ein; auch vor Gibraltar, den Balearen und in Westindien wurde gekämpft. Die Briten wollten mithilfe eines Kaperkriegs den aufständischen Kolonien die Zufuhr sperren. Dagegen schlossen Russland, Spanien, Frankreich, Holland, Schweden, Dänemark, Österreich und Preußen im Jahre 1780 einen Bund der "Bewaffneten Seeneutralität". 1783 kam es zum Frieden von Versailles. Die Briten verloren außer Kanada ihren gesamten nordamerikanischen Besitz, Tobago/Westindien und Senegambien kamen zu Frankreich, Menorca und Florida fielen an Spanien zurück.

    Demokratische Verfassung

    Die befreiten amerikanischen Staaten gaben sich Verfassungen demokratischen Charakters, wobei die berühmte Virginia Bill of Rights (das Gesetz der Menschenrechte für Virginia) Pate stand. In Philadelphia wurden 1787 schließlich die "Vereinigten Staaten von Amerika" gegründet.

    Ihre Verfassung beruht auf den Prinzipien der Gewaltenteilung, der Volkssouveränität (Repräsentationssystem) und dem Bundesstaatsprinzip. Der Kongress, bestehend aus Repräsentantenhaus (direkt gewählte Volksvertreter) und Senat (Vertretung der Bundesstaaten) bildet die Legislative. Der Präsident ist exekutives Organ, er wird vom Volk über Wahlmänner gewählt, ernennt die Beamten und führt die Kongressbeschlüsse aus. Dem Obersten Gerichtshof (Supreme Court) obliegt die Rechtsaufsicht über Verfassung und Gesetzgebung. Zusatzartikel (1789), die so genannte Bill of Rights, garantieren Presse- und Versammlungsfreiheit, die Unverletzlichkeit von Person, Wohnung und Eigentum.

    Sklaverei

    Damit gab sich die weiße Bevölkerung Amerikas die erste demokratische Verfassung der Welt. Die Sklaverei und die Unterdrückung der indianischen Ureinwohner blieben allerdings davon unberührt.