Holocaust

    Aus WISSEN-digital.de

    (Massenvernichtung, eigentlich "Brandopfer", von griechisch: holocaustos, "völlig verbrannt")

    Begriffsbestimmung

    Holocaust ist die Bezeichnung für Massenvernichtung und Völkermord, insbesondere für die Vernichtung der Juden im Rahmen der von den Nationalsozialisten unter Adolf Hitler propagierten so genannten "Endlösung der Judenfrage".

    Die systematische Verdrängung der Juden aus dem öffentlichen Leben begann in Deutschland mit der Machtübernahme Hitlers 1933, zunächst mit Einzelaktionen der SA, dann durch gezielte politische, wirtschaftliche, gesetzliche, gesellschaftliche Maßnahmen, die schließlich im Ziel der "Endlösung" gipfelten.

    Boykotte und Diskriminierung

    Ab April 1933 kam es auf Hitlers Weisung in ganz Deutschland zu einem von Julius Streicher organisierten Judenboykott, der sich insbesondere gegen jüdische Geschäftsinhaber richtete. Seit dem 7. April 1933 wurden Juden mithilfe des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" aus den Beamtenstellen und aus der Anwaltschaft verdrängt. Es enthielt den so genannten "Arierparagraphen", in dem der Nachweis von vier nichtjüdischen Großeltern gefordert wurde. Dieser Paragraph wurde in der Folge für alle öffentlichen Positionen (Presse, Funk etc.) angewandt und betraf außer den "Volljuden" auch etwa 750 000 "Mischlinge".

    Nürnberger Gesetze und "Kristallnacht"

    Am 19. September 1935 kam es im Zuge der Nürnberger Gesetze zum Verbot von Ehen zwischen Juden und Nicht-Juden ("Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre"), zur Aberkennung der Reichsbürgerrechte und zum Verbot des Besuchs der öffentlichen Schulen für Bürger jüdischer Abstammung. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 wurden in reichsweit organisierten Pogromen, von den Nationalsozialisten zynisch als Kristallnacht bezeichnet, über 600 Synagogen niedergebrannt und unzählige jüdische Einrichtungen, Wohnungen und Geschäfte verwüstet. In der Folge wurden etwa 30 000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert und Göring erpresste als "Buße" eine Sondersteuer von einer Milliarde Reichsmark von der jüdischen Bevölkerung; es kam zur Beschlagnahmung allen jüdischen Eigentums und zur faktischen Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben.

    Vertreibung

    Die "Herauslösung aus der Volksgemeinschaft" sollte zunächst durch Vertreibung der Juden ins Ausland erreicht werden. Bis zum Weltkriegsbeginn emigrierte eine halbe Million Juden, viele jedoch blieben in Deutschland. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war eine legale Ausreise nicht mehr möglich, zudem war es schwer, geeignete Aufnahmeländer zu finden, denn viele Staaten verhinderten eine Immigration durch restriktive Einreisebestimmungen oder boten aufgrund der deutschen Eroberungen keine Fluchtmöglichkeit mehr. Der Druck zur Emigration schien keine "Lösung" mehr zu sein. Mit dem Polenfeldzug Ende 1939 waren drei Millionen polnische Juden in den deutschen Machtbereich gelangt, sie wurden unter unmenschlichen Bedingungen in Ghettos festgehalten. So gab es zunächst einen Plan zu einem "Jüdischen Siedlungsgebiet" zwischen Bug und San, nach dem Frankreich-Feldzug 1940 zur Ansiedlung der Juden im französischen Madagaskar. Diese Pläne wurden nicht realisiert, die Verfolgungsmaßnahmen liefen bereits auf eine Vernichtung der jüdischen Bevölkerung hinaus. Im Februar 1941 begannen die Deportationen, zunächst in polnische Übergangslager oder Durchgangs-Konzentrationslager.

    Die radikale Massenvernichtung

    Im Juli 1941 begann die "Endlösung der Judenfrage" durch radikale Ausrottung, im September erging der Befehl zum Tragen des Judensterns und jüdischer Vornamen. Schon während der Vorbereitungen zum Russlandfeldzug war der Beschluss zur Vernichtung der europäischen Juden auf russischem Boden ergangen, als Vorbereitung auf die "Liquidierung" der Juden der gesamten Welt nach dem erwarteten Sieg. Einsatzgruppen des Reichssicherheitshauptamts führten hinter der Front die systematische Tötung von circa einer Million Juden durch Erschießung durch. Im Dezember 1941 wurde das erste Vernichtungslager ("Gaslager") in Polen errichtet, weitere Tötungslager in Treblinka, Majdanek, Belzec, Auschwitz-Birkenau, Sobibór u.a. folgten. Nach Ankunft in den Lagern wurden die Menschen selektiert, die nicht Arbeitsfähigen wurden sofort durch Gas getötet, die anderen mussten schwerste Zwangsarbeit leisten - oftmals bis zum Tod durch Erschöpfung.

    Auf der Wannseekonferenz im Januar 1942 wurde die Organisation der Vernichtungsaktion geplant, die durch die von Himmler eingesetzten "Einsatzgruppen" durchgeführt und bis Ende 1944 systematisch auf alle besetzten Gebiete ausgedehnt wurde (außer in Großdeutschland in Polen, der Slowakei, in Holland, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Norwegen, Italien, Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien, Griechenland, Rumänien).

    Durch Vergasung, Massenerschießungen, Massenverbrennungen, Tötung durch Überarbeitung und Aushungerung wurden 1939 bis 1945 schätzungsweise über sechs Millionen europäische Juden getötet. Allein im Zuge des Aufstands der Juden des Warschauer Ghettos von April bis Mai 1943 kamen über 50 000 Juden um.