Zweiter Weltkrieg

    Aus WISSEN-digital.de

    Voraussetzungen des Zweiten Weltkrieges

    Mit dem Überfall auf Polen 1939 entfesselte Hitler-Deutschland den Zweiten Weltkrieg. Seine wichtigsten Bündnispartner (siehe Achsenmächte, Dreimächtepakt) waren Italien und Japan, die in ihren jeweiligen Interessensphären ebenfalls eine expansive Politik betrieben. Das faschistische Italien strebte auf Kosten Großbritanniens und Frankreichs nach einer Ausdehnung seines Machtbereichs in der Mittelmeerregion, Japan wollte zur Vormacht Asiens werden.

    Die deutsche Außenpolitik seit 1933 wurde durch zwei Konstanten bestimmt: Die Revision des Versailler Vertrages und die Gewinnung neuen "Lebensraums" im Osten. Übergeordnetes Ziel war eine globale Vormachtstellung, begründet durch die angebliche Überlegenheit der "germanischen Rasse". Schritt für Schritt hatte Hitler entscheidende Punkte des Versailler Vertrages revidiert, ohne auf einen Ausgleich mit den Siegermächten des Ersten Weltkriegs Rücksicht zu nehmen, zum Beispiel durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht oder den Einmarsch in das entmilitarisierte Rheinland. Mit der Zerschlagung der Tschechoslowakei im März 1939 steuerte er eindeutig auf Kriegskurs. Großbritannien versuchte das europäische Gleichgewicht zu erhalten, indem es die Unabhängigkeit Polens garantierte. Hitlers Ziel, durch einen Ausgleich mit seinem Wunschpartner Großbritannien die Expansion nach Osten abzusichern, war gescheitert. Am 23. August 1939 kam es stattdessen zum Hitler-Stalin-Pakt mit geheimen Zusatzabkommen, ein Bündnis mit Großbritannien hatte die Sowjetunion abgelehnt.

    Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt war für Hitler ein reines Zweckbündnis, stand es doch seiner langfristigen, ideologisch begründeten außenpolitischen Konzeption diametral entgegen. Denn gerade das bolschewistische Russland war in Hitlers Krieg als Hauptgegner vorgesehen, sein Territorium sollte den Deutschen den angestrebten "Lebensraum" bieten. Die slawische Bevölkerung war nach nationalsozialistischer Anschauung rassisch minderwertig und der "Herrenrasse" zwangsläufig unterlegen. Diese rassenideologischen Prämissen bedingten die menschenverachtende Brutalität der deutschen Kriegführung im Osten.

    Mit der militärischen Expansion verbunden war der Vernichtungskrieg gegen die Juden. Während des Zweiten Weltkriegs setzte Hitler das zweite zentrale Ziel nationalsozialistischer Weltanschauung um: die Ermordung der europäischen Juden, in nationalsozialistischem Sprachgebrauch die "Endlösung der Judenfrage".

    Die Jahre 1939 und 1940: Der europäische Krieg

    Als Hitler am 1. September 1939 Polen angriff, erklärten Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg. Die deutsche Wehrmacht und die sowjetische Armee eroberten in nur wenigen Wochen ganz Polen, Warschau kapitulierte am 27. September 1939. Nach der Aufteilung Polens wurde der von Deutschland besetzte Teil zum "Generalgouvernement" erklärt, und dort setzte nun eine brutale Besatzungspolitik ein, die mit der systematischen Ausrottung der polnischen Intelligenz begann, um die polnische Führungselite auszuschalten. Die polnischen Juden wurden unter unmenschlichen Bedingungen in Ghettos zusammengepfercht.

    Der Finnisch-Sowjetische Winterkrieg endete am 12. März 1940 mit einem Friedensvertrag, Finnland blieb als unabhängiger Staat erhalten, musste aber Gebietsverluste hinnehmen. Um einem alliierten Eingreifen in Skandinavien zuvorzukommen, besetzte die deutsche Wehrmacht ab dem 9. April 1940 Dänemark und Norwegen.

    Am 10. Mai 1940 begann mit den so genannten Blitzkriegen die Offensive im Westen, wobei die Neutralität Luxemburgs, Belgiens und der Niederlande verletzt wurden, die im Mai kapitulierten. Die französische Nordarmee und britische Verbände standen in Nordfrankreich einer deutschen Übermacht gegenüber, die auf die Kanalküste vorrückte. Ein britisches Expeditionskorps konnte nach England in Sicherheit gebracht werden, aber über eine Million alliierte Soldaten gerieten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Nachdem am 10. Juni 1940 auch Italien in den Krieg eingetreten war, wurde vier Tage später am 14. Juni 1940 Paris von der deutschen Wehrmacht besetzt. Am 22. Juni wurde in Compiègne ein Waffenstillstandsvertrag zwischen Deutschland und Frankreich unterzeichnet, die die Besetzung des größten Teil, Frankreichs von der Atlantikküste bis zur spanischen Grenze vorsah. Im südlichen unbesetzten Teil etablierte sich das mit Deutschland kollaborierende Pétain-Régime mit dem Regierungssitz Vichy. Von London aus erklärte General de Gaulle, den Krieg gegen Deutschland fortzusetzen (siehe Résistance).

    Das Deutsche Reich griff Großbritannien seit August 1940 massiv aus der Luft an ("Battle of Britain"): Die Bombardierungen von London und anderen großen Städten mit großen Verlusten in der Zivilbevölkerung konnten jedoch die britische Widerstandskraft nicht brechen, zudem wurde Großbritannien zunehmend von den USA unterstützt.

    Da der italienische Angriff auf Griechenland seit Oktober 1940 scheiterte, begann eine deutsche Entlastungsoperation auf dem Balkan. Zur Absicherung der militärischen Aktionen wurden Ungarn, Rumänien und die Slowakei 1940 in den Dreimächtepakt einbezogen, Bulgarien und Jugoslawien im März 1941.

    Die Japaner setzten in China die Nanking-Regierung ein und okkupierten im September 1940 den nördlichen Teil Indochinas.

    Das Jahr 1941: Die Ausweitung zum Weltkrieg

    Die Niederlage der Italiener in Nordafrika führte zum Einsatz deutscher Luftwaffen- und Heeresverbände, die bis April 1941 große Teile Libyens besetzten, sich dann aber angesichts der britischen Überlegenheit wieder weitgehend zurückziehen mussten.

    Auf dem Balkan griff Hitler im April 1941 Jugoslawien an, gegen dessen Beitritt zum Dreimächtepakt ein Staatsstreich durchgeführt worden war. Nach wenigen Tagen erfolgte die Kapitulation (17. April 1941), ebenso musste das von Großbritannien unterstützte Griechenland am 21./23. April aufgeben, Athen sowie Festland und Inseln wurden von deutschen Truppen besetzt. Griechenland, aufgeteilt in ein deutsche und eine italienische Besatzungszone, wurde als Staat erhalten, Jugoslawien zerschlagen und aufgeteilt. Es entstand ein Staat Kroatien.

    Der Abschluss des Hitler-Stalin-Pakts war für Hitler nur ein taktisches Manöver gewesen, um freie Hand beim Überfall auf Polen zu haben. Nachdem das Deutsche Reich durch Eroberung oder Bündnisse weite Teile des Balkans unter seine Kontrolle gebracht hatte, griff es am 22. Juni 1941 die UdSSR an (Operation "Barbarossa"). Nach deutschen Anfangserfolgen begann am 6. Dezember 1941 bei Moskau die große russische Gegenoffensive, die zu ersten bedeutenden Rückschlägen der Wehrmacht führte. Hervorgerufen durch die Brutalität der deutschen Besatzer entstanden in allen besetzten Gebieten Partisanen- und Widerstandsbewegungen.

    Japan rückte weiter vor und besetzte auch den Süden Indochinas. Nachdem die amerikanische Regierung mit einem Ölembargo und weiteren Wirtschaftssanktionen auf die japanische Okkupation Indochinas reagiert hatte, unternahmen die Japaner am 7. Dezember 1941 ihren Überraschungsschlag gegen die amerikanische Pazifikflotte in Pearl Harbor. Deutschland und Italien erklärten am 11. Dezember 1941 den USA den Krieg.

    Das Jahr 1942: Ostfront-Offensive und Wannseekonferenz

    Im Juni begann eine neue deutsche Offensive an der Ostfront in doppelter Stoßrichtung, sie blieb jedoch im September 1942 in Stalingrad und am Kaukasus stecken. Die deutschen Truppen hatten nun in der Sowjetunion eine viel zu lange Frontlinie zu verteidigen. Im November startete die russische Gegenoffensive bei Stalingrad, die deutsche Armee wurde eingekesselt.

    Ab Januar konnten die deutsch-italienischen Truppen in Nordafrika wieder Boden gewinnen, doch der Vormarsch blieb in der El-Alamein-Stellung stecken. Nach einem britischen Gegenangriff wurde die Verbände wieder zurückgeworfen. Doch die Westalliierten planten nun die endgültige Eroberung Nordafrikas und eröffneten durch die Landung britisch-amerikanischer Truppen in Marokko und Algerien im November eine zweite Front in Nordafrika. Nach anfänglichem Widerstand gingen die französischen Truppen zu den Alliierten über, daraufhin landeten deutsche und italienische Truppen in Tunesien, Vichy-Frankreich wurde besetzt.

    Die Deutschen führten einen massiven U-Bootkrieg, um die alliierten Nachschubverbindungen im Atlantik zu unterbrechen. Im Frühjahr 1942 begannen die Briten und im Januar 1943 die Amerikaner mit den Bombardierungen deutsche Städte.

    Nachdem bereits 1941 erste Vernichtungslager errichtet worden waren, wurden auf der Wannseekonferenz vom 20. Januar 1942 die organisatorischen Vorbereitungen für den systematisch betriebenen Völkermord an den europäischen Juden getroffen. (Siehe auch Holocaust.)

    Die Japaner eroberten immer weitere Teile Südost-Asiens. Unter anderem gerieten Singapur, Hongkong, der größte Teil der Philippinen, Niederländisch-Indien und der nördliche Teil von Neuguinea in japanische Gewalt. Damit hatte Japan Zugriff auf riesige Territorien und die dort vorhandenen Rohstoffe. Mit der Schlacht bei den Midway-Inseln (3.-7. Juni) begann die Gegenoffensive der Amerikaner.

    Das Jahr 1943: Die Konferenzen von Casablanca und Teheran

    Am 24. Januar 1943 legten Roosevelt und Churchill während der Konferenz von Casablanca als gemeinsames Kriegsziel die bedingungslose Kapitulation Deutschlands, Italiens und Japans fest.

    Die bei Stalingrad eingekesselte deutsche 6. Armee wurde am 31. Januar bzw. 2. Februar zur Kapitulation gezwungen. Diese katastrophale Niederlage der deutschen Truppen bildete den Auftakt zu einer erfolgreichen Gegenoffensive, in deren Verlauf die sowjetische Armee zahlreiche Gebiete zurückerobern konnte. Damit gerieten die deutschen Soldaten im Osten endgültig in die Defensive.

    Der U-Boot-Krieg wurde im Mai 1943 auf Grund der hohen Verluste an U-Booten abgebrochen.

    Die deutsch-italienischen Verbände in Tunesien mussten am 13. Mai 1943 kapitulieren. Damit war Nordafrika verloren, die Voraussetzung für den Angriff auf Italien geschaffen.

    Im Juli/August eroberten die Alliierten Sizilien, die Deutschen Truppen zogen sich auf das Festland zurück. Nach der Verhaftung Mussolinis gab Italien am 8. September 1943 den Waffenstillstand mit den Alliierten bekannt. Die Deutschen antworteten mit der Besetzung Roms und der Entwaffnung der italienischen Truppen, Mussolini wurde befreit und bildete eine Gegenregierung (Republik von Salò). Am 13. Oktober 1943 trat Italien auf Seite der Alliierten in den Krieg gegen Deutschland ein.

    Im August begann die alliierte Großoffensive im Südpazifik; nach der Strategie des Inselspringens wollte man Insel für Insel zurückerobern.

    In der Konferenz von Teheran einigten sich Roosevelt, Churchill und Stalin am 1. Dezember 1943 über eine gemeinsame Kriegführung gegenüber Deutschland und die Westverschiebung Polens bis zur Oder nach Kriegsende.

    Das Jahr 1944: Die Zurückdrängung der Deutschen

    Ab Frühjahr 1944 wurde die deutsche Armee an allen Fronten immer weiter zurückgedrängt. Die Rote Armee drang unaufhaltsam immer weiter vor, im Sommer stand sie in der Nähe der ostpreußischen Grenze und an der Weichsel.

    In Italien starteten die Alliierten im Mai einen Großangriff, der die deutschen Truppen zur Aufgabe Roms (4. Juni) und zum Rückzug nach Oberitalien zwang, wo Partisanengruppen sie erbittert bekämpften (siehe Resistenza).

    Nach umfangreichen Vorbereitungen erfolgte am 6. Juni 1944 die Großinvasion der Alliierten in der Normandie. Sie drangen in nur wenigen Monaten von der Normandie bis an die deutsche Westgrenze vor, wo der Vormarsch zum Stehen kam. Am 25. August marschierten amerikanische und "freifranzösische" Truppen in Paris ein, wo de Gaulle die Regierung übernahm. Hitlers Gegenschlag an der Westfront, die Ardennenoffensive, scheiterte im Dezember 1944.

    Die sich anbahnende Niederlage Deutschlands führte zur Auflösung der Hitler-Koalition. Auf dem Balkan vollzogen Rumänien, Bulgarien und Ungarn einen Frontwechsel, schlossen Waffenstillstand mit der UdSSR und erklärten Deutschland den Krieg. Aus Griechenland und anderen besetzten Gebieten zogen sich die Deutschen zurück. Auch Finnland schloss im September einen Waffenstillstand mit der UdSSR und Großbritannien.

    Nach einem Vorstoß der amerikanischen Streitkräfte im mittleren Pazifik begann im Oktober die Rückeroberung der Philippinen und Burmas.

    Das Jahr 1945: Die Kapitulation Deutschlands und Japans

    Der Zusammenbruch Deutschlands war nun nicht mehr aufzuhalten. Am 12. Januar begann eine sowjetische Großoffensive, die Rote Armee erreichte am 30. Januar die Oder. Das Vorrücken der sowjetischen Armee ließ die deutsche Bevölkerung massenhaft nach Westen fliehen, zum Teil über die zugefrorene Ostsee. Ab Februar besetzten die Briten und Amerikaner den Westen und Norden Deutschlands und drangen bis zur Elbe vor. Die deutschen Truppen in Italien kapitulierten am 28. April, Mussolini wurde auf der Flucht erschossen. Am 2. Mai wurde Berlin erobert, am 7. Mai 1945, sieben Tage nach dem Selbstmord Hitlers, wurde die bedingungslose Gesamtkapitulation der deutschen Wehrmacht unterzeichnet. Am 2. August 1945 schlossen die Siegerstaaten das Potsdamer Abkommen.

    Der Krieg in Europa war damit beendet, im Pazifik dagegen sollte er noch einem grausamen Höhepunkt entgegengehen. Die Aufforderung nach bedingungsloser Kapitulation lehnten die Japaner ab. Am 6. August 1945 warfen die USA ihre erste Atombombe auf Hiroshima, drei Tage später eine weitere auf Nagasaki. Am 2. September 1945 unterzeichnete Japan die Kapitulation.

    Folgen des Krieges

    Nach groben Schätzungen kamen während des Zweiten Weltkrieges mindestens 55 Millionen Menschen ums Leben. Darüber hinaus wurden während des Dritten Reiches sechs Millionen Juden ermordet. Hinzu kommen Millionen von Menschen, die vertrieben und verschleppt wurden oder fliehen mussten und so ihre Heimat verloren.

    Die weltpolitische Konstellation war nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Aufstieg der USA und UdSSR, die letztlich die Kriegsentscheidung herbeigeführt hatten, zu Weltmächten eine grundlegend andere. Die Blockbildung unter Führung dieser beiden Staaten bestimmte die nächsten Jahrzehnte. Italien, Japan und Deutschland verloren ihre Stellung als Großmächte, letzteres wurde in zwei Staaten geteilt, die jeweils unterschiedlichen Blöcken angehörten.