Erster Weltkrieg

    Aus WISSEN-digital.de

    Ursachen und Anlass

    Die verschiedenen Ursachen, die zur Entstehung des Ersten Weltkriegs beitrugen, sind sehr komplex und schwer zu gewichten: Vor Ausbruch des Krieges gab es gewaltige Spannungen in Europa, verursacht durch die überseeische Expansionspolitik (Imperialismus) der rivalisierenden europäischen Großmächte seit 1860, übersteigerten Nationalismus, die französischen Revanchebestrebungen durch die Niederlage von 1870/71, den englisch-deutschen Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkt, das Wettrüsten, insbesondere den forcierten deutschen Flottenbau, das russische Streben nach den Meerengen, die panslawistische Bewegung auf dem Balkan, das komplizierte Geflecht von Bündnissen zwischen den europäischen Staaten.

    Die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 durch serbische Nationalisten in Sarajevo führte schließlich als unmittelbarer Anlass zum Kriegsausbruch. Aus einem begrenzten Konflikt, der aus den ungelösten Problemen des habsburgischen Vielvölkerstaates resultierte, entwickelte sich ein globaler Krieg, in den schließlich mehr als 30 Staaten involviert waren.

    Der Kriegsbeginn

    Nachdem Österreich-Ungarn dem Königreich Serbien ein hartes, von vornherein inakzeptables Ultimatum gestellt hatte, dessen Annahme einen Eingriff in die staatliche Souveränität Serbiens bedeutet hätte, folgte am 28. Juli 1914 die Kriegserklärung Österreich-Ungarns gegen Serbien. Darauf reagierte Russland, das sich als Schutzmacht Serbiens verstand, mit einer Gesamtmobilmachung. Aus dem eng verflochtenen europäischen Bündnissystem ergaben sich nun innerhalb weniger Tage zahlreiche Kriegserklärungen. Das mit der Donaumonarchie verbündete Deutsche Reich stellte sich bedingungslos auf die Seite Österreich-Ungarns und erklärte am 1. August Russland und aus militärisch-politischen Überlegungen heraus am 3. August Frankreich den Krieg. Um die französischen Grenzbefestigungen zu umgehen, marschierten die Deutschen am 4. August 1914 in Belgien ein, woraufhin Großbritannien am 4. August an der Seite Russlands und Frankreichs in den Krieg eintrat. Schließlich standen Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich, lediglich unterstützt von der Türkei und Bulgarien, einer globalen Allianz von insgesamt 28 Staaten gegenüber.

    Das Jahr 1914: Offensiven an der Ost- und Westfront

    Dem Schlieffen-Plan folgend, wollte die deutsche Oberste Heeresleitung zunächst an der Ostfront mit geringer Truppenpräsenz in die Defensive gehen, um mit dem größtmöglichen Aufgebot die Entscheidung im Westen herbeiführen und das französische Heer gegen die Schweiz drängen zu können. Deutsche Truppen überschritten Anfang September die Marne (Marneschlacht 6.-9. September), zogen sich aber nach britisch-französischen Gegenangriffen hinter die Aisne zurück. Damit war ein Kernstück des strategischen Konzepts gescheitert. Entlang einer Linie von der Nordsee bis zu den Alpen erstarrte die Front im Stellungskrieg.

    In Ostpreußen konnten die deutschen Truppen trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit ein russisches Vordringen verhindern. Das in Galizien aufmarschierte österreichisch-ungarische Heer wurde im September von der russischen Übermacht in die Karpaten zurückgedrängt. Die deutsche Armee wollte zu Hilfe eilen, sah sich bei Warschau jedoch zum Rückzug genötigt. Im Nordwesten Frankreichs schlug auch im November eine deutsche Offensive fehl. Im Dezember begann an der Ostfront die Winterschlacht in den Karpaten. Am 2. Dezember 1914 eroberten die Österreicher Belgrad, wurden aber bald wieder zur Räumung Serbiens gezwungen.

    Das Jahr 1915: Die Kriegserklärung Italiens

    Bis zum Herbst 1915 versuchten die Alliierten vergeblich, die deutsche Westfront an der Champagne zu durchbrechen. Im Mai 1915 durchbrachen deutsche Truppen bei Gorlice-Tarnow die russische Front und gewannen Galizien und die Bukowina. Weiter wurden in einer breit angelegten deutsch-österreichischen Offensive Polen, Kurland und Litauen zu besetzt. Dann kam auch hier die Front zum Stehen. Das anfangs neutrale Italien erklärte am 23. Mai 1915 Österreich-Ungarn den Krieg und versuchte vergeblich, die österreichische Isonzofront zu durchbrechen. Die Türkei, an der Seite der Mittelmächte, kämpfte seit März 1915 an den Dardanellen gegen französische See- und Landangriffe. Im Herbst 1915 warfen die Mittelmächte Serbien nieder und erhielten so eine Landverbindung zur Türkei.

    Das Jahr 1916: Stagnation an der Westfront

    Die Materialschlachten um Verdun (Februar bis Juni) - "Hölle von Verdun" - und an der Somme (Juni bis November) prägten das Jahr 1916. Trotz gewaltiger Verluste auf beiden Seiten brachten die Schlachten keine bedeutenden Frontverschiebungen. Im Osten konnte Russland beträchtliche Geländegewinne machen. Die Rumänen erklärten Österreich-Ungarn am 27. August den Krieg, wurden dann aber aus der Walachei vertrieben und bis hinter den Sereth zurückgeworfen. Bereits der Kriegsverlauf des Jahres 1916 zeigte, dass der Krieg für Deutschland angesichts der Überlegenheit der Gegner nicht zu gewinnen sein würde. Am 12. Dezember unterbreiteten die Mittelmächte ein erstes Friedensangebot, das die Entente jedoch ablehnte.

    Am 31. Mai 1916 führte ein Vorstoß der Hochseeflotte vor dem Skagerrak zu einem unentschiedenen Kampf mit den Briten. Die deutsche Seekriegführung in der Nordsee sollte im gesamten Kriegsverlauf durch die Fernblockade der britischen Flotte weitgehend erfolglos bleiben.

    Das Jahr 1917: Russische Revolution und Kriegseintritt der USA

    1917 blieb das deutsche Heer im Osten in der Defensive und wehrte im Westen französische und britische Angriffe ab. Der Ausbruch der Russischen Revolution (1917) und die Siege der Mittelmächte führten zum Zusammenbruch des russischen Heeres im Osten. Die Bolschewiki schlossen am 15. Dezember 1917 einen Waffenstillstand, der schließlich am 3. März 1918 zum Frieden von Brest-Litowsk führte. Damit waren die Mittelmächte um eine Frontlinie entlastet. Die Italiener wurden von den Österreichern von der Isonzofront nach Piave zurückgeworfen und die Türken verloren im März 1917 Bagdad und im Dezember Jerusalem an die Briten.

    Deutschland führte völkerrechtswidrig einen uneingeschränkten U-Boot-Krieg gegen die feindliche Handelsschifffahrt, woraufhin die USA am 6. April 1917 in den Krieg eintrat.

    Das Jahr 1918: Novemberrevolution und Waffenstillstand

    Nach dem Frieden von Brest-Litowsk konnte sich die deutsche Kriegführung voll auf die Front im Westen konzentrieren. Im März begann eine große Offensive, die die Truppen erneut bis zur Marne vorrücken ließ. Doch bis November 1918 hatte eine alliierte Gegenoffensive, unterstützt von amerikanischen Truppen, das deutsche Westheer in die Antwerpen-Maas-Stellung zurückgedrängt. Nun brachen auch die Verbündeten des Deutschen Reiches ein, die Bulgaren in Makedonien, die Türken in Palästina, die Österreicher am Piave erlitten schwere Niederlagen und schlossen zwischen September und November 1918 Waffenstillstände mit der Entente. Die oberste Heeresleitung forderte im September 1918 die Reichsregierung auf, sofortige Waffenstillstandsverhandlungen einzuleiten. Meutereien bei der deutschen Hochseeflotte führten zu einer Revolution, die am 9. November in Berlin in der Ausrufung der Republik gipfelte (Novemberrevolution).

    Nach dem am 11. November 1918 im Wald von Compiègne geschlossenen Waffenstillstand wurden die besetzten Gebiete, Elsass-Lothringen und das linke Rheinufer von deutschen Truppen geräumt, U-Boote und Waffen ausgeliefert.

    Der Friede von Versailles

    Der Versailler Vertrag (28. Juni 1919) mit seinen für Deutschland sehr harten Friedensbedingungen beendete den Ersten Weltkrieg, der zehn Millionen Todesopfer gefordert hatte.

    Kalenderblatt - 19. März

    1921 Russland und Polen unterzeichnen einen Friedensvertrag.
    1953 Der Bundestag billigt die deutsch-alliierten Verträge, die später Deutschlandvertrag genannt werden. In ihnen wird das Ende des Besatzungsstatus und die Wiedererlangung der Souveränität geregelt.
    1956 Die Bundesrepublik erlässt das Soldatengesetz, in dem die Forderungen an eine demokratische Armee dargelegt werden.