Napoleon I. Bonaparte

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    französischer Kaiser; * 15. August 1769 in Ajaccio (Korsika), † 5. Mai 1821 auf St. Helena

    Historische Bedeutung

    Napoleon strebte nach dem Vorbild des karolingischen Frankenreiches die Neuerrichtung eines abendländischen Großreiches mit Frankreich als Mittelpunkt und Ordnungsmacht sowie einem abhängigen Staatensystem an. Er versuchte die Wiederbelebung eines Cäsarentums im Stil spätrömischer Kaiser und betrieb in Nachfolge Ludwigs XIV. die Vernichtung des alten Deutschen Reiches, die Schwächung seiner Führungsmächte Österreich und Preußen. Als französischer Kaiser bekämpfte er England. Er schuf trotz des letztendlichen Fehlschlags seiner Großreichpläne die Grundlagen für die staatliche Neuordnung in Europa im 19. und 20. Jh., weckte aber auch die nationalen Bewegungen in den europäischen Völkern und die imperialistischen Bestrebungen der Folgezeit. Andererseits ermöglichte er die Ausbreitung der Freiheitsideen der Französischen Revolution.

    Militärische Laufbahn

    Geboren auf Korsika als Sohn eines Advokaten (Korsika war seit 1768 französisch), war er zunächst ein fanatischer Feind Frankreichs. Er stieg militärisch schnell auf: Kriegsschule in Brienne (1779), korsischer Freischärlerführer, erfolgreicher Artillerieoffizier bei der Belagerung von Toulon und beim Pariser Sektionenaufstand (dem Sturm auf die Tuilerien am 5. Oktober 1795), Oberbefehlshaber in Italien gegen Österreich, dem Verbündeten Preußens im 1. Koalitionskrieg, gegen Sardinien und den Kirchenstaat. Napoleon war beteiligt an der Gründung der Cisalpinischen, Ligurischen und Tiberinischen Republik (einschließlich Roms; Papst Pius VII. Gefangener in Frankreich). Im Frieden zu Campo Formio mit Österreich 1797 gingen Belgien und das linke Rheinufer an Frankreich; die Schweiz wurde zur von Frankreich abhängigen Helvetischen Republik. Der Feldzug nach Ägypten 1798/99 war als Vorstufe zur Beseitigung der britischen Herrschaft in Indien ohne nachhaltigen Erfolg (Seeniederlage bei Abukir).

    Der Weg zur Macht

    Nach seiner Rückkehr aus Ägypten kam es am 18. Brumaire (9. November) 1799 zum Staatsstreich: Napoleon wurde Erster Konsul auf zehn Jahre (Konsulatsverfassung nach Napoleons Wünschen). In diesem Amt schloss er Frieden mit der Kirche und unterzeichnete ein Konkordat. Der Code Napoleon als umfassende Kodifikation des französischen Rechts entstand. 1801 endete der 2. Koalitionskrieg (England, Russland, Türkei und andere, ohne Preußen) mit dem Frieden von Luneville und der Sanktionierung der französischen Machtposition. 1802 wurde Napoleon durch Volksabstimmung Konsul auf Lebenszeit. 1803 erfolgte im Reichsdeputationshauptschluss die Neuordnung des deutschen Raumes. 1804 schließlich kam es zum Abschluss der Revolutionsepoche durch allgemeine Volksabstimmung und Kaiserkrönung Napoleons in Notre Dame zu Paris.

    Ausbau der Herrschaft in Europa

    Es kam zum 3. Koalitionskrieg (England, Österreich, Russland, Schweden, ohne Preußen). Nach der Seeniederlage gegen England bei Trafalgar und der siegreichen Dreikaiserschlacht bei Austerlitz wurde 1805 der Friede zu Preßburg mit Österreich (Abtretung der letzten österreichischen Besitzungen in Italien) geschlossen. Es entstand ein Schutz- und Trutzbündnis Frankreich-Preußen (Vertrag zu Schönbrunn). 1806 erfolgte die Errichtung des Rheinbundes außerhalb des Deutschen Reiches (16 süd- und westdeutsche Fürsten unter Napoleons Protektorat). Nach einer Neutralitätsverletzung preußischen Gebietes (Durchmarsch Bernadottes durch das damals preußische Ansbach) kam es zum Krieg gegen Preußen und Russland (Sieg bei Jena und Auerstedt 1806 über Preußen, bei Friedland 1807 über Russland). Nach dem Frieden von Tilsit 1807 (Verlust aller preußischen Gebiete westlich der Elbe) setzte Napoleon zur Sicherung der Eroberungen Verwandte als Könige und Großherzöge in Neapel, Holland, Berg, Westfalen und anderen Gebieten ein.

    Napoleon schloss einen Freundschaftspakt mit Zar Alexander I. von Russland zur Unterstützung der Kontinentalsperre gegen England. Seit 1807 betrieb der französische Kaiser die Okkupation Portugals und Spaniens und führte schließlich 1808 einen Feldzug gegen Spanien. 1809 kam es erneut zum Krieg gegen Österreich (Niederlage bei Aspern, Sieg bei Wagram) und zum Frieden von Schönbrunn mit weiteren österreichischen Gebietsabtretungen.

    Napoleon auf dem Höhepunkt der Macht

    1810, nach Scheidung von Josephine Beauharnais, heiratete Napoleon Marie Louise, die Tochter Kaiser Franz I. von Österreich. Er erzwang die Wahl seines Marschalls Bernadotte zum Kronprinzen von Schweden. Es kam zur Vereinigung des Kirchenstaates mit Frankreich und zur erneuten Gefangensetzung des Papstes. 1811/12 stand der Korse auf dem Höhepunkt seiner Macht: Das Napoleonische Reich umfasste den gesamten europäischen Raum zwischen Nordsee und Adria, Ostsee und Ebro; Napoleons Satrapen herrschten in Italien, Spanien, Neapel, Westfalen, Schweden, in den Rheinbundstaaten und im Großherzogtum Warschau; Vasallenstaaten waren Dänemark, Bayern, Sachsen; Preußen war besetzt, Österreich zwangsverbündet; Russland in den Krieg mit der Türkei verwickelt; nur England leistete Widerstand.

    Verlust der Herrschaft

    1812 erfolgte der Umschwung. Napoleon unternahm einen Feldzug nach Russland, drang mit seiner "Großen Armee" bis Moskau vor, wurde dann aber zum Rückzug gezwungen. Auf diesem Rückzug musste die französische Armee außerordentliche Verluste hinnehmen. 1813, nach Erneuerung des Bündnisses Russland-Preußen zu Kalisch, dem später Österreich, England und Bayern beitraten, begannen die so genannten Befreiungskriege. Nach teilweise erfolgreichen Gefechten kam es zur entscheidenden Niederlage der französischen Truppen bei Leipzig (siehe Völkerschlacht). Nach dem Rückzug über den Rhein und dem Ende des Rheinbunds wurde Napoleon bis Paris verfolgt. 1814 musste er abdanken und wurde mit dem Fürstentum Elba abgefunden.

    1815 kehrte Napoleon nach Frankreich zurück und erlangte erneut die Macht. Es kam zur "Herrschaft der hundert Tage". Durch den Wiener Kongress wurde der französische Kaiser geächtet und nach der Niederlage bei Belle-Alliance (Waterloo) auf die britische Insel St. Helena verbannt, wo er 1821 starb. 1840 wurden seine Gebeine nach Paris überführt (Grab im Invalidendom).

    Kalenderblatt - 19. März

    1921 Russland und Polen unterzeichnen einen Friedensvertrag.
    1953 Der Bundestag billigt die deutsch-alliierten Verträge, die später Deutschlandvertrag genannt werden. In ihnen wird das Ende des Besatzungsstatus und die Wiedererlangung der Souveränität geregelt.
    1956 Die Bundesrepublik erlässt das Soldatengesetz, in dem die Forderungen an eine demokratische Armee dargelegt werden.