Berlin 1936

    Aus WISSEN-digital.de

    Spiele der XI. Olympiade


    Daten

    Vom 1. bis 16. August. 328 Frauen und 3738 Männer aus 49 Ländern nahmen an 129 Wettbewerben in 20 Sportarten teil.

    Programm

    Durch 15 Kunstwettbewerbe und die Demonstrationssportarten Baseball und Segelflug wurde das Programm erheblich erweitert. Neu im Programm waren außerdem der Kanusport, Basketball, Handball und (wieder) Polo.

    Der Olympische Fackellauf feierte seine olympische Premiere.

    Austragungsort

    Das IOC hatte 1931 die Spiele an Berlin vergeben, das sich gegen Barcelona und elf andere Städte (darunter auch Frankfurt am Main, Nürnberg und Köln) durchgesetzt hatte. Zum ersten Mal war das Fernsehen dabei, übertrug die Ereignisse in 25 Berliner Hallen.

    Hielt sich das Nazi-Regime bei den Winterspielen von Garmisch-Partenkirchen 1936 noch ziemlich im Hintergrund, so sollte nun in Berlin der Propaganda-Effekt voll genutzt werden. Überall flatterten Hakenkreuzfahnen, die Zeitungen feierten das "neue Deutschland". Die Überlegenheit der "arischen Rasse" sollte demonstriert werden und quasi als Alibi für die Rassenverfolgung durfte die Jüdin Helene Meyer, 1928 schon Olympiasiegerin, am Fechtturnier teilnehmen, indem sie Zweite hinter der Jüdin Ilona Elek aus Ungarn wurde. Öffentliche Gelder wurden in einem nie gekannten Ausmaß in diese Spiele investiert, die in jeder Hinsicht perfekt und bis ins Detail geplant waren.

    Bei der Eröffnungsfeier sprach Adolf Hitler die olympische Eröffnungsformel und der Marathon-Olympiasieger von 1896, Spiridon Louis, überreichte dem Diktator einen Olivenzweig. Mannschaften, die nicht den Hitler-Gruß zeigten, wurden vom Publikum ausgebuht (USA), die Österreicher entboten diesen "Gruß" und die Franzosen wurden bejubelt, weil man ihren "olympischen Gruß" für die "Heil-Bewegung" hielt.

    Hintergründe

    Über den Spielen hingen bereits die Schatten eines drohenden Weltkrieges. Der Spanische Bürgerkrieg tobte seit Juli, italienische Truppen waren in Abessinien, japanische in die Mandschurei eingefallen. In Deutschland hatte die Judenverfolgung begonnen.

    Boykottbestrebungen

    Aus politischen Gründen, vor allem aus Ablehnung der deutschen Rassegesetze gegen die Juden von 1934, erwogen viele NOKs, die Spiele zu boykottieren. Darunter auch das NOK der USA, aber dessen Präsident Avery Brundage drängte auf Teilnahme. Er vertrat die Meinung, Sport habe mit Politik nichts zu tun.

    Medaillenbilanz

    Durch die gewaltigen Investitionen konnte Deutschland mit einer zahlen- und leistungsmäßig gewaltigen Mannschaft auftreten, die mit 33-mal Gold, 36-mal Silber und 3-mal Bronze vor den Sportlern aus den USA (24/20/12) die erfolgreichste bei den Spielen war.

    Vergleiche Medaillenspiegel Berlin 1936.

    Erfolge

    Es fanden Wettkämpfe auf einem bis dahin nie gesehenen hohen Niveau statt. Das war zum größten Teil Verdienst der zehn schwarzen Mitglieder des US-Leichtathletikteams. Von der Nazi-Presse als "schwarze Hilfstruppen der Amerikaner" bezeichnet, gewannen sie siebenmal Gold und je dreimal Silber und Bronze. An der Spitze stand natürlich Jesse Owens, der insgesamt vier Mal Olympiasieger wurde: 100 m, 200 m, Sprintstaffel und Weitsprung. Er war der Star der Berliner Spiele. Bei den Langstrecken dominierten wieder die Finnen.

    Mit je fünf bzw. sechs gewannen die deutschen Turner Konrad Frey (3/1/2) und Alfred Schwarzmann (3/0/2) die meisten Medaillen bei diesen Spielen.

    Mit Ausnahme von Basketball, Fußball und Polo gewannen deutsche Athleten in allen Sportarten Medaillen. Beeindruckend war besonders das Weitsprung-Duell zwischen Lutz Long und Jesse Owens.

    Einen tragischen und tränenreichen Verlauf nahm die Sprintstaffel, in der die deutschen Mädchen klar favorisiert waren. Beim Wechsel zwischen Maria Dollinger und der Schlussläuferin Ilse Dörffeldt fiel das Staffelholz auf die Aschenbahn, aus der Traum. Die deutsche Mannschaft gewann des weiteren das einzige Feldhandballturnier in der olympischen Geschichte vor Österreich und der Schweiz.

    Fazit

    Die Spiele in Berlin waren die bis dahin leistungsstärksten und die am besten organisierten. Das Berliner Olympiastadion bot 110 000 Menschen Platz, das daneben liegende Schwimmstadion 18 000. Sportbauten und Olympisches Dorf (mit festen Ziegelhäuschen und 38 Speisesälen) waren perfekt, Zeitnahme und Ergebnisdienste auf dem neuesten technischen Stand. Für über 3000 Journalisten gab es Bulletins in 14 Sprachen.

    Aber die Spiele werden wegen der politischen Hintergründe und des Missbrauchs der olympischen Idee zu Propagandazwecken zwiespältig in Erinnerung bleiben.