Wirte in der Krise - Der Kampf der Gastronomen ums Überleben

    Aus WISSEN-digital.de

    Quelle / Copyright: Youtube / SWR Doku

    Zwangsschließungen während der Pandemie veranlasste die Bundesregierung, die Mehrwertsteuer in der Gastronomie von 19 Prozent auf sieben Prozent herabzusenken. Laut einem Beschluss endet die Frist mit dem 31. Dezember 2023. Viele Gastronomen sehen ihre Existenz bedroht, sollte die Regierung keine Unterstützung leisten oder auf die Anhebung der Steuer verzichten.

    Warum wurde die Mehrwertsteuer überhaupt gesenkt?

    Corona zwang die Bundesregierung zum Erlass eines Kontaktverbots und die Verordnung eines Sicherheitsabstands. Einige Gastronomiebetriebe waren aufgrund ihrer Lokalgröße nicht in der Lage, die Sicherheitsabstände einzuhalten und die Gastronomie Möbel so anzuordnen, dass ein nachhaltiges und ertragreiches Geschäft fortgeführt werden konnte. Während den höchsten Ansteckungszeiten, wurden die Betriebe gezwungen, ihre Tätigkeiten für einen limitierten Zeitraum einzustellen. Zwar wurde ihnen die Speisenlieferung erlaubt, allerdings mussten die Wirte feststellen, dass sie damit niedrigere Umsätze erzielen, als vor Corona.

    Zum Schutz der Unternehmer, vereinbarte der Gastronomieverband DEHOGA nach zähen Verhandlungen mit Regierungsvertretern, die Steuer für einen bestimmten Zeitraum zu verringern. Zusätzlich wurde den Gastronomen Zuschüsse zugesichert, um einen Teil ihrer Verluste aufzufangen. Die Beträge reichten bei den meisten zur Deckung der Grundkosten. Während der Gesundheitskrise warfen einige das Handtuch und stellten den Betrieb endgültig ein.

    Lage hat sich kaum verbessert

    Mit dem offiziellen Ende der Pandemie, erholten sich manche Betriebe von der Krise. In den ersten Monaten sehnten sich viele Menschen nach Gesellschaft und gaben in Restaurants, Bars und Pubs Geld aus. Mit Beginn des Russland-Ukraine-Konflikts brachen die Umsätze erneut leicht ein. Die daraus resultierende Inflation verschlechterte die Situation vieler Bürger, die vor größeren finanziellen Herausforderungen standen und nicht in der Lage waren, die geforderten Preise in den Lokalen zu bezahlen.

    Weitere Unruhen, wie der Nahost-Konflikt, führen zum Umdenken vieler Bürger, die ihr Geld zurückhalten und sich auf neue Krisen vorbereiten. Sollte es zu erneuten Spannungen kommen oder eine weitere Epidemie oder Pandemie ausbrechen, aufgrund der schlechten humanitären Lage in einigen europäischen Gebieten, drohen wirtschaftliche Verluste. Leidtragende sind unter anderem die Gastronomen.

    "Müssen Teuerungen an unsere Kunden weitergeben"

    Lokalbetreiber wissen, dass sie mit höheren Preisen die verbliebene Kundschaft abschrecken. Es droht das Fiasko, wenn die Regierung keine andere Lösung findet und den Anstieg der Mehrwertsteuer mit Beginn des neuen Jahres durchsetzt. Was den Gastronomen besonders zusetzt, sind:

    Energiekosten

    Fehlendes Gas und teure Stromerzeugnisse heben das Rechnungsniveau deutlich an. Betreiber von Restaurants und anderen Gastro-Läden zahlen heute mehr für Wärme und Strom als vor Beginn des Jahrzehnts.

    Rohstoffpreise

    Einige Rohstoffe sind knapp, andere werden nicht mehr geliefert. Ersatzprodukte zu beschaffen ist ein schwieriges Unterfangen, weshalb einige Restaurants ihre Speisekarten anpassen mussten, um noch abwechslungsreiche Gerichte anzubieten. Die Preise für Getreide wurden deutlich angehoben. Niemand darf vergessen, dass ein wesentlicher Teil des Getreides aus der Ukraine stammt, wo Russland temporär die Ausfuhr der Güter stoppte.

    Inflation

    Teuerungen betreffen weitere Sektoren. Kaffee, Treibstoff und andere relevante Produkte kosten mehr. Für Verbraucher ist das eine große Belastung, die die Wirte zu spüren bekommen, weil manche Stammkunden und die Laufkundschaft ihr Geld für andere Aktionen ausgeben, sofern sie in der Lage dazu sind.

    Wie vielen Gastronomen droht das Aus?

    Der Gastronomieverband des Bundes gibt an, dass allein in Rheinland-Pfalz bis zu 750 Betriebe durch die anstehende Mehrwertsteuererhöhung schließen könnten. Das ergibt eine interne Umfrage unter den Mitgliedern des Verbands. In den Ministerien der Bundesländer gibt es Überlegungen, die Steuer geringer anzuheben und mithilfe einer Umschichtung von Finanztöpfen den Verlust des Bundes aufzufangen. Immerhin könnte das verhindern, dass weniger Gastronomen ihre Lokale für immer aufgeben.

    Obwohl die Zeit drängt, gibt es von der Bundesregierung bisher keine konkrete Antwort, welche Maßnahmen ergriffen werden, um ein Fiasko in der Branche zu verhindern. Betroffen von der Erhöhung sind zudem die Schulmensa, Tageseinrichtungen und Kantinen. Sie alle müssen ihre Preise mit Jahresbeginn um zwölf Prozent anheben oder mit eigenen Verlusten kalkulieren, wenn sie ihre Kunden nicht völlig verschrecken möchten.

    Zusammengefasst bleibt festzustellen, dass die Senkung während Corona die richtige Entscheidung war und viele Betriebe der Branche das Überleben rettete. Die Forderung an Ministerin Malu Dreyer (SPD) die Senkung zu entfristen, ist gemessen der bevorstehenden Konsequenzen, logisch.

    Kalenderblatt - 3. Mai

    1951 Der Europarat nimmt die Bundesrepublik Deutschland als vollwertiges Mitglied auf. Seit dem 15. November 1950 besitzt die Bundesrepublik die assoziierte Mitgliedschaft.
    1971 Erich Honecker löst Walter Ulbricht in seinem Amt als Erster Sekretär der SED ab. Damit beginnt in Ostdeutschland die Ära Honecker, die bis kurz vor dem Mauerfall andauert.
    1993 Björn Engholm, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, tritt von seinem Amt zurück. Er zieht damit die Konsequenz seiner Falschaussage bezüglich der Barschel-Affäre. Engholm wollte in den nächsten Bundestagswahlen als Vertreter der SPD gegen Helmut Kohl um das Kanzleramt konkurrieren. Johannes Rau löst ihn in seinem Amt als SPD-Chef vorläufig ab.