Türkei

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    Geografie

    Die Türkei erstreckt sich über zwei Kontinente und hat sowohl Anteil an Europa (Ostthrakien) als auch an Asien (Anatolien auf der kleinasiatischen Halbinsel). Dardanellen, Marmarameer und Bosporus trennen den europäischen Teil des Landes vom asiatischen. Mit einer Gesamtfläche von 779 452 km² ist das Land mehr als doppelt so groß wie Deutschland.

    Der europäische Teil der Türkei (23 764 km²) nimmt nur etwa 3 % der Gesamtfläche ein und grenzt im Norden an Bulgarien und Griechenland. Es handelt sich um ein Mittelgebirgsland, das von Tälern durchzogen ist. Im Nordwesten erreicht das Instrancagebirge Höhen bis zu 1 000 m.

    Anatolien auf der kleinasiatischen Halbinsel grenzt im Norden an das Schwarze Meer und Georgien, im Osten an Armenien und den Iran, im Süden an den Irak, Syrien und das Mittelmeer, im Westen an das Ägäische Meer und im Nordwesten an das Marmarameer. Das Kernland Anatoliens wird vom Inneranatolischen Hochland gebildet, das im Durchschnitt rund 1 000 m über dem Meeresspiegel liegt, von Schluchten durchzogen ist und von vulkanischen Gebirgsstöcken überragt wird. Im Zentrum liegt der stark salzhaltige Tuz-See, dessen Fläche je nach Niederschlagsmenge bis zu 1 500 km² betragen kann. In Richtung Norden wird das Inneranatolische Hochland vom Pontischen Gebirge begrenzt, das steil zur türkischen Schwarzmeerküste abfällt. Höchste Erhebung hier ist der Kaçkar Dagi mit 3 937 m. Im Süden des Hochlands erhebt sich das stark verkarstete Taurus-Gebirge auf Höhen bis zu etwa 3 700 m. Das Westanatolische Bergland mit Gipfeln bis zu 2 000 m ist durch zahlreiche Täler zergliedert und senkt sich langsam ab zur ägäischen Küste, die ebenfalls durch zahlreiche Buchten und vorgelagerte Inseln stark gegliedert ist.


    Im Osten Anatoliens erhebt sich an der Grenze zu Armenien im Ostanatolischen Hochgebirge der höchste Berg der Türkei, der Ararat mit 5 165 m. Im ostanatolischen Hochland liegt auch der größte See des Landes, der salzhaltige Van-See, dessen Fläche je nach Niederschlagsmenge bis zu 3 700 km² einnehmen kann. Im äußersten Südosten hat die Türkei Anteil an einem flachen, durch zahlreiche Täler zerschnittenen Plateau, das etwa 500 m über dem Meeresspiegel liegt und in Richtung Süden in die Halbwüsten und Wüsten der arabischen Halbinsel übergeht.

    Längster Fluss der Türkei ist der Kizilirmak, der östlich von Sivas entspringt und nach einer Länge von rund 1 350 km ins Schwarze Meer mündet. Der Euphrat (Firat), der eine Gesamtlänge von rund 2 700 km hat, entspringt im Nordosten der Türkei und durchfließt das Land auf einer Länge von rund 960 km. Der Tigris (Dicle) entspringt im Osten Anatoliens.

    Die Hauptstadt Ankara liegt im Inneranatolischen Hochland.

    Klima

    In der Türkei gibt es aufgrund der Größe und der Gestaltung des Landes verschiedene Klimazonen. Im Inneranatolischen Hochland herrscht kontinentales Steppenklima mit heißen Sommern und geringen Niederschlagsmengen (durchschnittlich 300 bis 400 mm jährlich). In Ankara liegt der mittlere Januarwert um den Gefrierpunkt, der mittlere Juliwert bei ca. 23 °C. Im Ostanatolischen Hochland ist das Klima ebenfalls kontinental geprägt, doch die Sommer sind hier kürzer und nicht mehr so warm (19 °C Mittelwert im Juli), die Winter länger und schneereicher (im kältesten Monat Mittelwerte von 12 °C). Die durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt hier rund 540 mm.

    In den Küstengebieten entlang des Mittelmeers und der Ägais im Westen des Landes herrscht mediterranes Klima mit langen und heißen Sommern und milden, feuchten Wintern. In Izmir herrschen im Januar durchschnittlich 9 °C, im Juli liegen die Mittelwerte bei 27 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt etwa 700 mm im Durchschnitt.

    An der Schwarzmeerküste sind die Temperaturen etwas niedriger (Samsun: Januar 6,5 °C, Juli 22,5 °C), hier fallen aber mehr Niederschläge, vor allem im Nordosten (bis zu 2 000 mm).

    Flora und Fauna

    Entsprechend den verschiedenen Klimazonen unterscheidet sich die Vegetation in den verschiedenen Regionen der Türkei. Im Inneranatolischen Hochland findet sich überwiegend Steppenvegetation mit Gräsern und Sträuchern. Westanatolien und Ostthrakien sind durch Pinien- und Kiefernbewuchs und Macchie geprägt. Taurus, Pontisches Gebirge und Ostanatolisches Hochgebirge weisen größere Waldbestände auf. Im Pontischen Gebirge wachsen große Laubwälder mit Buchen, Eichen, Platanen und Birken, die in höheren Lagen in Nadelwälder übergehen. Oberhalb von 2 000 m finden sich alpine Matten. In Ostanatolien und im Taurus dominieren Nadelwälder mit verschiedenen Kiefernarten, Pinien, Tannen und Zedern. Im äußersten Südosten der Türkei findet sich Halbwüstenvegetation mit Gräsern und Zwergsträuchern.

    Die Fauna weist sowohl europäische, asiatische als auch afrikanische Tierarten auf. Dünn besiedelte Gebiete des Landes vor allem in Ostanatolien bieten einen geeigneten Rückzugsraum für viele Tierarten (z.B. Schakale, Wölfe, Bären, Wildschweine, Hirsche). Im Süden der Türkei finden sich unter anderem auch Mungos, Schleich- und Wildkatzen und Leoparden (Kleinasiatischer Leopard). Im Gebiet des Dilek-Nationalparks kommen in der Küstenregion auch die seltenen Mönchsrobben vor. Häufig vorkommende Reptilien in der Türkei sind z.B. Schildkröten und viele Echsenarten.

    Bevölkerung

    Insgesamt leben rund 70,3 Millionen Menschen in der Türkei, die meisten von ihnen sind Muslime (99 %). Es sind verschiedene muslimische Richtungen vertreten, darunter die Hanefiten und Aleviten. Neben den über 85 % Türken bildet das Volk der Kurden die größte Minderheit mit über 10 % Anteil an der Gesamtbevölkerung. Die genaue Anzahl der vor allem in Ostanatolien lebenden Kurden, die im Land unterdrückt und mit Waffengewalt bekämpft werden, kann nur geschätzt werden, denn in offiziellen türkischen Statistiken tauchen die Kurden nicht auf. Daneben gibt es kleinere Gruppen an Arabern, Armeniern, Georgiern und Griechen im Land. Durch die anhaltende Landflucht leben inzwischen zwei Drittel der Gesamtbevölkerung in Städten, die größte Stadt ist das am Marmarameer gelegene Istanbul (Großraum ca. 10,12 Millionen), gefolgt von der Hauptstadt Ankara (Großraum 3,56 Millionen) im Inneranatolischen Hochland und Izmir an der ägäischen Küste (Großraum 2,52 Millionen). Der Südosten des Landes sowie das Ostanatolische Hochland sind die am dünnsten besiedelten Regionen der Türkei. Nach Schätzungen leben über zwei Millionen Türken im Ausland.


    Die Amtssprache im Land ist Türkisch, von den Minderheiten werden jeweils die eigenen Sprachen verwendet. Der Lebensstandard ist im Vergleich zu europäischen Ländern niedrig, das Sozial- und Gesundheitswesen erfasst nur einen Teil der Bevölkerung. Die Lebenserwartung liegt bei rund 72 Jahren. Das Bevölkerungswachstum beträgt rund 1,1 %. Für Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren besteht Schulpflicht, der Schulbesuch ist kostenlos, dennoch liegt die Alphabetisierung im Durchschnitt bei nur etwa 86 %, regional wahrscheinlich deutlich niedriger.

    Politisches System

    Laut Verfassung von 1982 (Reform 1995 und 2001) ist die Republik Türkei eine parlamentarische Demokratie mit Mehrparteiensystem. Staat und Religion (Islam) sind nicht strikt voneinander getrennt, doch die religiösen Gemeinschaften werden durch eine staatliche Institution kontrolliert (Laizismus). Staatsoberhaupt ist der Staatspräsident (Abdullah Gul, seit August 2007), der durch die Nationalversammlung für eine Amtszeit von sieben Jahren gewählt wird. Der Staatspräsident ernennt den Ministerpräsidenten als Chef der Regierung (seit 2003 Recep Tayyip Erdogan).

    Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (Turkiye Buyuk Millet Meclisi), die aus einer Kammer mit 550 Sitzen besteht. Die Abgeordneten werden direkt vom Volk für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt.

    Eine Sonderrolle in der Türkei spielt nach wie vor das Militär als Hüter der inneren und äußeren Sicherheit. Der Spielraum der demokratischen Institutionen wird durch "Empfehlungen" des Nationalen Sicherheitsrates eingeschränkt, der paritätisch mit Regierungsmitgliedern und hochrangigen Militärs besetzt ist. Den Vorsitz führt der Staatspräsident.

    Trotz Mehrheitswahlsystem und einer 10-Prozent-Hürde ist die türkische Parteienlandschaft zersplittert. Die nach den vorgezogenen Parlamentswahlen im Juli 2007 wichtigsten Parteien sind die folgenden: die "Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung" (AKP) des Regierungschefs Erdogan, die "Republikanische Volkspartei" (CHP) und die "Partei der Nationalistischen Bewegung" (MHP).

    Die Türkei ist in 81 Provinzen gegliedert. Jede Provinz hat einen eigenen Gouverneur.

    EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei wurden im Dezember 2004 aufgenommen.

    Wirtschaft

    Seit den 1980er Jahren bemühen sich die wechselnden türkischen Regierungen um eine Liberalisierung und Marktorientierung der Wirtschaft. Das Wirtschaftswachstum war in den 1980er und 1990er Jahren leicht zurückgegangen. 2001 kam es zu einer tief greifenden Wirtschafts- und Finanzkrise, die jedoch durch vom Internationalen Währungsfonds (IWF) gestützte Reformen wieder aufgefangen wurde. Der positive Trend setzte sich auch 2006 mit einem Wirtschaftswachstum von 6 % fort. Das Pro-Kopf-Einkommen stieg in diesem Jahr erstmals auf fast 5 500 US-Dollar. Die extrem hohe Inflationsrate, die jahrelang eines der Hauptprobleme der türkischen Wirtschaft darstellte, war durch ein entsprechendes Anpassungsprogramm des IWF seit 1999 rückläufig, erreichte aber 2006 wieder eine Höhe von 9,8 %.

    In der Türkei herrscht ein deutliches Einkommensgefälle zwischen dem inzwischen industriell stark entwickelten Westen und dem wenig entwickelten Osten und Südosten, der überwiegend noch Agrargebiet ist. Problematisch bleiben weiterhin die Arbeitslosenquote von 9,9 %, der rege Schwarzmarkt und die Tatsache, dass noch immer ein Fünftel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt.

    Rund 35 % aller Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft beschäftigt, hier werden rund 12 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwirtschaftet. Etwa ein Drittel der Staatsfläche wird als Ackerland verwendet, angebaut werden je nach Region Getreide (Mais, Gerste, Weizen), Baumwolle, Tee, Haselnüsse (hier ist die Türkei weltweit größter Exporteur), Tabak (fünftgrößter Exporteur), Weintrauben, Oliven und Feigen. In der Viehwirtschaft werden vor allem Ziegen und Schafe gehalten, etwa ein Drittel der Landesfläche dient als Weideland.

    Die Türkei ist reich an Bodenschätzen. Dazu gehören unter anderem Braun- und Steinkohle, Eisenerze, Chromerze, weitere Erze (wie z.B. Kupfer, Mangan, Wolfram, Nickel, Quecksilber) und Erdöl. Überwiegend im Nordwesten Anatoliens ist die darauf basierende Eisen- und Stahlindustrie angesiedelt. Bedeutendste Zweige der Industrie (insgesamt 30% des BIP) sind die Nahrungs-, Genussmittel- und Textilindustrie, deren Produkte etwa ein Fünftel des gesamten Exportvolumens ausmachen. Industrielle Zentren (auch Maschinenbau, chemische Industrie, Elektroindustrie) sind Istanbul, Bursa, Ankara und Izmir.

    Weiterer bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Türkei ist der Fremdenverkehr. Kulturhistorische Stätten sind ebenso Anziehungspunkte wie die Küstengebiete am Mittelmeer (z.B. Antalya), der Ägäis und am Marmarameer.

    Trotz des kontinuierlich anwachsenden Exportvolumens besteht nach wie vor ein Handelsbilanzdefizit. Die bedeutendsten Handelspartner der Türkei sind die EU-Länder, angeführt von Deutschland, und Russland. Beim Export folgen auf Deutschland Großbritannien und die USA.

    Das Straßennetz in der Türkei wird weiter ausgebaut. Rund ein Drittel der insgesamt 427 000 km Straße sind asphaltiert, es stehen ca. 8 700 km Schiene zur Verfügung. In mehreren Städten gibt es internationale Flughäfen.

    Währung ist seit Januar 2005 die Neue Türkische Lira (TRY) (= 100 Yeni Kurus).

    Republik Türkei

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    Türkiye Cumhuriyeti
    Amtssprache Türkisch
    Hauptstadt Ankara
    Staatsform Parlamentarische Demokratie
    Fläche 779 452 km²
    Einwohner 70.300.000
    Währung Neue Türkische Lira (TRY)
    Zeitzone UTC+2
    KFZ-Kennzeichen TR
    Internet-TLD .tr
    Telefonvorwahl 0090

    Kalenderblatt - 19. März

    1921 Russland und Polen unterzeichnen einen Friedensvertrag.
    1953 Der Bundestag billigt die deutsch-alliierten Verträge, die später Deutschlandvertrag genannt werden. In ihnen wird das Ende des Besatzungsstatus und die Wiedererlangung der Souveränität geregelt.
    1956 Die Bundesrepublik erlässt das Soldatengesetz, in dem die Forderungen an eine demokratische Armee dargelegt werden.