Kontinentalsperre

Kampfmittel Napoleons I. nach dem Scheitern militärischer Aktionen zur Niederzwingung Großbritanniens (Niederlage der französischen Flotte bei Trafalgar 1805); Unterbindung der britischen Handelsbeziehungen mit dem Festland, um das von der Ausfuhr seiner Industriewaren abhängige Großbritannien im Lebensnerv zu treffen; 1806 von Berlin aus in die Wege geleitet und fortan die Politik Napoleons bestimmend: Übereinkunft mit Russland durch den Vorschlag einer europäischen Herrschaftsteilung 1807, Angliederung der sich der Sperrung ihrer Häfen widersetzenden Länder an Frankreich (Portugal 1807/08, Toskana und Kirchenstaat 1809, Holland und norddeutsche Küstengebiete bis Lübeck 1810); von Großbritannien 1807 mit der Blockade Frankreichs, der Wegnahme der für die Sperrung der Ostsee unerlässlichen dänischen Flotte und der Besetzung Helgolands beantwortet; Anlass zu Schmuggel großen Stils und wirtschaftlichem Chaos; 1812 wegen finanzieller und wirtschaftlicher Schädigung von Zar Alexander I. durchbrochen (Anlass zum russischen Feldzug, dessen Scheitern den Sturz Napoleons in die Wege leitete).

Wirtschaftliche Folgen der Kontinentalsperre: rasche Erholung des schwer, doch nicht entscheidend getroffenen Großbritanniens (Teuerung infolge der Sperre der osteuropäischen Getreideausfuhr), nach 1815 auf Betreiben der an der Fortdauer hoher Preise interessierten Grundbesitzer Einführung der Kornzölle (aufgehoben 1846; Anti-Corn-Law-League); Überschwemmung des europäischen Marktes mit britischen Waren, damit Vernichtung eines Teiles der durch die Kontinentalsperre vor der überlegenen britischen Konkurrenz vorübergehend geschützten festländischen Industrie; wichtiger die Behauptung der schon lebensfähigen neugeschaffenen Industriezweige.