Gottfried Keller

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    schweizerischer Schriftsteller; * 19. Juli 1819 in Zürich, † 15. Juli 1890 in Zürich

    Lebensstationen

    Keller wuchs in dürftigen Verhältnissen heran. Seine Mutter hatte zwei Jahre nach dem frühen Tod des Vaters (1824) zum zweiten Mal geheiratet, führte aber eine unglückliche Ehe. Er besuchte zunächst die Armenschule, konnte aber 1833 in die neu errichtete kantonale "Industrieschule" in Zürich eintreten. Weil er durch Zufall in eine von Mitschülern unternommene demonstrative Aktion gegen einen unbeliebten Lehrer geriet, verwies man ihn schon ein Jahr später der Lehranstalt - ein Schockerlebnis, an dem Keller noch Jahrzehnte litt.

    Er begann danach eine Malerlehre, brach den Unterricht aber 1838 ab. Im April 1840 zog er nach München, in der Absicht, sich zum Landschaftsmaler weiterzubilden. Es blieb jedoch beim bloßen Vorsatz, und im November 1842 kehrte er, sich selbst als gescheitert empfindend, von Krankheit und Not niedergedrückt, zu seiner Mutter nach Zürich zurück.

    Im Umkreis der deutschen republikanischen Emigranten des Vormärz, die er in den vierziger Jahren in Zürich kennen lernte, begann er dann, sich als politischer Lyriker zu betätigen. 1846 erschien sein erster Lyrikband, "Gedichte".

    1848 ermöglichte ihm ein Stipendium der Züricher Regierung einen längeren Auslandsaufenthalt. Keller wählte Heidelberg, wo er historisch-philosophische und literarische Studien betrieb. Die endgültige Wendung zum Romancier und Erzähler vollzog sich während der folgenden Jahre in Berlin, wo er von 1850 bis 1855 lebte. Dort entstanden die erste Fassung des autobiografisch motivierten Romans "Der grüne Heinrich" (1854/55) und die Sammlung "Die Leute von Seldwyla" (1856).

    Nach der Rückkehr in die Heimat verbrachte Keller einige Jahre als freier Schriftsteller und Publizist. 1861 wurde er zum Staatsschreiber gewählt; 1875 trat er von diesem Amt zurück, um sich ausschließlich dem Schreiben widmen zu können.

    Erst 1872 begann Keller erneut zu veröffentlichen; es erschienen 1872 die Sammlung "Sieben Legenden", 1874 ein zweiter Teil der "Leute von Seldwyla", 1877 die "Züricher Novellen", 1879/80 die umgearbeitete Neufassung des "Grünen Heinrich", 1881 die Erzählung "Das Sinngedicht", 1886 der Roman "Martin Salander", sein letztes Werk.

    Künstlerische Leistung

    Keller zählt zu den bedeutendsten Erzählern der Epoche des literarischen Realismus. Entscheidend geprägt ist sein Werk von der Philosophie Ludwig Feuerbachs. Keller verzichtet zwar auf die Annahme einer jenseitigen, sinnstiftenden Instanz, vertritt aber die Auffassung eines geordneten Zusammenhangs alles Seienden. Man kann hierfür in Anlehnung an Feuerbachs Terminologie von "Materialismus" reden, muss den Begriff aber von späteren Verwendungen (etwa in der marxistischen Theorie) unterscheiden und berücksichtigen, dass Keller einen geordneten Seinszusammenhang annimmt.

    Geprägt ist Kellers Werk von der Auffassung, dass einmal begangene Fehler nicht wieder gutzumachen sind und sich ihre Folgen ein Leben lang und sogar über Generationen (so z.B. in der Erzählung "Romeo und Julia auf dem Dorfe") negativ auswirken. Kellers Figuren scheitern deshalb oft existenziell. In seinem letzten Roman "Martin Salander" schildert Keller jedoch das Beispiel eines gelungenen Lebens.

    Kalenderblatt - 18. April

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