Die Entdeckung des Ötzi vor 20 Jahren

    Aus WISSEN-digital.de

    Am 19. September ist es genau 20 Jahre her, dass das Nürnberger Ehepaar Erika und Helmut Simon eine unglaubliche Entdeckung machte: die Gletschermumie „Ötzi“. Bei einer Wanderung durch die Ötztaler Alpen in Südtirol bemerken sie in 3.210 Meter Höhe einen braunen Leichnam im Eis.

    Welche Bedeutung der Fund tatsächlich hat, ist den beiden zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Das Ehepaar glaubt anfangs, dass der Tote höchstens vor 40 bis 50 Jahren umgekommen sei. Später finden Forscher heraus, dass die Gletschermumie über 5.300 Jahre alt ist und somit aus der Jungsteinzeit stammt.

    Es ist der Rekordsommer 1991: In der Hitze beginnt sogar der Gletscher von Haudlabjoch in den Ötztaler Alpen zu schmelzen. Nach und nach gibt der Rückzug des Gletschers eine Geländemulde frei, in der sich der Ötzi befindet. Es ist die einzige gut erhaltene Leiche aus der Kupfersteinzeit in Mitteleuropa, das Gletschereis hatte den Toten konserviert. Doch davon ahnen die Entdecker noch nichts, ebenso wenig die italienische Polizei, der sie den Fund melden. Denn zuvor hatte man durch den heißen Sommer bereits sechs andere Leichen verunglückter Wanderer aus dem Eis geborgen.

    Erst die österreichischen Behörden zeigen Interesse und veranlassen die Übergabe des Leichnams an die Universität in Innsbruck. Dort bekommt er seinen Namen „Ötzi“, den er seinem Fundort, den Ötztaler Alpen, verdankt. Zuerst vermuten die Forscher, dass der „Ötzi“ höchstens 100 Jahre tot sei, weil die Mumie so außerordentlich gut erhalten ist. Dann nehmen die Forscher an, dass er im Mittelalter gelebt haben dürfte. Nach weiteren Untersuchungen ist klar, dass die Entdeckung eine noch viel größere Sensation darstellt: Der Prähistoriker Professor Konrad Spindler findet heraus, dass der „Ötzi“ vor mehr als 5.000 Jahren in der Kupfersteinzeit gelebt haben muss.

    In den folgenden Jahren bricht ein erbitterter Streit zwischen Österreich und Italien darüber aus, welcher „Nationalität“ der Ötzi nun angehört. Letztendlich spricht man ihn Italien zu, so dass man die Mumie 1998 von Innsbruck nach Bozen bringt. Dort liegt sie seitdem bei minus 6,5 Grad Celsius in einer Kühlzelle des Archäologischen Museums, die die Bedingungen im Inneren des Gletschers nachahmen soll.

    Inzwischen haben Forscher viel Interessantes über den „Ur-Tiroler“ Ötzi herausgefunden. So vermuten sie als Todesursache etwa eine Pfeil-Verletzung in der linken Schulter, Rippenbrüche sowie einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand auf den Rücken. "Er hat diesen Pfeilschuss nur kurz überlebt", berichtete kürzlich der Studienleiter eines Forscherteams der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, Andreas Nerlich.

    Zum 20. Jahrestag der Entdeckung des Ötzi soll nun eine erste Interpretation der gesamten Forschungserkenntnisse präsentiert werden, zu denen immer neue hinzukommen. Denn auch nach 20 Jahren hat der berühmte Ötztaler nicht aufgehört, die Wissenschaft zu beschäftigen. Schon längst gilt er als bedeutsamster Fund für unser heutiges Wissen über die alpine Vorgeschichte.

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