Mauretanien Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Frühzeit

    Die ältesten archäologischen Funde auf mauretanischem Staatsgebiet verweisen auf frühe Besiedlungen im Neolithikum. Hellhäutige nomadisierende Berber-Stämme bewohnten ab 2000 v.Chr. den Norden des Landes, während negroide Wolof und Soninke im Süden Jagd, Viehzucht und Ackerbau betrieben. Noch in vorchristlicher Zeit schlossen sich Berberstämme des Nordens zu einem Königreich zusammen.

    Islamisierung

    Im 8. Jahrhundert n.Chr. übernahmen die Berber im Norden den Islam von den eingedrungenen Arabern, ohne jedoch ihre Selbstständigkeit ganz aufzugeben; gleichzeitig wurde der Süden Teil des schwarzafrikanischen Reiches Mali. Im 11. Jahrhundert gründete das Berbervolk der Almoraviden für kurze Zeit ein Reich, das bis in den Norden Spaniens reichte. Aber bereits ab Mitte des 12. Jahrhunderts begann das Reich zu zerfallen, der Nordteil blieb in loser Abhängigkeit von Marokko, der Südteil gehörte weiterhin zum Reich der Mali.

    Kolonialzeit

    Sehr spät im Vergleich zur Kolonialisierungsgeschichte des übrigen Afrika ließen sich gegen Ende des 18. Jahrhundert Franzosen am Fluss Senegal nieder. Ein Jahrhundert später stießen sie in die Region nördlich des Flusses vor, welches das heutige Staatsgebiet Mauretaniens bildet. Nach jahrzehntelangen Kämpfen konnten erst 1934 die Berberstämme endgültig niedergeworfen werden, Frankreich hatte das Territorium allerdings bereits 1904 als Besitz proklamiert und 1929 als Französisch-Westafrika zur Kolonie erklärt.

    Unabhängigkeit

    Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gewährte Frankreich Mauretanien eine beschränkte Selbstverwaltung, indem es der Kolonie den Status eines Überseeterritoriums innerhalb der Französischen Union gab. 1958 folgte die Ernennung zur autonomen Republik innerhalb der Gemeinschaft, 1960 wurde das Land in die Unabhängigkeit entlassen. Mokhtar Ould Daddah wurde im Folgejahr zum Staatspräsidenten und Regierungschef gewählt.

    Trotz der Unabhängigkeit blieb der Einfluss Frankreichs groß. Insbesondere die lukrative Ausbeutung der Kupfer- und Eisenerzminen bildete einen wichtigen wirtschaftlichen Grund für das bestehende Interesse.

    1963 war Mauretanien Gründungsmitglied der OAU, der "Organisation für Afrikanische Einheit", die sich als Anwalt der Entkolonialisierung Afrikas verstand. Zwei Jahre danach distanzierte sich Mauretanien sowohl militärisch als auch wirtschaftlich von Frankreich. 1974 folgte die Kündigung aller Verträge mit Frankreich und die Verstaatlichung der bisher von französischen Firmen geleiteten Kupfer- und Eisenerzminen. Im Jahr zuvor war die Islamische Republik Mauretanien Mitglied der "Arabischen Liga" geworden, die den Krieg gegen Israel befürwortete.

    Bereits in den 60er Jahren kam es wiederholt zu Grenzkonflikten mit Marokko um die spanische Überseeprovinz im Norden des Landes - dem heutigen Land Westsahara. Nach dem Rückzug der Spanier aus Spanisch-Sahara einigten sich Marokko und Mauretanien 1976 nach weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen auf eine neue Grenzziehung und annektieren wie vereinbart die Gebiete des Landes. Dagegen lehnte sich eine Guerillabewegung unter dem Namen POLISARIO (Frente Popular para la Liberación de Saqiya al-Hamra y del Río de Oro) auf, die von Algerien, Libyen und einigen anderen schwarzafrikanischen Staaten unterstützt wurde. Ein blutiger Bürgerkrieg folgte, der 1978 zum Sturz von Mokthar Ould Daddah durch das Militär führte. Dieses unterstellte die Staatsgewalt einem "Militärkomitee für Nationalen Wiederaufbau", das von General Mustafa Ould Mohammed Salkek geführt wurde. In den nächsten Jahren kam es wiederholt zu einer Reihe von Militärputschen. Mauretanien zog 1979 seine Ansprüche auf den von ihm besetzten Teil der West-Sahara zurück und beorderte seine Truppen aus dem Land. Daraufhin annektierte Marokko die ehemals von Mauretanien beanspruchten Regionen.

    Es folgten weitere Putsche, aus denen 1984 Maaouiya Ould Sid’Ahmad Taya als neuer Militärmachthaber hervorging. Doch die innen- und außenpolitischen Unruhen hielten an: 1989 führten Streitigkeiten an der Grenze zum Senegal zu schweren Unruhen, gleichzeitig verschärften sich die Auseinandersetzungen zwischen hellhäutiger Maurenoberschicht und unterdrückter schwarzer Minderheit im Land. Anfang der 90er Jahre reagierte Maaouiya Ould Sid’Ahmad Taya mit demokratischen Reformen und einer Politik des inneren Ausgleichs, die sich 1991 in einer neuen demokratischen Verfassung niederschlug. Bei ersten direkten Wahlen wurde er für sechs Jahre im Amt als Staatsoberhaupt bestätigt, wobei die Opposition ihm Wahlbetrug vorwarf.

    1992 wurde Sidi Mohamed Ould Boubacar, Vorsitzender der Demokratisch-sozialen Partei PRDS nach gewonnenen Nationalversammlungs- und Senatswahlen neuer Regierungschef. 1996 folgte Sheik Al-Afia Ould Mohammed Khouna als Regierungschef und im Jahr darauf wurde Staatspräsident Maaouiya Ould Si d’Ahmad Taya bei Wahlen bestätigt. Mohammed Lemine Ould Bah Ould Guig wurde durch ihn für die Dauer eines Jahres zum neuen Regierungschef ernannt, 1997 kam Mohammed Khouna wieder ins Amt als Regierungschef.

    Bei Teilsenatswahlen im Jahr 2000 wurde die Regierungspartei bestätigt, erstmals zog auch eine Frau in den Senat des islamischen Staates ein. Bei den Nationalratswahlen 2001 erhielt die regierende PRDS die absolute Mehrheit. Da diese Wahl im Gegensatz zu den vorhergehenden Parlamentswahlen von den Oppositionsparteien nicht boykottiert wurde, gilt sie als erster Schritt hin zu einer Mehrparteiendemokratie.

    Am 3. August 2005 fand ein Militärputsch statt, der die Absetzung des Präsidenten Taya zur Folge hatte. Die Putschisten setzten den Polizei- und Geheimdienstchef Ely Ould Mohammed Vall als Regierungschef ein und hatten zum Ziel, innerhalb von zwei Jahren demokratische Verhältnisse zu schaffen. Im November 2006 fanden Parlamentswahlen statt; Zein Ould Zeidane wurde zum Premierminister gewählt. Am 25. März 2007 wurde der ehemalige Finanzminister Sidi Ould Cheikh Abdallahi zum neuen Präsidenten gewählt, womit die Machtrückgabe an eine zivile Regierung abgeschlossen ist.