Marcel Reich-Ranicki

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    deutscher Literaturkritiker; * 2. Juni 1920 in Wloclawek, † 18. September 2013 Frankfurt am Main

    Der Vater des in Wloclawek an der Weichsel geborenen Literaturkritikers stammte aus Polen, seine Mutter aus Deutschland. 1929 zog die Familie nach Berlin, von wo aus Reich-Ranicki - kurz nach dem Abitur - im Herbst 1938 nach Polen deportiert wurde. Von 1940 bis 1943 lebte er im Warschauer Ghetto.

    Nach dem Krieg war er zunächst Verlagslektor; ab 1951 lebte er als freier Schriftsteller in Warschau. Aus politischen Gründen erhielt er in Polen für die Jahre 1953/54 ein generelles Publikationsverbot. 1958 siedelte er in die Bundesrepublik Deutschland über. Zunächst war er Literaturkritiker der "Zeit"; von 1973 bis 1989 schließlich Leiter des Literaturteils der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Als "Großkritiker" und "Literaturpapst" war er nicht unumstritten. Er provozierte unter anderem gerne in seiner Rolle als Gastgeber der ZDF-Sendung "Das literarische Quartett" (1988 bis 2001), die ohne seine temperamentvolle Präsenz nicht denkbar gewesen wäre.

    Reich-Ranicki erhielt zusammen mit der polnischen Autorin Hanna Krall den Samuel-Bogumil-Preis für das Jahr 2000. Der Preis wird für besondere Verdienste um die deutsche und polnische Literatur vergeben. 2002 erhielt er den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main, 2007 die Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität zu Berlin.

    Autobiografie: "Mein Leben" (2000).

    Kalenderblatt - 26. April

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