Sotschi 2014

    Aus WISSEN-digital.de

    Die 22. Olympischen Winterspiele fanden vom 7. bis 23. Februar 2014 in der russischen Stadt Sotschi statt. Damit gab es zum zweiten Mal nach den Sommerspielen 1980 in Moskau Olympische Spiele in Russland. Die Spiele in Sotschi waren die ersten Winterspiele in einer subtropischen Stadt. Alle Skiwettbewerbe und Veranstaltungen unter freiem Himmel fanden im Bezirk Krasnaja Poljana statt, dem direkten Hinterland der Stadt. Sämtliche Eishallen befinden sich im Olympiapark Sotschi, direkt am Schwarzen Meer.

    Austragungsort

    Die russische Stadt Sotschi liegt am Schwarzen Meer an der "russischen Riviera" in der Region Krasnodar, nahe der Grenze zu Georgien. Sotschi ist einer der beliebtesten Bade- und Kurorte Russlands. Es liegt auf einem Breitengrad mit Nizza. Das Klima zeichnet sich aus durch lange Sommer mit subtropischen Temperaturen und relativ kurzen und milden Wintern.

    Mit ihren 343 334 Einwohnern (Stand 2010) und einer Fläche von etwa 3500 km² ist Sotschi eine der am dünnsten besiedelten und somit großzügigsten Städte der Welt. Die Stadt ist nicht nur Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014, sondern auch Spielstätte bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018. Außerdem soll der Große Preis von Russland der Formel-1 hier stattfinden.

    In der Nähe der Stadt beginnen die ersten Berge des Kaukasus. Die ersten Bergketten reichen dabei auf rund 1000 Meter hinauf. 25 bis 40 Kilometer von der Küste entfernt findet man die ersten Dreitausender, wie etwa den 3345 Meter hohen Zachwoa. Dort liegen die Durchschnittstemperaturen um etliche Grade tiefer als in der Küstenregion.

    Drumherum

    Bewerbung

    Sotschi hatte sich bereits um die Olympischen Winterspiele 2002 beworben; von den damaligen neun Bewerbern waren aber fünf nicht in die eigentliche Abstimmung gekommen: Graz (Österreich), Jaca (Spanien), Poprad (Slowakei), Sotschi (Russland) und Tarvisio (Italien). Die Abstimmung fand zwischen Salt Lake City (USA), Sion (Schweiz), Östersund (Schweden) und Québec (Kanada) statt. Salt Lake City ging als endgültiger Sieger daraus hervor.

    Beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) gingen bis zum Fristende am 28. Juni 2005 sieben Bewerbungen von Städten als Austragungsort für die Olympischen Winterspiele 2014 ein: Almaty (Kasachstan), Bordschomi (Georgien), Jaca (Spanien), Pyeongchang (Südkorea), Salzburg (Österreich), Sofia (Bulgarien) und Sotschi (Russland). Das IOC reduzierte das Kandidatenfeld am 22. Juni 2006 auf drei Städte: Pyeongchang, Salzburg und Sotschi.

    Die endgültige Entscheidung über den Austragungsort der Spiele fiel in Guatemala-Stadt. Der damalige IOC-Präsident Jacques Rogge gab am 4. Juli 2007 die Entscheidung bekannt: Sotschi hatte sich mit 51 zu 47 Stimmen im zweiten Wahlgang gegen Pyeongchang durchgesetzt. Salzburg war bereits im ersten Wahlgang ausgeschieden.

    Sotschis Sieg war ein großer persönlicher Erfolg für den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er hatte das Werben für die Stadt zur Chefsache erklärt.

    Fackellauf

    Der Fackellauf zu den Winterspielen 2014 in Sotschi war der längste in der olympischen Geschichte. Am 9. November2013 trat die olympische Fackel ihre Reise ins Weltall an. Die Kosmonauten Oleg Kotow und Sergej Rjasanskij waren ihre Begleiter und brachten sie auf der Internationalen Raumstation (ISS) bei einem Weltraumspaziergang erstmals in den freien Weltraum hinaus. Dieses Ereignis stellte den Höhepunkt des olympischen Fackellaufs für Sotschi dar.

    Die olympische Fackel reiste jedoch nicht nur zur Raumstation ISS, sondern auch hinauf auf den Gipfel des Elbrus und hinunter in die Tiefen des Baikalsees in Sibirien. Um diese Reise zu ermöglichen, nahmen etwa 14 000 Fackelläufer an dem Großereignis teil. Mit der Fackel wurde am 7. Februar im Olympiastadion "Fisht" das olympische Feuer entzündet.

    Maskottchen

    Die Olympischen Winterspiele 2014 hatten drei Maskottchen: einen Hasen, einen Schneeleoparden und einen Eisbären. TV-Zuschauer wählten die Tiere per Telefon aus. Das Organisationskomitee hoffte, dass die Maskottchen so beliebt werden wie der Braunbär Mischa, das bis heute populäre Maskottchen der Olympischen Spiele in Moskau. Viele Einwohner von Sotschi waren mit der Auswahl jedoch nicht einverstanden: Die Tiere stünden in keiner Beziehung zum Austragungsort. Sie entschieden sich in einer inoffiziellen Abstimmung mehrheitlich für einen Delfin auf Skiern.

    Motto und Konzept

    Das Motto der 22. Olympischen Winterspiele lautete "Hot. Cool. Yours.". Laut Dimitri Tschernyschenko, Chef des Olympic Organizing Committee (SOOC), beschreibt es die Vielfalt Russlands. Der Slogan beziehe sich zudem auf "die Leidenschaft des Sports, die Jahreszeit und die Wahrnehmung Russlands in der Welt sowie die Olympischen Spiele für jedermann".

    Die Spiele standen unter dem Slogan "Gateway to the Future" ("Tor zur Zukunft"). Sie sollten für Russland das Tor in die Zukunft sein, für eine nachhaltige sportliche, soziale, wirtschaftliche und ökologische Entwicklung. Trotz Investitionen von geschätzten 38 Milliarden Euro bezweifelten ausländische Experten aber die Nachhaltigkeit und vor allem die ökologische Verträglichkeit von Olympischen Winterspielen in einer subtropischen Stadt. Russische Experten erwarteten sogar Gesamtkosten von 50 Milliarden Euro. Einige der teuren Bauten sollten nach dem Ende der Spiele in nationale Leistungszentren umgewandelt werden, etwa im Biathlon, andere zu Messehallen umfunktioniert.

    Gemäß SOOC-Chef Tschernyschenko sollten diese Winterspiele "die ganze Region verändern". Der ohnehin in Russland immer beliebter werdende Skisport sollte Präsident Putin zufolge ein neues Zentrum in Sotschi und Krasnaja Poljana finden, das als ernst zu nehmende Konkurrenz gegen renommierte Wintersportorte wie St. Moritz, Zermatt, Kitzbühel oder Lech antreten und auch einen vergleichbar exklusiven Charakter erhalten sollte. Putin zufolge sollte Krasnaja Poljana zum "Schaufenster des neuen Russland" werden.

    Paralympische Spiele 2012

    Die 11. Paralympischen Spiele fanden im Anschluss an die Olympischen Spiele vom 7. bis 16. März 2014 in Sotschi statt. Symbol der Paralympics in Sotschi war das Duo "Sternjunge und Schneeflocke".

    Olympische Dörfer

    Bei den Winterspielen in Sotschi gab es zwei Regionen mit Wettkampfstätten und insgesamt drei olympischen Dörfern. Das olympische Dorf der Küstenregion lag in Adler, rund 20 Kilometer südöstlich von Sotschi, direkt am Meer. Hier wurden die Teams der Eissportarten (Eishockey, Curling, Eiskunst-, Eisschnelllauf und Short Track) innerhalb des neu gebauten Olympiaparks untergebracht. Von diesem küstennahen olympischen Dorf bietet sich eine herrliche Aussicht auf das eisfreie Schwarze Meer und Palmen.

    Die Schneeregion befand sich in der Bergregion Krasnaja Poljana. Hier lagen zwei olympische Dörfer in unmittelbarer Nähe voneinander. In Psekhako Ridge gab es ein Dorf für die Athleten der nordischen Disziplinen (Langlauf und Biathlon) und im Gebirge rund um Rhoza Khutor ein Quartier für die Alpin- und Freestylesportler sowie Snowboarder, Kombinierer, Skispringer, Bob-, Skeletonfahrer und Rodler.

    Wettkämpfe

    Bei den Winterspielen 2010 in Vancouver wurden 86 Goldmedaillen vergeben. Die olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi warteten mit zwölf neuen Entscheidungen auf: In 98 Wettbewerben in sieben Sportarten standen Entscheidungen an. Durch die spektakulären Freestyle-Ski- und -Snowboard-Wettkämpfe versuchte das Internationale Olympische Komitee (IOC) vor allem junge Fans für die Olympischen Spiele zu begeistern. Die neuen Wettbewerbe:

    • Skispringen der Frauen
    • Slopestyle Freestyle-Ski der Frauen und Männer
    • Snowboard der Frauen und Männer
    • Snowboard Spezial Parallelslalom für Männer und Frauen
    • Freestyle-Ski Halfpipe der Männer und Frauen
    • Biathlon Mixed Staffel
    • Teamwettbewerb Eiskunstlauf
    • Teamwettbewerb Rennrodeln

    Wettkampfstätten

    Insgesamt elf Sportstätten wurden für das Ereignis am Schwarzen Meer und in den Bergen gebaut. Bei der Gestaltung der Bauten ließen sich die Architekten oft von der Natur inspirieren: ein gefrorener Wassertropfen, Sprungschanzen als "Bergzungen", ein Eisberg. Viele Architekten halten aber nicht jedes Bauwerk für gelungen und beklagten Kitsch und Gigantismus. Dimitri Tschernyschenko vom Organisationskomitee meinte dazu: "Die Tatsache, dass keine Sportstätten vorhanden waren, stellte sich als wichtiger Vorteil heraus. Dadurch konnte die Firma Olympstroi alles so planen und errichten lassen, dass es die hohen Standards des Internationalen Olympischen Komitees erfüllt."

    Bei den Winterspielen in Sotschi gab es zwei Regionen mit Wettkampfstätten: eine Küstenregion und eine Schneeregion.

    Küstenregion (Olympiapark Sotschi)

    Alle Eishallen sind im Olympiapark Sotschi entstanden, wodurch erstmals in der olympischen Geschichte alle Hallen untereinander zu Fuß erreichbar waren. Das Gelände befindet sich direkt am Schwarzen Meer.

    • Olympiastadion Sotschi: Das zentrale "Fisht"-Stadion gilt als markantester Bau. Ein Computer steuert die Beleuchtung der Ultraleichtkonstruktion über LED-Dioden. Es handelt sich um ein "energieeffizientes" Gebäude, Regenwasser wird aufgefangen und gefiltert für die Toilettenspülung genutzt. Das Stadion hat eine Kapazität von 40 000 Zuschauern. Hier wurden die Eröffnungs- und die Abschlussfeier der Winterspiele durchgeführt. Nach den Spielen sollte das Stadion für Fußball genutzt werden.
    • Bolschoi-Eispalast: Die benachbarte Multifunktions-Arena mit ihrer Glasfassade und Kuppel ist ebenfalls sehr auffällig. Zwar sollen die Spezial-Mehrschichtscheiben das Innere vor den meist milden Temperaturen in der subtropischen Region schützen. Experten beklagen aber horrende Kosten für die Kühlung der Arena. Wohl auch deswegen wollteen die Organisatoren die Halle nach den Winterspielen zu einer Radrennbahn umbauen. Die Arena bietet 12 000 Zuschauern Platz. Hier fanden auch die Finale im Eishockey statt.
    • Schaiba-Eisarena: In der Multifunktionshalle für 7000 Zuschauer fanden Eishockeyspiele statt. Nach dem Ende der Paralympics sollte die Arena abgebaut und in einer anderen russischen Stadt wieder aufgebaut werden.
    • Eisberg Eislaufpalast: Die Halle hat eine Kapazität von 12 000 Plätzen. Hier fanden Eiskunstlaufen und Shorttrack statt.
    • Adler Arena: Sie hat eine Kapazität von 8000 Zuschauern und besitzt eine 400-Meter-Eisbahn für den Eisschnelllauf.
    • Ice Cube Curling Center: Die Multifunktionshalle für die Curling-Wettkämpfe bietet 3000 Zuschauern Platz.

    Die "Medal Plaza" für die Siegerehrungen, ein Olympisches Dorf und das Medienzentrum befinden sich ebenfalls im bzw. beim Olympiapark Sotschi.

    Schneeregion

    Die Anmutung des riesigen, rund 400 000 Hektar großen Naturschutzparks im Hinterland von Sotschi gleicht landschaftlich sehr dem schweizerischen Kanton Tessin, weshalb das Gebiet auch als "russische Schweiz" bezeichnet wird. Etwa 70 Kilometer östlich von Sotschi liegt das Gebirgsdorf Krasnaja Poljana, das das eigentliche Zentrum des Skigebiets darstellt, in der gleichnamigen Region. Auf etwa 600 Höhenmetern gelegen ist das Dorf von drei Dreitausendern umgeben, die teilweise vergletschert sind.

    • "RusSki Gorki" Skisprung-Zentrum: Es wurde im 400-Einwohner-Dorf Esto-Sadok erbaut, das an den nördlichen Hängen der Aibga Bergkette liegt. Die Anlage fasst 7500 Zuschauer und besitzt neben den beiden Olympiaschanzen auch drei kleinere Trainingsschanzen.
    • "Laura" Biathlon- und Skilanglaufzentrum: Es wurde auf dem Psechako-Bergkamm (Chrebet Psechako) errichtet, der rund sechs Kilometer von Krasnaja Poljana entfernt liegt. Die Anlage hat ein Langlauf- und ein Biathlon-Stadion für jeweils 7500 Zuschauer.
    • Bob- und Rodelbahn "Sanki": Sie bietet Platz für 5000 Zuschauer.
    • "Rosa Chutor" Alpin-Zentrum: Auf dem etwa acht Kilometer von Krasnaja Poljana entfernten schneesicheren Bergplateau Rosa Chutor wurden sämtliche alpinen Skientscheidungen ausgetragen. Die Gesamtpistenlänge beträgt rund neun Kilometer.
    • "Rosa Chutor" Freestyle- und Snowboard-Park: Die Anlagen bieten Platz für 4000 bzw. 6250 Zuschauer.

    Kalenderblatt - 26. April

    1925 Hindenburg wird zum Reichspräsidenten gewählt.
    1954 Eröffnung der Ostasien-Konferenz in Genf, auf der über die Koreafrage und den Frieden Indochinas beraten werden soll.
    1974 Der Bundestag stimmt über die Reform des § 218 ab und entscheidet sich für die Fristenlösung, die aber am 25. Februar vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt wird.