Die Geschichte der Zeiterfassung

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    Wer an Arbeitszeiterfassung denkt, verbindet diesen Gedanken unweigerlich mit Kontrolle. Das trifft sogar zu, doch nahm diese Kontrollmaßnahme ihren Anfang überraschenderweise nicht im produzierenden Gewerbe, sondern in einem anderen Bereich: im Beamtenapparat der bayrischen Polizei.

    Weniger Schlendrian, mehr Kontrolle in Bayern

    Anton Baumgartner stand bei Antritt seines Dienstes als Polizeidirektor in Bayern vor schwierigen Aufgaben. In der Bevölkerung machte er sich durch seine Erlasse unbeliebt, obwohl er sich als oberster Polizeichef verschiedener sozialer Probleme annahm. Von seinen Polizeibeamten erwartete Baumgartner zuverlässigen Einsatz, der nicht immer gegeben war. Unterstützt durch Reichsgraf von Rumford führte er Kontrollapparate ein, in die jeder Beamte zu bestimmter Zeit eine Münze einzuwerfen hatte. Fehlzeiten fielen sofort auf. Doch zum Eklat kam es erst, als wegen der Verschuldung des Amtes niemand mehr an die Polizei liefern wollte: Baumgartner musste gehen, doch die Zeiterfassung blieb.

    Nachts in den Straßen von Schwenningen

    Ähnliche Sorgen trieben den baden-württembergischen Ratsschreiber in Schwenningen, Johannes Bürk, um. Ihm oblag die Kontrolle der Nachtwächter. Der spätere Ingenieur beschäftigte sich intensiv mit der Herstellung von Uhren und erfand 1849 eine Uhr, mit der die Nachtwächter wie schon die bayrischen Polizisten ihre Anwesenheit zu bestimmten Zeiten nachwiesen. Der Vorteil dieser Erfindung gegenüber den Apparaten von Baumgartner lag darin, dass Bürks Nachtwächter-Uhren tragbar waren. Die daraufhin von Bürk gegründete Württembergische Uhrenfabrik florierte und in der aufkeimenden Industrialisierung zog die Idee, Arbeitszeit, statt Arbeitsergebnisse zu erfassen, bald in die großen Fabriken ein. Noch bis 1996 produzierte das Unternehmen Kontrolluhren.

    Industrialisierung ist auch Rationalisierung

    Die ursprünglich für eine begrenzte Branche konzipierten Kontrolluhren zogen in die Fläche ein. Als noch Tausende Arbeiter durch die Werkstore strömten, entstanden Begriffe wie Stechuhr und Stempeln. Beide nehmen Bezug auf die Technik der Zeiterfassung: Mal wurde ein Loch in ein Papier gestochen, dann gab ein Stempelaufdruck Auskunft über die An- oder Abwesenheit der Arbeitenden. Der Papierverbrauch für diese Verfahren schien den Fabriken zu hoch. Außerdem war es anspruchsvoll, die erfassten Daten auszulesen. Die Lösung meldete 1894 Daniel M. Cooper aus Rochester im Staate New York zum Patent an: die Zeiterfassung mit dem Workman's Time Recorder. Nun gelang es, mehrere Stempel auf einer Karte unterzubringen und die Arbeitsleistung einer bestimmten Person zu erfassen.

    Eine Zeitenwende kündigt sich an

    Cooper war mit der nach technischen Verbesserungen jetzt International Time Recorder genannten Zeiterfassung so erfolgreich wie Bürk mit seinen Nachtwächter-Uhren. In Rochester jedoch schließen sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts Firmen zusammen und 1911 wird die Computing-Tabulating-Recording Company gegründet. 1924 kommt es zur Umbenennung in International Business Machines Corporation, kurz IBM. Das heute für seine IT-Produkte bekannte Unternehmen produzierte und vertrieb seinen Time Recorder bis 1958, um ihn dann an die Simplex Time Recording Company zu verkaufen.

    Das neue Jahrtausend und New Work

    Die Zeit der analogen Erfassung von Arbeitszeit liegt weit zurück. Heute lassen sich Arbeitszeiten digital erfassen, was die Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle in Unternehmen unterstützt. In Zeiten von Homeoffice ist die Frage nach Kontrolle geleisteter Arbeit scheinbar noch immer dringlich. Dabei liegen zwei Interessen im Fokus. Einerseits wünschen sich Arbeitgeber mehr Informationen darüber, ob sich Beschäftigte am Arbeitsplatz aufhalten. Andererseits fordern Arbeitsschützer mehr Informationen zu geleisteter Mehrarbeit. Beide Informationen liefert eine moderne digitale Zeiterfassung.

    Kalenderblatt - 19. März

    1921 Russland und Polen unterzeichnen einen Friedensvertrag.
    1953 Der Bundestag billigt die deutsch-alliierten Verträge, die später Deutschlandvertrag genannt werden. In ihnen wird das Ende des Besatzungsstatus und die Wiedererlangung der Souveränität geregelt.
    1956 Die Bundesrepublik erlässt das Soldatengesetz, in dem die Forderungen an eine demokratische Armee dargelegt werden.