Mexiko Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Indianische Hochkulturen

    Schätzungsweise schon 20 000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung begann die Besiedelung des mexikanischen Hochlands durch Jäger und Sammler (ca. ab 5500 v.Chr. auch Ackerbau). Ab 1200 v.Chr. bildeten sich erste Hochkulturen mit Städten heraus (unter anderem Tlatilco, Monte Albán, Teotihuacán), die untereinander Handel betrieben. Auf der Halbinsel Yucatán und im Norden des heutigen Guatemala bildete sich das Reich der Maya heraus, dessen Blütezeit zwischen 300 und 900 n.Chr. lag. Die Mayas verfügten über eine Hieroglyphen-Schrift und über ein Kalenderwesen.

    Im 8. Jh. n.Chr. lebten im Gebiet des heutigen Mexiko neben den Mayas unter anderem Olmeken, Zapoteken, Mixteken, Tolteken, Chichimeken und Tepaneken. Vermutlich gab es über 100 politische und religiöse Zentren auf dem Gebiet des heutigen Mexiko, wobei auf der Halbinsel Yucatán und in Südmexiko die Kultur der Maya dominierte, während sich in Zentralmexiko das Reich Teotihuacán ab dem 2. Jh. n.Chr. zur führenden Macht herauskristallisierte. Beide Kulturen wurden später von der der Tolteken überlagert.

    Im 14. Jh. siedelten sich die Azteken, die "Mexika" genannt wurden (und somit Namensgeber für das heutige Mexiko waren) an der Stelle der heutigen Hauptstadt auf einer Insel im Texcocosee an und stiegen in den kommenden Jahrzehnten zur führenden Macht in Zentral-Mexiko auf. Im 15. Jh. vergrößerte ihr König Montezuma I. das Herrschaftsgebiet, das zu Beginn des 16. Jh. von der Golf- bis zur Pazifikküste reichte. Mittelpunkt war die Stadt Tenochtitlán, die mehr als 200 000 Einwohner zählte.

    Neuzeit

    Nachdem Christoph Kolumbus den südamerikanischen Kontinent entdeckt hatte, erkundete er bis 1504 die gesamte Ostküste Mittelamerikas. Im Glauben, die Westroute nach Indien gefunden zu haben, nannte er die Ureinwohner kurzerhand "Indianer". 1519 gründete der spanische Gesandte Hernán Cortés im Auftrag Spaniens die erste Siedlung auf dem Festland (Veracruz), mit rund 500 Soldaten begann er mit der Eroberung des Hinterlandes. 1521 standen die Spanier vor den Toren Tenochtitláns. Nach einer Belagerungszeit wurde die Stadt erobert und zerstört. Zahlenmäßig war das Heer der Azteken den spanischen Soldaten weit überlegen gewesen, doch eine ausgeklügelte Bündnispolitik von Cortés mit verfeindeten Indiostämmen und die Feuerwaffen der Conquistadoren führten zum raschen Sieg des kleinen spanischen Heeres. Zwei Jahre später waren der Westen und der Südwesten des heutigen Mexikos in der Hand der Spanier. Es begann die Christianisierung der Bevölkerung durch Mönche und die Einführung der Zwangsarbeit in Minen und auf den Feldern. Bis 1580 starben schätzungsweise zwölf Millionen Indios durch Krankheiten, die von den Spaniern eingeschleppt worden waren bzw. an den Folgen der Zwangsarbeit und Misshandlungen. Dieses Massensterben reduzierte die Bevölkerung der Indios bis Anfang des 19. Jh.s von ursprünglich rund 20 Millionen auf drei Millionen.

    1535 wurde das spanische Vizekönigreich Neu-Spanien ausgerufen (das weit mehr Gebiete als die des heutigen Mexiko umfasste). Durch die vorhandenen Gold- und Silberminen wurde Mexiko aber die wichtigste Kolonie der Spanier in der neuen Welt. Zentrum wurde die auf den Trümmern von Tenochtitlán erbaute Stadt México (heute Mexiko-Stadt). Um 1600 war das gesamte Gebiet des heutigen Mexiko bis an den Rio Bravo del Norte (der heute die Grenze zu den USA bildet) in spanischer Hand. Von mexikanischem Gebiet aus drangen die Spanier immer weiter in Richtung Norden vor und gründeten auf dem Gebiet der heutigen USA mehrere Städte (wie z.B. Santa Fe im heutigen amerikanischen Bundesstaat New Mexico).

    Unabhängigkeit und politische Wirren

    Zu Anfang des 19. Jh.s begannen erste Aufstände gegen die Conquistadoren bzw. die sich herausbildende weiße Führungsschicht der Kreolen (als Nachfahren der Eroberer). Zu diesem Zeitpunkt bestanden rund 90 % der Bevölkerung aus Indios und Mestizen, also Mischlingen aus Weißen und Indios. Gleichermaßen herrschten Spannungen zwischen den in Mexiko geborenen Kreolen und dem spanischen Mutterland, das 1808 im Rahmen der Napoleonischen Kriege an Frankreich gefallen war.

    Mehrere Aufstände wurden niederschlagen (1810 unter dem Priester Miguel Hidalgo y Costilla, 1815 unter José María Morelos y Pavón). 1821 verbündete sich der kreolische General Agustín de Iturbide mit den aufständischen Indianern und befreite das Land von der spanischen Herrschaft. Ein Jahr später ließ sich der General vom Militär als Agustín I. zum Kaiser von Mexiko erklären. Eine Zeit politischer Unruhen und Wirren begann: 1823 wurde der Kaiser gestürzt und hingerichtet, 1824 die Republik Mexiko ausgerufen. Spannungen zwischen konservativen und liberalen Kräften führten wiederholt zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen und zu 34 Regierungswechseln innerhalb von 20 Jahren. 1836 löste sich der spätere Bundesstaat Texas von Mexiko, was zum Krieg zwischen den beiden Ländern führte (Mexikanischer Krieg 1846-48). 1847 wurde Mexiko-Stadt von US-amerikanischen Truppen eingenommen, erst ein Friedensvertrag führte zu einem Ende der Kampfhandlungen. Das unterlegene Mexiko musste auf alle Gebiete nördlich des Río Grande verzichten.

    Der liberale mexikanische Staatspräsident Benito Juarez García leitete 1858 die Trennung von Staat und Kirche ein. 1861 verkündete er den bevorstehenden Staatsbankrott Mexikos. Daraufhin intervenierten die Gläubigerstaaten Spanien, Großbritannien und Frankreich. Französische Truppen besetzten 1863 Mexiko-Stadt und riefen die Monarchie aus. Der österreichische Erzherzog Maximilian wurde als Kaiser eingesetzt, doch schon kurz darauf gestürzt und erschossen. Die Republikaner unter Benito Juárez García besiegten die französischen Truppen, Juárez wurde erneut mexikanisches Staatsoberhaupt.

    Unter dem Staatspräsidenten Porfirio Díaz war Mexiko trotz dessen autoritären Führungsstils eine Zeit innenpolitischer Ruhe vergönnt. Unter Díaz begann das Land mit der Erdölförderung (unterstützt von den USA) und der Modernisierung (Ausbau der Infrastruktur, Schulen, Krankenhäuser).

    1911 wurde Díaz zum Rücktritt gezwungen: eine von breiten Teilen der Bevölkerung getragene Sozialrevolution (unter anderem unter Francisco "Pancho" Villa und Emiliano Zapata) gegen Großgrundbesitz und die Vormachtsstellung der katholischen Kirche führte zum Regierungswechsel. Erneut begann eine Zeit der schnellen politischen Machtwechsel und innenpolitischer Unruhen: Díaz' Nachfolger Madero wurde nach zwei Jahren ermordet, sein Nachfolger General Victoriano Huerta wurde wenig später gestürzt.

    1917 erhielt das Land unter dem Präsidenten Venustiano Carranza eine neue Verfassung, die im wesentlichen bis heute gültig ist. Neben einer Landreform und der Einschränkung der Kirchenprivilegien enthielt die Verfassung unter anderem Bestimmungen zum Ausbau von Bildungswesen und Sozialleistungen, für den Achtstundentag und für Mindestlöhne. Zudem wurde die Amtszeit des Staatspräsidenten auf vier Jahre begrenzt. 1920 wurde auch Carranza gestürzt und ermordet. Erst seinem Nachfolger Alvaro Oberegón gelingt es, die bürgerkriegsähnlichen Zustände im Land zu beenden.

    Industrialisierung

    In den 1930er Jahren begann unter dem Präsidenten Lázaro Cárdenas die rasch voranschreitende Industrialisierung des Landes. Die politischen Reformkräfte sammelten sich in der 1929 gegründeten Nationalrevolutionären Partei (PNR), die bis Ende der 90er Jahre die Präsidenten Mexikos stellte (1946 umbenannt in Partei der Institutionalisierten Revolution, PRI). Cárdenas verstaatlichte die Erdölgesellschaften, die sich weitgehend in britischen und US-amerikanischen Händen befunden hatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in den Mexiko 1942 auf der Seite der Alliierten eintrat, wurde die Verbesserung der Infrastruktur und der Ausbau der Industrie weiter vorangetrieben. In den 1970er Jahren führte die Entdeckung neuer Erdöllagerstätten zu umfangreichen Investitionen, die auf ausländischen Krediten basierten. Zur hohen Auslandsverschuldung kam Anfang der 1980er Jahre der Verfall der Weltmarktpreise für Rohöl, der für Mexikos Wirtschaft schwere Einbußen mit sich brachte.

    Ein teilweise von außen diktiertes rigoroses Sparprogramm konnte die wirtschaftlichen Probleme des Landes nicht beseitigen. Gut die Hälfte der mexikanischen Bevölkerung lebte in ärmlichen Verhältnissen, immer wieder versuchten zahllose Mexikaner, illegal die Grenze zu den USA zu passieren, um dort Arbeit zu finden.

    Konflikt mit den Zapatisten

    1994 kam es im mexikanischen Bundesstaat Chiapa zu einem Aufstand linksgerichteter Indios (Zapatistische Befreiungsfront EZLN, kurz Zapatisten), die soziale Verbesserungen und die rechtliche Gleichstellung der indianischen Ureinwohner forderten. Die Regierung schlug den Aufstand mit Waffengewalt nieder, der Konflikt schwelte aber weiter. Eine Verfassungsänderung 1996 verankerte das Selbstbestimmungsrecht der Indios und die Anerkennung ihrer Sprachen, worauf ein Waffenstillstandsabkommen zwischen den Aufständischen in Chiapas und der Regierung zustande kam. 1997 brach der Konflikt erneut aus, als regierungsfreundliche paramilitärische Verbände ein Massaker unter Indios anrichteten. Obwohl die Verantwortlichen vor Gericht gestellt wurden, fanden die Unruhen kein Ende. Die Regierung weigerte sich, ihre Truppen aus dem Gebiet abzuziehen und löste die autonomen Gemeindeverwaltungen auf, worauf es auch in Mexiko-Stadt zu großen Demonstrationen kam.

    Im Juli 1997 verlor die seit den 1930er Jahren fast ununterbrochen regierende PRI (Partido Revolucionario Institucional) erstmals die Mehrheit der Stimmen bei den Parlamentswahlen. Im Dezember 2000 wurde Vicente Fox Quesada von der bürgerlichen Partei der Nationalen Aktion (PAN) neuer Staatspräsident des Landes. Zu seinen ersten Amtshandlungen gehörten der Abzug der Regierungstruppen aus der Provinz Chiapas und Bemühungen um einen Friedensschluss mit den Zapatisten. Im März 2001 wurden offiziell die 1996 abgebrochenen Friedensverhandlungen wieder aufgenommen. Im Juli 2001 billigten die Staaten mehrheitlich eine Charta, die den Indios mehr Rechte zuspricht (noch nicht vollständig ratifiziert). Nach Ansicht der Zapatisten gehen die Zusagen und Garantien für die Indios in diesem Gesetz jedoch nicht weit genug.