Usbekistan Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Anfänge

    Im 1. Jt. v.Chr. war das Gebiet des heutigen Usbekistan von iranischen Stämmen besiedelt, in dieser Zeit entstand das Reich Choresmien südlich des Aralsees am Lauf des Flusses Amudarja, der damals Oxus genannt wurde. Entsprechend wurde dieser Raum als Transoxanien bezeichnet. Etwa ab der Mitte des 1. Jt.s v.Chr. gehörte Transoxanien zum persischen Achämenidenreich. Im 4. Jh. v.Chr. wurde dieses Reich von den Truppen Alexanders des Großen zerstört, in Transoxanien fiel die Stadt Samarkand 329 v.Chr. in die Hände des makedonischen Feldherren. Nach seinem Tod 323 v.Chr. wurde das Gebiet Teil des Seleukidenreiches.

    Chinesisches Einflussgebiet

    Im 2. Jh. v.Chr. stand Transoxanien unter dem Einfluss des chinesischen Reiches, das den berühmten Handelsweg der Seidenstraße (die das fernöstliche China mit den Ostküsten des römisch beherrschten Mittelmeeres verband) beherrschte. Seinen Namen erhielt dieser Handelsweg nach einem der wichtigsten Handelsgüter, der chinesischen Seide. Die Städte auf usbeskischem Gebiet, die entlang der Seidenstraße lagen (wie z.B. Samarkand), erlangten durch ihre Lage teilweise großen Wohlstand.

    Arabische Vorherrschaft

    Im 3. Jh. n.Chr. entstand in Zentralasien das persische Sassanidenreich, das auch Teile des heutigen Usbekistan beherrschte. Das Reich Choresmien im Westen konnte sich gegenüber den Sassaniden seine Eigenständigkeit bewahren, wurde aber im Verlauf des 4. Jh.s von den nomadischen Hephthaliten erobert, die ganz Transoxanien unterwarfen.

    Ab der Mitte des 7. Jh.s eroberten muslimische Araber weite Teile Zentralasiens und verbreiteten den Islam als Religion. Im Jahr 751 kam es in Transoxanien zu einer entscheidenden Schlacht arabischer Truppen gegen chinesische Streitkräfte, die versuchten, ihren Einfluss hier zu erneuern. Nach der Niederlage Chinas wurde das Gebiet in das Kalifenreich eingegliedert.

    Auf dem Gebiet des heutigen Usbekistan bildeten sich im Laufe der nächsten Jahrhunderte mehrere Reiche, die offiziell dem Kalifenreich zugehörig waren, doch große Eigenständigkeit besaßen. Zu den Herrscherdynastien gehörten z.B. die persischen Samaniden, deren Zentrum die Stadt Buchara war. Im 10. Jh. wurde das Samanidenreich vom Turkvolk der Seldschuken unterworfen, die auch das Reich Choresmien im Westen eroberten.

    Mongolisches Großreich

    Ab Anfang des 13. Jh.s wurde das ganze Gebiet des heutigen Usbekistan von den Reiterhorden der Mongolen erobert und 1320 Teil des Reiches der "Goldenen Horde". Nach dem Khan Özbeg (Usbek), der die ansässigen Turkstämme einte, erhielt das Volk der Usbeken seinen Namen. Das mongolische Großreich hatte nicht lange Bestand. Unter Timur-Leng kam es in der zweiten Hälfte des 14. Jh.s noch einmal zu einem mongolischen Großreich, das von Indien über Persien bis nach Kleinasien reichte und auch das Gebiet des heutigen Usbekistan beinhaltete. Samarkand wurde zum Zentrum des Reiches und wie die Städte Buchara und Taschkent mit prachtvollen islamischen Bauten versehen, die heute noch Anziehungspunkte in Usbekistan sind.

    Unabhängiges Reich

    Nach Timur-Lengs Tod 1405 zerfiel dessen Reich wieder in kleinere Khanate. Ab Beginn des 16. Jh.s konnte sich das usbekische Herrschergeschlecht der Schaibaniden in Transoxanien als dominierende Macht etablieren, die ein Khanat mit Buchara als Zentrum errichteten. Nach dessen Zerfall beherrschte Buchara den Ostteil von Transoxanien, während im Westteil das Khanat Chiwa dominant war. Hinzu kam im Verlauf des 18. Jh.s das Khanat Kokand im äußersten Osten des heutigen Usbekistan. Diesen Gebieten gelang es im Verlauf des 19. Jh.s, ihre Unabhängigkeit gegenüber dem Osmanischen Reich im Westen und dem neupersischen Reich im Süden zu bewahren.

    Russische Vorherrschaft

    Ab 1860 rückten russische Truppen vom Gebiet des heutigen Kasachstan aus in Richtung Süden vor und nahmen die Städte Taschkent und Samarkand ein. Die Khanate Kokand, Buchara und Chiwa wurden erobert und russische Protektorate bzw. dem 1868 errichteten Generalgouvernement Turkestan angegliedert. Unter russischer Anleitung wurde das landwirtschaftlich nutzbare Land an russische Siedler und Gesellschaften übereignet und riesige Baumwollplantagen angelegt. Dadurch wurde den hauptsächlich als Nomaden lebenden Usbeken die Lebensgrundlage entzogen. Der Widerstand der Usbeken gegen die neuen Fremdherrscher und ihre "Russifizierungspolitik", die die einheimische Kultur und Traditionen unterdrückte, äußerte sich in Form einer Vielzahl von Aufständen, die durch russische Truppen niedergeschlagen wurden.

    Die bolschewistische Rote Armee eroberte nach 1920 das Gebiet des heutigen Usbekistan und gründete die Volksrepubliken Buchara und Choresmien. Der usbekische Widerstand unter Führung von Enver Pascha, der ein islamisches Kalifat in Samarkand forderte, konnte sich noch bis 1922 behaupten, wurde dann aber endgültig unterdrückt.

    Nach Gründung der UdSSR wurden 1922 die Gebiete der heutigen Staaten Turkmenistan, Usbekistan, Kirgisistan und Tadschikistan als "Turkestanische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik" (ASSR) zusammengefasst. 1924 wurde die "Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik" mit der Hauptstadt Samarkand (ab 1930 Taschkent) eine eigene Unionsrepublik (inklusive Tadschikistan, das erst 1929 als eigene Republik ausgegliedert wurde). Die von Moskau installierte Regierung begann mit umfangreichen "Sowjetisierungsmaßnahmen", zu denen unter anderem die Abschaffung des Privateigentums, die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, die Einführung des sowjetischen Bildungssystems und die Umerziehung der Bevölkerung im Sinne des Kommunismus gehörten. Die islamischen Moscheen und Koranschulen wurden geschlossen, die Bedeutung des Islam zurückgedrängt. Im Zuge der stalinistischen "Säuberungsaktionen" kamen in den 30er Jahren zahllose Angehörige der usbekischen Oberschicht ums Leben bzw. verschwanden in sibirischen Arbeitslagern. Die Industrialisierung des Landes wurde mit großem Einsatz vorangetrieben. Ende der 40er Jahre begann der Ausbau großangelegter Bewässerungsprojekte, durch die Wüsten- und Steppengebiete als landwirtschaftliche Nutzflächen gewonnen werden sollten. Vor allem den Flüssen Syrdarja und Amudarja wurden große Wassermengen abgezweigt für die Bewässerung der angelegten Baumwollplantagen, was langfristig dazu führte, dass der Aralsee im Norden Usbekistans, der hauptsächlich von diesen beiden Flüssen gespeist wurde, auf weniger als die Hälfte seiner ursprünglichen Größe zusammenschrumpfte.

    Unabhängiger Staat

    Im Zuge der sowjetischen Reformpolitik unter Michail Gorbatschow ab Ende der 80er Jahre wurden auch in Usbekistan die Forderungen nach Unabhängigkeit laut. 1991 erklärte die Republik Usbekistan mit der Hauptstadt Taschkent seine volle Unabhängigkeit. Neuer Staatspräsident wurde der ehemalige Vorsitzende der Kommunistischen Partei, Islam A. Karimow. Seine Partei, die bei den Wahlen die Mehrheit erlangen konnte, wurde noch im gleichen Jahr in "Demokratische Volksunion" (Chalk Demokratik Partijasi, CDP) umbenannt. Islamisch-fundamentalistische Parteien wurden verboten. Erklärtes Ziel der politischen Staatsführung war der langsame Wandel hin zu einer marktwirtschaftlichen Ordnung. Moderne Umstrukturierungsmaßnahmen sollten mit nationalen Traditionen und den Inhalten des Islam verbunden werden. Durch Steuerbefreiungen sollten ausländische Investoren ins Land gelockt werden.

    Im gleichen Jahr gehörte Usbekistan zu den Gründungsmitgliedern der GUS ("Gemeinschaft Unabhängiger Staaten"), ein Jahr später (1992) trat das Land der UNO bei. Mit den politischen Führungen von Kasachstan, Aserbaidschan, Kirgisistan und Turkmenistan schloss Karimow im November 1992 das erste einer Reihe von Abkommen über engere wirtschaftliche Zusammenarbeit. Durch den Zusammenbruch der Märkte des ehemaligen Ostblocks erlitt die usbekische Wirtschaft schwere Einbußen und war auf ausländische Finanzhilfe angewiesen. 1994 wurde der Rubel als Währung durch den Usbekistan-Sum abgelöst.

    Bei den Parlamentswahlen im Dezember 1994 war nur eine Oppositionspartei ("Watan Tarakkioti", Fortschrittspartei) zugelassen, die Demokratische Volksunion konnte entsprechend an die 95 % der Wählerstimmen erringen. Ein Jahr später wurde durch eine Volksabstimmung und eine darauf folgende Parlamentsentscheidung die Verlängerung der Amtszeit von Staatspräsident Karimow bis zum Jahr 2000 beschlossen. Die Präsidentschaftswahlen im Januar 2000 bestätigten Karimow mit rund 92 % der Stimmen erneut im Amt. Internationale Beobachter sprachen von Wahlmanipulation.

    1999 kam es zu einer Reihe von Bombenanschlägen der radikalen "Islamischen Bewegung Usbekistans" in der Hauptstadt Taschkent. Als Ausgangspunkt dieser Bewegung gilt das Fergana-Tal im Dreiländereck zu Kirgisistan und Tadschikistan. Im Mai 2005 kam es in der Stadt Andischan zu blutigen Unruhen, wiederum durch islamistische Gruppen ausgelöst. Beobachter warfen allerdings den Sicherheitsorganen der usbekischen Regierung vor, unangemessene Gewalt benutzt zu haben. Aufgrund des Schweigens der Regierung in Bezug auf die Vorfälle verhängte die EU im November 2005 Sanktionen gegen Usbekistan.

    Unter dem Vorwand, den islamischen Fundamentalismus zu bekämpfen, unterdrückt Staatspräsident Karimow nach wie vor jegliche unliebige politische Opposition im Land. Dazu gehören u.a. die national-usbekische Partei "Birlik" und die oppositionelle Partei "Erk". Durch die Verfassungsänderung 2002 (Wahlperiode des Präsidenten sieben statt fünf Jahre, zweite Parlamentskammer) ist Karimows Position weiter gestärkt worden.