Marshall-Inseln Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Entdeckung durch die Europäer

    Als der spanische Seefahrer Álvaro de Saavedra 1529 die Inseln der heutigen Republik Marshall-Inseln sichtete, waren diese vermutlich bereits seit über 2000 Jahren besiedelt. 1788 begann der Brite John Marshall, nach dem die Inseln später benannt wurden, mit der Kartographierung der Region. Ab dem Beginn des 19. Jh.s wurden die Inseln erforscht und besiedelt.

    Ab 1860 begannen deutsche Kaufleute von Jaluit (der Hauptinsel der westlichen Inselkette/Ralik Chain) aus den Handel mit Kokosnussöl und Kopra, nachdem sie mit dem Häuptling des ansässigen Volkes einen Vertrag über die wirtschaftliche Nutzung der Insel geschlossen hatten.

    Obwohl die Inseln eigentlich unter spanischer Hoheit standen, wurden die Marshall-Inseln 1899 zum deutschen Protektoratsgebiet erklärt. Im gleichen Jahr kaufte das Deutsche Reich für eine Summe von rund 18 Millionen Goldmark dem spanischen Königreich die westlich gelegenen Karolinen- und Marianeninseln und die Insel Palau ab. Deutsche Handelsgesellschaften unterhielten rege Beziehungen zu allen Inseln Mikronesiens. Durch einen Taifun im Jahr 1905 wurden die Lagerstätten und Niederlassungen der Gesellschaften weitgehend vernichtet.

    Die beiden Weltkriege und ihre Folgen

    Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden die Marshall-Inseln von japanischen Truppen besetzt. Nach dem Ende des Krieges wurden sie zum offiziellen Treuhandgebiet des Völkerbundes unter japanischer Verwaltung.

    Im Zweiten Weltkrieg kam es zu heftigen Kämpfen zwischen japanischen und US-amerikanischen Truppen um die Inseln in der Region, bei denen sich die USA durchsetzen konnten. Nach dem Ende des Krieges wurden die Inseln gemeinsam mit den Karolinen und Palau Treuhandgebiet der UNO (Nachfolgeorganisation des Völkerbunds), diesmal unter US-amerikanischer Verwaltung.

    Die USA errichteten mehrere militärische Stützpunkte auf den einzelnen Atollen. In den Jahren 1946 bis 1958 wurden auf dem Bikini- und dem Eniwetok-Atoll mehrere Atomwaffentests durchgeführt, die zu einer erheblichen Strahlenbelastung führten. Trotz angeordneter Zwangsumsiedlungen kamen dabei Menschen zu Schaden. In den 1960er Jahren wurde das Kwajalein-Atoll zum Testgebiet für Abfang- und Interkontinentalraketen ausgebaut und wird auch heute noch dafür genutzt.

    In den 1970er Jahren wurden zwischen den Marshall-Inseln und den USA Ausgleichszahlungen für die militärische Nutzung und atomare Verseuchung der Inseln vereinbart.

    Unabhängiger Staat

    1979 erhielten die Marshall-Inseln die innere Autonomie und eine eigene republikanische Verfassung. Damit lösten sich die Inseln aus dem UN-Treuhandgebiet. Als erster Regierungschef der Republik wurde Amata Kabua vom Parlament gewählt. Im November 1986 schlossen die Marshall-Inseln mit den USA einen freien Assoziierungsvertrag und erhielten damit die eingeschränkte Souveränität. Durch den Vertrag wurden den USA, die auch für die Verteidigung der Inseln zuständig blieben, militärische Nutzungsrechte auf den Inseln zugestanden. Als Gegenleistung wurden den Marshall-Inseln im Rahmen der Vertragsdauer Wirtschafts- und Entwicklungshilfe in Höhe von 30 Millionen US-Dollar jährlich zugesichert.

    1991 wurde die Republik der Marshall-Inseln Mitglied der Vereinten Nationen (UNO). 1992 wurde Amata Kabua im Amt des Staats- und Regierungschefs erneut bestätigt. Er erklärte unter anderem den Ausbau des Tourismus und den Abbau der Staatsverschuldung zu seinen politischen Zielen. 1993 schloss Kabua einen Wirtschaftsvertrag mit der Volksrepublik China über den Ausbau der Fischereiflotte und der fischverarbeitenden Industrie.

    Nach dem Tod von Amata Kabua übernahm im Januar 1997 dessen Vetter Imata Kabua das Amt des Staatsoberhauptes. Auch er verkündete den Kampf gegen die steigende Auslandsverschuldung (schätzungsweise 155 Millionen US-Dollar). Im Januar 2000 übernahm Kessai H. Note das Amt des Staats- und Regierungschefs der Marshall-Inseln.

    Um die hohe Verschuldung der Republik und die Abhängigkeit von der amerikanischen Wirtschaftshilfe zu reduzieren, versuchte die Führung der Marshall-Inseln, durch günstige Steuern ausländische Investoren ins Land zu holen. Im Dezember 2000 erschien der Inselstaat wie viele andere Kleinstaaten auch auf der so genannte "schwarzen Liste" der OECD (Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) als eines der Länder, denen Geldwäsche und/oder eine unlautere Steuerpolitik vorgeworfen wurden.

    Im Oktober 2001 lief der freie Assoziierungsvertrag der Marshall-Inseln mit den USA von 1986 aus und wurde erneut verhandelt. Nach wie vor ist die Republik wirtschaftlich von den USA abhängig.