Stockholm 1912
Aus WISSEN-digital.de
Spiele der V. Olympiade
Die Olympischen Spiele in der schwedischen Hauptstadt fanden vom 5. Mai bis 22. Juli statt. 57 Frauen und 2 490 Männer aus 28 Ländern nahmen an 102 Wettbewerben in 14 Sportarten teil.
Inhaltsverzeichnis
Programm
Im Programm waren nach 12-jähriger Pause wieder Reiten und erstmals der Moderne Fünfkampf. Premiere feierten des Weiteren fünf olympische Kunstwettbewerbe.
Neu im Programm waren auch Schwimmwettbewerbe für Frauen, die heute klassischen Leichtathletikstaffeln sowie die Langstreckenläufe über 5 000 m und 10 000 m, mit denen das "finnische Laufwunder" begann.
Austragungsort
Nach den olympischen Krisen der Jahre 1900 und 1904 und den Zwistigkeiten 1908 brachte Stockholm mit seiner überaus gelungenen Veranstaltung bei stets schönem Wetter wohl den endgültigen Durchbruch der Coubertin'schen Idee von modernen Olympischen Spielen. Stockholm setzte das Maß für die kommenden Austragungen. Die Anlagen waren perfekt, elektrische Zeitmessung und Zielfotografie sorgten für Gerechtigkeit, die Zuschauermassen verfolgten die Wettkämpfe mit Begeisterung und einer bemerkenswerten Unparteilichkeit.
Medaillenbilanz
In der Erfolgsbilanz rangierte Gastgeber Schweden mit 65 Medaillen (24/24/17) hauchdünn vor den USA (total 61, 23/19/19). Auf Rang vier platzierten sich die Finnen mit insgesamt 26 Medaillen, die noch unter der russischen Flagge geehrt wurden, da Finnland damals zum Zarenreich gehörte.
Vergleiche Medaillenspiegel Stockholm 1912.
Erfolge
Der finnische Läufer Hannes Kolehmainen holte dreimal Gold und einmal Silber. 21 Athleten feierten je zwei Olympiasiege.
Der "Held von Stockholm", zugleich aber auch tragische Figur, war der Amerikaner indianischer Abstammung Jim Thorpe. Mit unglaublicher Überlegenheit gewann er in der Leichtathletik den Fünfkampf und den Zehnkampf, den er zum ersten Mal in seiner Karriere bestritt. Nach Vorwürfen wegen "Geldannahme" strich ihn das IOC 1913 aus den Siegerlisten. Thorpe starb 1953 verarmt, das IOC rehabilitierte ihn 1982 und überreichte in einer Feierstunde seinen Kindern die Medaillen.
Erwartungen
Der "Deutsche Reichsausschuss", in dem Carl Diem (1882-1962) die Vorbereitungen leitete, schickte nach Querelen (die Deutsche Turnerschaft sagte wieder ab) "nur" 185 Teilnehmer nach Schweden, darunter zum ersten Mal in der Geschichte der Sommerspiele fünf Frauen. Die Mannschaft errang fünfmal Gold, 13-mal Silber und siebenmal Bronze. Olympiasieger wurden der Schwimmer Walter Bathe (zweimal), der Kunstspringer Paul Günther, der Rudervierer mit Steuermann und im Tennis-Mixed Dorothea Köring und Heinrich Schomburgk.
In Deutschland, wo man rund 50 000 Mark für die Olympiakosten aufgebracht hatte, waren aber die Erwartungen viel höher gewesen, weil man Werbung für die Olympischen Spiele 1916 in Berlin machen wollte. Dort eröffnete 1913 Kaiser Wilhelm II. das Olympiastadion, aber 14 Monate später wurde der Weltkrieg ausgelöst, und Deutschland nahm erst wieder 1928 an Olympia teil.
Kurioses
Die Kunst-Goldmedaille (siehe Kunstwettbewerbe) in der Literatur (Dichtung jeder Art) wurde den Dichtern Georg Hohrod und M. Eschbach für die "Ode an den Sport" zugesprochen. Später stellte sich heraus, dass diese Namen Pseudonyme waren. Der wahre Verfasser hieß Baron Pierre de Coubertin, der "Olympia-Erfinder".
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