Mauritius Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Entdeckung und Besiedlung

    Vermutlich wurde die Insel Mauritius bereits im 10. Jahrhundert n.Chr. von arabischen Seefahrern betreten, aber nicht besiedelt. Im Jahre 1510 wurde sie vom portugiesischen Seefahrer Pedro Mascarenhas entdeckt, zu diesem Zeitpunkt war sie nach wie vor unbewohnt. Von ihm erhielt die Inselgruppe (Mauritius, Rodrigues und Réunion) den Namen "Maskarenen".

    Da die Inseln abseits der von den Portugiesen bevorzugten Seeroute nach Indien lag, wurden sie erst knapp 200 Jahre später von den Niederländern besiedelt, deren Seewege entlang der Maskarenen verliefen. 1598 nahmen sie die Insel Mauritius in Besitz und gaben ihr nach einem holländischen Prinzen (Maurits von Oranien) ihren Namen. Ab 1638 wurden erste Siedlungen auf Mauritius errichtet. 1710 zogen sich die Niederländer von der Insel zurück, die nun von Piraten als Stützpunkt genutzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren die Wälder der Insel fast vollständig abgeholzt worden.

    Französische Vorherrschaft

    Frankreich hatte bereits 1638 die Inseln Rodrigues und Réunion in Besitz genommen, 1715 eigneten sie sich auch Mauritius an und nannten die Insel "Île de France". 1725 wurde die Insel Eigentum der Französisch-Ostindischen Handelsgesellschaft. Die heutige Hauptstadt Port Louis wurde gegründet, hier residierte der Gouverneur. Auf der Insel wurden weitläufige Zuckerrohrplantagen angelegt, für deren Bewirtschaftung schwarze Sklaven aus Ostafrika und Madagaskar geholt wurden. Für die Verarbeitung wurde eine erste Zuckerfabrik errichtet. 1767 wurde Mauritius französische Kronkolonie, nachdem die Französisch-Ostindische Handelsgesellschaft Bankrott gegangen war.

    Britische Kolonie

    1810 eroberten britische Truppen die Insel und nannten sie wieder Mauritius, vier Jahre später wurde sie britische Kronkolonie. Auch Rodrigues fiel in britische Hände, während Réunion französisch blieb. Die britischen Besatzer nahmen nur wenig Einfluss auf die bestehenden Verhältnisse, wodurch sich auf den Inseln die französische Kultur erhalten konnte.

    Nachdem 1835 die Sklaverei von der britischen Kolonialmacht offiziell verboten worden war, wurden für die Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen so genannte "Kontraktarbeiter" aus Indien und China auf die Insel geholt. Die Bevölkerung auf den beiden Inseln stieg sprunghaft an (1835: ca. 90 000, 1860: ca. 300 000). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fielen schätzungsweise 50.000 Bewohner der Inseln mehreren Malaria-Epidemien zum Opfer. Ab 1871 wurde die Zuwanderung von Indern unterbunden, die zu diesem Zeitpunkt einen Anteil von rund 60 % an der Gesamtbevölkerung hatten. Nur eine kleine weiße Minderheit innerhalb der Bevölkerung (Franko-Mauritier) hatte politische Rechte inne und bildete die Oberschicht.

    Durch die Eröffnung des Suezkanals 1869 und den sinkenden Weltmarktpreis für Zuckerrohr erlitt die Wirtschaft der Insel schwere Einbußen. Im Verlauf des Ersten Weltkriegs stieg der Zuckerbedarf wieder an und die Wirtschaft erholte sich. Im Zweiten Weltkrieg wurde Mauritius als Militärstützpunkt von Großbritannien genutzt.

    Unabhängiger Staat

    Nach dem Ende des Krieges wurde der Insel von Großbritannien beschränkte innere Selbstverwaltung gewährt. 1958 wurde politische Autonomie und das allgemeine Wahlrecht eingeführt.

    Erste politische Parteien waren in den 30er Jahren entstanden: 1936 hatten Inder und Kreolen auf Mauritius die Arbeiterpartei "Parti Travailliste" (PTM) gegründet. 1953 entstand die "Parti Mauricien Social Démocrate" (PMSD). Nachdem Mauritius im März 1968 innerhalb des britischen Commonwealth als parlamentarische Monarchie unabhängig geworden war, bildeten beide Parteien eine Regierungskoalition unter Seewoosagur Ramgoolam als Premierminister. Staatsoberhaupt war offiziell die britische Monarchin.

    Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage kam es wiederholt zu Generalstreiks und Unruhen unter der Bevölkerung. Daraufhin ließ Premier Ramgoolam 1972 den Ausnahmezustand verhängen und verschob die anstehenden Neuwahlen. Die nächsten Wahlen fanden 1982 statt und der bis zu diesem Zeitpunkt amtierende Ramgoolam wurde mit überwältigender Mehrheit abgewählt. Neuer Premierminister wurde der sozialistisch orientierte Aneerood Jugnauth von der MSM (Mouvement Sozialiste Mauritien), die eine Splitterpartei der marxistisch orientierten MMM (Mouvement Militant Mauricien) war.

    Im März 1992 erhielt der Inselstaat eine neue Verfassung, die das Land in eine Republik umwandelte. Der erste Staatspräsident wurde H.E. Cassam Uteem (MMM), Regierungschef blieb Jugnauth, der seit seinem Amtsantritt 1982 für einen stabilen Wirtschaftsaufschwung gesorgt hatte.

    Bei Neuwahlen 1995 gewann das Parteienbündnis aus PTM und MMM alle Sitze des Parlaments. Neuer Regierungschef des Landes wurde der Vorsitzende des PTM, Navin Ramgoolam, der die erfolgreiche Wirtschafts- und Sozialpolitik seines Vorgängers fortsetzte.

    Ende der 1990er Jahre stand Mauritius an der Schwelle zum Industrieland.

    Bei den Parlamentswahlen im September 2000 errang das Oppositionsbündnis aus den beiden Parteien MMM und MSM (Mouvement Militant Mauritien/Mouvement Sozialiste Mauritien) 54 der insgesamt 62 Sitze. Erneut übernahm Aneerood Jugnauth, der bereits 1982 bis 1995 Regierungschef war, das Amt des Premierministers.

    Im Februar 2002 trat Präsident Cassam Uteem zurück, weil er das neue Anti-Terrorismus-Gesetz der Regierung nicht unterstützen wollte. Sein Nachfolger wurde für nur drei Tage Vizepräsident Angidi Chettiar, der aus dem gleichen Grund wie Uteem zurücktrat. Neuer Präsident wurde schließlich Karl Offmann (MMM), der 2003 von Anerood Jugnauth abgelöst wurde. Das Anti-Terrorismus-Gesetz der Regierung war inzwischen vom Übergangspräsidenten Arianga Pillay gebilligt worden.