Ägypten

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    Geografie

    Die Arabische Republik Ägypten liegt im äußersten Nordosten Afrikas, die zum Land gehörende Sinai-Halbinsel gehört bereits zu Asien. Im Westen grenzt das Land an Libyen, im Süden an den Sudan, im Norden an das Mittelmeer und im Osten an das Rote Meer.

    90 % der insgesamt 1 001 450 km² umfassenden Staatsfläche sind Wüste. Im Westen des Landes liegt die Libysche Wüste, die ein Schichttafelland darstellt und rund zwei Drittel der ägyptischen Staatsfläche einnimmt. Im Norden der Libyschen Wüste senkt sich das Land in der Kattarasenke bis zu 130 m unter den Meeresspiegel ab, im Südwesten steigt das Land an bis ca. 1 000 m über dem Meeresspiegel (Gilf-Kebir-Plateau). Östlich des Nils liegt die Arabische Wüste, die in Richtung Osten auf eine Höhe bis über 2 000 m ansteigt (Gabal Sa'ib al-Banat). Zahllose Täler (Wadis) durchziehen die Gebirgslandschaften der Arabischen Wüste. Die Sinai-Halbinsel im äußersten Nordosten des Landes (durch den Suezkanal vom afrikanischen Festland getrennt) ist durch die Gebirgszüge des Jabal at-Tih gekennzeichnet, hier liegt die höchste Erhebung des Landes, der Jabal Katrina (Katharinenberg) mit einer Höhe von 2 637 m.

    Zwischen den beiden Wüsten durchfließt der Nil auf einer Länge von ca. 1 550 km Ägypten von Süden nach Norden, bevor er ins Mittelmeer mündet. Quellfluss des Nils ist der Kagera im Gebirgsland von Burundi. Im äußersten Süden im Bereich der Grenze zum Sudan wird der Nil durch den Assuan-Staudamm (1970 fertig gestellt) zum so genannten Nassersee (rund 5 500 km²) gestaut. Durch die Stauanlagen werden die Fluten des Nils reguliert, so dass auch in der Niedrigwasserperiode (November bis Juni) die Felder bewässert werden können. Nördlich des Staudamms ist das Niltal zunächst nur ca. 3 km breit und verbreitert sich dann auf etwa 20 km. Nördlich der Hauptstadt Kairo gabelt sich der Nil in zwei große Mündungsarme und bildet ein rund 23 000 km² großes Delta, das von Lagunen und Nehrungen gekennzeichnet ist und intensiv bewirtschaftet wird. Die Küstenlänge Ägyptens beträgt insgesamt knapp 3 000 km. Während die Mittelmeerküste meist durch flache Dünen geprägt ist, fallen die Gebirgszüge an der Küste zum Roten Meer steil ab.

    Klima

    Der Einfluss des Mittelmeerklimas reicht in Ägypten im Bereich des Nildeltas bis zur Hauptstadt Kairo, der übrige Bereich des Landes gehört zum nordafrikanischen Trockengürtel und weist Wüstenklima auf. Kennzeichnend sind extrem wenig Niederschläge (bis 20 mm jährlich) und starke Temperaturschwankungen innerhalb eines Tages (Tagestemperaturen bis 45 °C, Nachttemperaturen 5 °C), unabhängig von der Jahreszeit. Die Niederschlagsmengen im Nildelta bis Kairo liegen bei 250 mm jährlich. Generell nehmen die Temperaturen in Richtung Süden zu: Im Januar liegen die Mittelwerte in Alexandria an der Mittelmeerküste bei 14,5 °C, in Assuan im Süden des Landes bei 16,5 °C. Im Juli können die Temperaturen im Süden des Landes bis auf über 40 °C ansteigen. Von März bis Juni treten vor allem in den südlichen Wüstenbereichen heiße Sand- und Staubwinde auf (Chamsin).

    Flora und Fauna

    Rund neun Zehntel der Landesfläche sind Wüste, vor allem in der Libyschen Wüste gibt es so gut wie keine Vegetation, außer an den Oasen und als temporäre Erscheinung nach einem der seltenen Regenfälle. In der Arabischen Wüste östlich des Nils wachsen vereinzelt Tamarisken, Dornsträucher und Akazien. Von der ursprünglichen Vegetation im Bereich des Nils ist durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung kaum noch etwas erhalten. An den Ufern wachsen Dattel- und Fächerpalmen, Zypressen, Eukalyptus, Sykomoren, Johannisbrotbäume und die im 19. Jahrhundert aus Australien eingeführten Kasuarinen (Keulenbaum). Andere eingeführte Arten sind z.B. Palisander und Poinciana. In den Wassern des Nils und dessen Kanälen wachsen über 100 Arten von Gräsern, unter ihnen Bambus und Schilfrohr, nur noch vereinzelt findet sich die Papyrusstaude, die im Altertum kultiviert wurde. Im Delta des Nils gedeihen Lotus, Jasmin und viele verschiedene Rosenarten.

    An größeren wild lebenden Säugetieren leben in Ägypten noch Schakale, Wüstenfüchse (Fennek), Hyänen, Wildkatzen und in den Gebirgsregionen Steinböcke. Flusspferde finden sich heute fast ausschließlich im südlichen Bereich des Nils. Sowohl Insekten (Heuschrecken, Skorpione) als auch Vögel kommen zahlreich vor: Die Vogelwelt Ägyptens umfasst rund 350 Arten, hinzu kommen verschiedene Arten von Zugvögeln. Neben Krähen, Gabelweihen, Pelikanen, Flamingos, Pirolen, Reihern und Kranichen gibt es zahlreiche Raub- und Aasvögel wie Habichte, Falken, Adler, Lämmergeier und Milane. Im Nil tummeln sich mehr als 190 verschiedene Arten von Süßwasserfischen, unter ihnen z.B. der Nilbarsch. An Reptilien sind verschiedene Eidechsenarten und Giftschlangen wie z.B. die Ägyptische Kobra zu nennen.

    Bevölkerung

    Rund 81,52 Millionen Menschen leben in Ägypten, der größte Teil von ihnen im Tal des Nil. Die Siedlungsdichte ist im Norden am höchsten und nimmt in Richtung Süden ab. Größte Stadt ist die Hauptstadt Kairo (Al-Qahirah) mit 7,78 Millionen, gefolgt von Alexandria (Al-Iskandariyah) mit 4,11 Millionen und Giseh mit 2,22 Millionen Einwohnern.

    Rund 99 % der Bevölkerung sind arabische Ägypter, neben Minderheiten an Griechen, Italienern und Arabern aus anderen Staaten leben im Land auch Palästinenser und arabische Stämme, die durch ihren Lebensraum in Oasen und ihr Nomadentum relativ isoliert sind. Amtssprache ist Arabisch, das in einem ägyptischen Dialekt gesprochen wird. Als Handelssprachen sind auch Englisch und Französisch verbreitet. Der Islam ist Staatsreligion, die Verfassung sieht aber Religionsfreiheit vor. Über 94 % der Ägypter sind Moslems sunnitischer Ausprägung, rund 5 % sind koptische Christen. Daneben gibt es kleinere Minderheiten an Katholiken, Protestanten, Griechisch-Orthodoxen und Juden.

    Das Bevölkerungswachstum liegt bei 2 %, die Lebenserwartung für Frauen bei 74,5, für Männer bei 69,3 Jahren. Die Alphabetisierung wird mit 71,4 % angegeben, obwohl für Kinder von sechs bis zwölf Jahren Schulpflicht bei kostenlosem Unterricht besteht. Gesundheits- und Sozialwesen sind in den Städten relativ gut entwickelt, so gibt es z.B. eine Kranken-, Alters- und Invalidenversicherung für Arbeitnehmer.

    Politisches System

    Die Arabische Republik Ägypten war bis zu den offenen Protesten Anfang 2011 laut Verfassung von 1971 ein sozialistisch-demokratischer Staat (Präsidialrepublik). Staatsoberhaupt war der Staatspräsident (1981 - 2011 Muhammad Hosni Mubarak), der vom Parlament mit Zweidrittelmehrheit nominiert und durch Volkswahl für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt wurde (Wiederwahl möglich). Der Staatspräsident hatte laut Verfassung weitreichende Vollmachten und war Oberbefehlshaber der Streitkräfte, er ernannte den Ministerpräsidenten und die Mitglieder des Kabinetts. Er konnte das Parlament auflösen und hatte ein Vetorecht bei der Gesetzgebung.

    Regierungschef war der Ministerpräsident (seit 2004 Ahmed Nazif). Die Legislative lag bei der Nationalversammlung (Majlis al-Sha'b), deren 454 Mitglieder bis auf zehn (diese wurden vom Staatspräsidenten ernannt) vom Volk für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt wurden. Eine beratende Rolle hat der Shura-Rat (Majlis al-Shura), der insgesamt 264 Sitze hatte. 176 Mitglieder wurden vom Volk gewählt, 88 vom Präsident ernannt.

    Ägypten ist in (27) Verwaltungsbezirke gegliedert (muhafazat), an deren Spitze jeweils ein Gouverneur im Ministerrang steht. Laut Verfassung galt in Ägypten islamisches Recht (Scharia), das aber auch freiheitliche Elemente enthielt (z. B. wurde im Januar 2000 ein neues Scheidungsrecht beschlossen, nach dem sich auch Frauen ohne Begründung scheiden lassen konnten). Die hohen Richter wurden direkt vom Staatspräsident ernannt.

    Durch die Kritik an der fast 30-jährigen Herrschaft Mubaraks in Ägypten im Rahmen des Arabischen Frühlings im Januar/Februar 2011 und der Forderung nach einer demokratischen Öffnung des politischen Systems verlor Mubarak zunehmend an Unterstützung, vor allem auch in militärischen Kreisen. Am 11. Februar 2011 musste er schließlich zurücktreten, seitdem regiert in Ägypten übergangsweise ein Militärrat. Im März 2011 wurde per Referendum die bestehende Verfassung in bestimmten Punkten abgeändert, um die für Ende 2011 geplanten Wahlen demokratischer zu gestalten. Nach den Wahlen soll eine völlig neue Verfassung erarbeitet werden.

    Wirtschaft

    Ägypten verzeichnet ein Bruttoinlandsprodukt von ca. 1 320 US-Dollar pro Kopf, damit gehört es zu den Entwicklungsländern mit mittlerem Einkommen. Das Bruttoinlandsprodukt weist ein jährliches Wachstum von 2-5,5 % auf. Die Auslandsverschuldung ist noch immer hoch (2004: ca. 33,75 Milliarden US-Dollar), obwohl die staatliche Neuverschuldung unter Kontrolle gebracht werden konnte. Die Arbeitslosigkeit im Land wird auf 11 % geschätzt und ist damit hoch. Ein weiteres Problem Ägyptens ist das hohe Bevölkerungswachstum. Im Juni 2001 beschlossen Ägypten, Libyen, Irak und Syrien die Errichtung einer Freihandelszone zur Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Nach dem Vorbild der Europäischen Union soll ein gemeinsamer Markt der arabischen Staaten geschaffen werden.

    Eine der Haupteinnahmequellen Ägyptens ist der Tourismus, der 2006 mit 9 Mio. ausländischen Besuchern Rekordniveau erreichte. Die wiederholt stattfindenden Attentate auf Touristenzentren konnten den Trend nicht umkehren. Eine weitere wichtige Rolle für die Staatseinnahmen sind die Erträge aus dem Suezkanal, Einnahmen aus den Erdölvorkommen und Entwicklungs- und Militärhilfe aus westlichen Geberländern.

    Die Landwirtschaft ist mit rund 17 % am Bruttoinlandsprodukt beteiligt (Industrie ca. 33 %, Dienstleistungen ca. 50 %), rund ein Drittel aller Erwerbstätigen arbeiten in diesem Bereich. Nur knapp 4 % der Staatsfläche können landwirtschaftlich genutzt werden, die Gebiete beschränken sich auf das Niltal, das Nildelta und einige Oasen. Wichtigstes landwirtschaftliches Produkt ist die Baumwolle, weiter werden Reis, Mais, Weizen, Zuckerrohr, Hirse, Kartoffeln und Gemüse angebaut. Durch die ganzjährige Bewässerung sind zwei bis drei Ernten im Jahr möglich, dennoch kann der Eigenbedarf der Bevölkerung an Grundnahrungsmitteln nicht gedeckt werden. In der Viehwirtschaft werden vor allem Rinder, Wasserbüffel, Schafe und Ziegen gehalten. Die Fischerei spielt eine bedeutende Rolle.

    Wichtigster Bodenschatz Ägyptens sind die Erdölvorkommen im Golf von Sues, der Kattara-Senke und auf der Sinai-Halbinsel. Öl stellt rund 40 % des Exportvolumens des Landes. In den vergangenen Jahren wurde zunehmend auch Erdgas gefördert. Im Bergbau spielt vor allem der Abbau von Phosphaten und Eisenerz eine Rolle. In der Industrie sind rund ein Fünftel der Erwerbstätigen beschäftigt, die wichtigsten Branchen sind die Textil und Nahrungsmittel verarbeitende Industrie, chemische und Bauindustrie und die Zement- und Metallproduktion. Der Energiebedarf wird mit Wasserkraft (Assuan-Staudamm), Kernkraft und Erdgas gedeckt.

    Die wichtigsten Handelspartner Ägyptens sind Italien und die USA, außerdem Deutschland, Griechenland, Indien und Großbritannien. Exportiert werden vor allem Erdöl und -gas, Baumwolle und Textilien, zu den wichtigsten Importgütern gehören Nahrungsmittel, Holz und Maschinen.

    Die Währung ist das ägyptische Pfund (1 EGP = 100 Piaster).

    Audio-Material
    Nationalhymne Ägyptens

    Arabische Republik Ägypten

    Fl aegypten.jpg Wappen aegypten.svg
    Dschumhūriyyat Misr al-ʿarabiyya
    Amtssprache Arabisch
    Hauptstadt Kairo
    Staatsform Präsidialrepublik
    Fläche 1.001.450 km²
    Einwohner 81.700.000
    Währung Ägyptisches Pfund
    Zeitzone UTC +2
    KFZ-Kennzeichen ET
    Internet-TLD .eg
    Telefonvorwahl 0020

    Kalenderblatt - 28. März

    1939 Franco gewinnt den spanischen Bürgerkrieg mit der Unterwerfung Madrids.
    1962 Die DDR verabschiedet ihr eigenes Zollgesetz.
    1979 Reaktorunfall im amerikanischen Harrisburg, der die Gefahr einer riesigen Verseuchung des Umlands heraufbeschwört.