Weißrussland

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    Geografie

    Die Republik Weißrussland (im deutschen Sprachraum amtlich: Belarus) liegt in Osteuropa. Der Binnenstaat in der Osteuropäischen Ebene ist Nachbar von fünf Ländern: Polen im Westen, Litauen und Lettland im Nordwesten und Norden, Russland im Nordosten und Osten und der Ukraine im Süden. Weißrussland hat eine Landesfläche von 207 600 km², dies entspricht etwa 60 % der Staatsfläche von Deutschland.

    Die Landschaftsgestalt ist Resultat eiszeitlicher Gletscher, die nach ihrem Rückzug ein flaches, leicht gewelltes Terrain hinterließen, das von zahlreichen Flüssen durchzogen wird und etwa 4 000 Seen unterschiedlicher Größe aufweist. Im Norden des Landes, dem Tiefland der Polozker Niederung, befinden sich Moore und Seen, weiter im Süden folgen Ebenen, die vom Weißrussischen Landrücken begrenzt sind. Dieser grenzt das Polozker Tiefland und die Berezina-Ebene voneinander ab. Im Berg Dzerzinskaja bildet der Weißrussische Landrücken mit 346 m zugleich die höchste Erhebung des Landes. Im Süden, zur ukrainischen Grenze hin, schließt sich die einstmals größte Sumpfregion Europas, Polesien (Polesje) an. Heute ist sie zu großen Teilen trockengelegt und dient als landwirtschaftliches Nutzgebiet. Das südliche und zentrale Weißrussland wird vom als Verkehrsweg sehr wichtigen Fluss Dnjepr (Dnjapro) und seinen Nebenflüssen Berezina und Pripat Richtung Osten zur Ukraine hin durchflossen. Der Dnjepr ist rund 2 200 km lang und damit der drittlängste Fluss Europas, auf 1 990 km schiffbar mündet er im Schwarzen Meer. Hauptstadt von Weißrussland ist Minsk, mit ca. 1,91 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt des Landes.

    Klima

    Weißrussland hat ein gemäßigtes Klima, das im Westen unter maritimen, im Osten unter kontinentalen Einflüssen steht. Im Winter kann es sehr kalt werden, obgleich die Temperaturen nicht die extremen Minusgrade erreichen, die für die Osteuropäische Ebene charakteristisch sind. Die Sommer sind feucht und kühl, der Herbst ist mild, der Frühling wechselhaft. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt in der Hauptstadt Minsk bei durchschnittlich 650 mm, die höchsten Niederschläge werden in den Monaten von Juni bis August gemessen. Die monatlichen Durchschnittstemperaturen in Minsk betragen im Januar -6 °C, im Juli 17 °C.

    Flora und Fauna

    Die Vegetation Weißrusslands besteht etwa zu einem Drittel aus Mischwäldern, ein Fünftel wird von Mooren eingenommen. Die Flora im Norden weist überwiegend Nadelwälder mit Fichten und Kiefern auf, in denen unter anderem auch Birken stehen, die über das ganze Land verteilt zu finden sind. Weiter südlich wachsen vorzugsweise Laubwälder mit Ahorn, Buchen, Eichen und Eschen. Die Wälder der Hochebenen wurden in den zurückliegenden Jahrhunderten zu großen Teilen gerodet. Reste des ursprünglichen Urwalds finden sich in der Grenzregion zum Nachbarland Polen auf dem Weißrussischen Landrücken, da diese Areale private Jagdgründe der polnischen Könige und später der russischen Zaren waren. Heute befinden sich hier Naturschutzgebiete.

    In den Wäldern Weißrusslands - insbesondere in den genannten Schutzgebieten - leben Elche, Wildschweine und entlang der zahlreichen Flüsse Biber. Auf dem Weißrussischen Landrücken finden sich überdies die letzten überlebenden Populationen an Europäischen Büffeln (Wisente), die hier mit Erfolg renaturiert wurden. Gänse, Rebhühner und Enten sind die am häufigsten vorkommenden Vogelarten im Land. Die Flüsse weisen zahlreiche Fischarten auf.

    Bevölkerung

    Etwa zwei Drittel der insgesamt rund 10,3 Millionen Einwohner leben in Städten. Auf Minsk folgt als zweitgrößte Stadt Gomel (550 000) nahe der ukrainisch-russischen Grenze und Witebsk (378 000) im Nordosten des Landes an der russischen Grenze. Etwa 90 % der Bürger sind Russen, mehr als 81 % davon Weißrussen. Kleine Minderheiten an Polen und Ukrainern leben zumeist nahe der jeweiligen Landesgrenze. Über drei Viertel der Bevölkerung gehören der christlich-orthodoxen Religion an, 8 % sind Katholiken, etwa 1 % sind jüdisch.

    Die durchschnittliche Lebenserwartung in Weißrussland liegt bei 70 Jahren, die Bevölkerung entwickelt sich negativ (-0,4 %) aufgrund der geringen Geburtenraten und der Abwanderungstendenz. Das Schulsystem wurde noch nicht vollständig reformiert und auf europäischen Stand gebracht. Derzeit existiert eine zehnjährige Schulpflicht, so dass über 99 % der Bevölkerung lesen und schreiben können. Die Hochschulen befinden sich ebenfalls in einem Prozess der Umstrukturierung. Kritisiert wurden wiederholt die noch immer stattfindenden staatlichen Eingriffe in das Lehrangebot.

    Politisches System

    Weißrussland ist laut Verfassung von 1994 eine präsidiale Republik mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist der mit sehr großen Vollmachten ausgestattete, direkt gewählte Präsident (seit 1994 Alexander Lukaschenko). In einem umstrittenen Referendum 1996 wurde die Amtszeit des Präsidenten auf sieben Jahre verlängert. Seit einer Verfassungsänderung 2004 kann er beliebig oft wiedergewählt werden. Er ernennt und entlässt die Mitglieder des von einem Ministerpräsidenten (seit 2003 Sergej Sidorski) geleiteten Kabinetts und verfügt selbstständig Erlasse und Anordnungen. Einer dieser Erlasse führte 1996 ein Zweikammernparlament ein, welches den Obersten Sowjet als Parlament ablöste. Das alle vier Jahre nach einem komplizierten Mehrheitssystem gewählte Unterhaus hat 110 Abgeordnete, das Oberhaus (auch Republikrat) hat 64 Vertreter aus den Regionen, acht Vertreter werden vom Präsidenten ernannt.

    Das Rechtssystem kennt einen Obersten Gerichtshof, dessen Richter vom Präsidenten ausgewählt werden, und ein Verfassungsgericht, das zur Hälfte vom Präsidenten, zur Hälfte vom Republikrat benannt wird.

    Die wichtigsten Parteien im Land sind die Kommunistische Partei/KPB und die Agrarpartei.

    Die Verwaltung teilt sich in sechs regionale (Voblastsi) und einen hauptstädtischen Bezirk (Horad) auf.

    Wirtschaft

    Seit 1995 wurde die weißrussische Wirtschaft strukturell kaum verändert, die Politik des Präsidenten Lukaschenko geht in Richtung eines "Marktsozialismus", der staatliche Kontrolle von Preisen und Wechselkursen vorsieht. Das Bankenwesen ist nationalisiert und der Staat hat die Möglichkeit, direkt in das Management von Privatfirmen einzugreifen.

    Das Handelsvolumen mit dem wichtigsten Handelspartner Russland sank im Jahr 2006 aufgrund von Änderungen in der Einkommenssteuererhebung, das mit europäischen Ländern vergrößerte sich dagegen. Die ehemals sehr hohe Inflationsrate sinkt weiter, das Wirtschaftswachstum bewegt sich in den letzten Jahren bei über 9 % auf einem hohen Niveau. Allerdings ist dies zum großen Teil der Tatsache zu verdanken, dass Weißrussland Erdöl und Erdgas günstig aus Russland importieren und zu höheren Preisen wieder ausführen konnte. Mit Beginn des Jahres 2007 hatte Weißrussland höhere Preise für den Import von Gas und Erdöl aus Russland zu verkraften. Ferner muss Weißrussland seinen Exportzoll für Erdölprodukte dem russischen Satz angleichen und musste 2007 fast Dreiviertel der Einnahmen daraus an Russland abführen. Die dadurch bedingten Mindereinnahmen für den Staatshaushalt werden auf ca. 2,5 Mrd. US-Dollar geschätzt und stellen einen schweren Schlag für die Wirtschaft des Landes dar. Die Arbeitslosigkeit beträgt offiziell nur 1.6 %, jedoch ist von einer hohen Unterbeschäftigungsquote auszugehen.

    Der Reaktorunfall von Tschernobyl verseuchte über 260 ha Nutzfläche, auf denen bis heute nichts angebaut werden kann. In den anderen Gebieten werden vor allem Kartoffeln, Futterpflanzen und Flachs angebaut. Die Viehhaltung ist von großer Bedeutung, insbesondere Rinderhaltung zur Milcherzeugung und Schweinezucht werden betrieben. Gut ein Zehntel des Bruttoinlandsproduktes wird im Agrarsektor erwirtschaftet.

    Weißrussland weist an Bodenschätzen Kalisalze, Steinsalz, Torf und Phosphate, in kleinem Maße auch Erdöl und Erdgas auf. Die Dienstleistung ist der bedeutendste Wirtschaftssektor des Landes, gefolgt von der Industrie. Deren Zweige konzentrieren sich auf feinwerktechnische und elektrotechnisch-elektronische Betriebe, Industriebetriebe des Werkzeugmaschinen- und Fahrzeugbaus, chemische Industrie und Textilherstellung. Wichtigste Importgüter sind Mineralprodukte, Maschinen, Fahrzeuge, chemische Produkte, Nahrungsmittel und Metalle, wichtigste Exportgüter Maschinen, Fahrzeuge, Mineralprodukte, chemische Erzeugnisse, Metalle, Textilien und Nahrungsmittel.

    Haupthandelspartner des Landes sind neben Russland die Niederlande, Deutschland, Großbritannien, Polen und die Ukraine. Historisch bedingt ist Weißrussland ein wichtiges Transitland sowohl im Eisenbahn-, Straßen- als auch im Binnenwasserstraßenverkehr. Der internationale Flughafen liegt in Minsk.

    Währung ist der weißrussische Rubel.

    Weißrussland

    Fl weissrussland.jpg Wappen weissrussland.svg
    Belarus
    Amtssprache Weißrussisch, Russisch
    Hauptstadt Minsk
    Staatsform Präsidialrepublik
    Fläche 207. 600 km²
    Einwohner 10.300.000
    Währung Belarus-Rubel
    Zeitzone UTC + 2 (OEZ)
    KFZ-Kennzeichen BY
    Internet-TLD .by
    Telefonvorwahl 00375

    Kalenderblatt - 19. April

    1521 Kaiser Karl V. verhängt über Martin Luther die Reichsacht.
    1941 Bertolt Brechts "Mutter Courage" wird im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. Die von Helene Weigel verkörperte Protagonistin verliert im Dreißigjährigen Krieg alle ihre Kinder. Brecht will mit seinem Stück die Verzahnung von Kapitalismus und Krieg zeigen.
    1977 Zum Entsetzen seiner Fans wechselt Franz Beckenbauer in den amerikanischen Fußballverein Cosmos. Der Dreijahresvertrag ist auf ca. sieben Millionen DM festgesetzt.