Seychellen

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    Geografie

    Die Inselrepublik der Seychellen liegt östlich des afrikanischen Kontinents und nördlich von Madagaskar im Indischen Ozean. Insgesamt besteht die Republik aus rund 115 Inseln und Atollen, von denen etwa 35 bewohnt sind. Zu den eigentlichen Seychellen gehören die Inseln Mahé (145 km²), Praslin (38 km²), Silhouette (20 km²) und La Digue (10 km²). Zur Republik gehören auch die Inselgruppe der Amiranten, Farquhar, Cosmoledo und Aldabra und die Inseln Coetivy, Alphonse, Platte und Providence. Die Inseln sind über ein Seegebiet von rund 390 000 km² verteilt, während die Landfläche nur 454 km² umfasst (das entspricht in etwa der Größe Andorras).

    Zu den Inneren Seychellen gehören die Inseln, die auf dem unter Wasser liegenden Seychellen-Plateau aufsitzen. Dieses Plateau umfasst ca. 20 000 km² und liegt in einer Tiefe von 30 bis 70 m unter dem Meeresspiegel. Charakteristisch für die Inneren Seychellen sind eine gebirgige Landschaft mit teilweise schroffen Granitformationen und lange, aber schmale Sandstrände. Auf der Hauptinsel Mahé befindet sich die höchste Erhebung des Landes, der Morne Seychellois mit 905 m. Zu den Äußeren Seychellen gehören die nur wenige Meter aus dem Meer ragenden Koralleninseln und Atolle.

    Die Hauptstadt der Republik der Seychellen, Victoria, liegt auf der Insel Mahé.

    Klima

    Auf den Seychellen herrscht tropisches Seeklima mit gleichmäßig hohen Temperaturen das ganze Jahr über. Die mittlere Jahrestemperatur liegt bei ca. 27 °C, tagsüber werden meist nicht mehr als 32 °C erreicht, nachts sinken die Temperaturen selten unter 20 °C. Auf den bergigen Inseln der Inneren Seychellen liegen die jährlichen Niederschlagsmengen zwischen 1 500 und 3 000 mm, ein Großteil der Niederschläge fallen in den Monaten Dezember bis April (Nordwestmonsun). An den windzugewandten Hängen der Berge können auch bis zu 4 000 mm fallen. Auf den flachen Koralleninseln sind die Niederschlagsmengen geringer.

    Flora und Fauna

    Der ursprünglich vorhandene tropische Regenwald wurde bis auf Restbestände für die Anlagen von Plantagen gerodet. Typische Pflanzen für die Seychellen heute sind Kokospalme, Zimtbaum und eine Vielzahl von Blumen. Eine Besonderheit bildet die Seychellen-Nusspalme (Meereskokosnuss), deren Frucht mit bis zu 25 kg zu den schwersten essbaren Pflanzenfrüchten gehört. Große Küstenabschnitte werden von Mangroven gesäumt.

    Größere Säugetiere kommen auf den Seychellen nicht vor. Äußerst artenreich ist die Vogel- und Unterwasserwelt. Vor allem bei den Vögeln finden sich auch seltene Arten wie z.B. der Schwarze Seychellen-Vasapapagei. Weiter kommen der Seychellen-Webervogel, der Paradiesfliegenschnäpper, Rußsee- und Feenseeschwalbe sowie der Fregattvogel vor. Auf den unbewohnten Aldabra Islands, die seit Anfang der 1970er Jahre unter Naturschutz stehen, leben die flugunfähigen Weißkehlrallen. Zahlreichen Meeresschildkröten dienen die unzugänglichen Inseln als Eiablageplatz, auch kommen hier die bis zu 250 kg schweren Riesenschildkröten vor, die sonst nur noch auf den Galapagos-Inseln leben.

    In den Korallenbänken der Inseln lebt eine Vielzahl von Meerestieren, zu ihnen gehören z.B. Clownfische, Rochen, Rotfeuerfische, Kofferfische, Papageienfische und Anemonen.

    Bevölkerung

    Rund 91 000 Menschen leben auf den Seychellen, 90 % von ihnen auf der Hauptinsel Mahé. Die Inseln der Äußeren Seychellen sind nicht besiedelt. Die einzige größere städtische Siedlung ist die Hauptstadt Victoria auf Mahé mit etwa 25 500 Einwohnern.

    Knapp 90 % der Bevölkerung sind Kreolen, Mischlinge mit meist afrikanischen, europäischen und auch asiatischen Vorfahren. Weiter leben kleine Gruppen an Europäern, Indern, Madagassen, Chinesen und Malaien auf den Inseln. Die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung gehört der katholischen Kirche an, nur ca. 6 % sind Anglikaner. Anhänger des Hinduismus und des Islam bilden religiöse Minderheiten von insgesamt 3 %. Traditionelle Religionen werden teilweise parallel zum Christentum praktiziert. Die Amtssprachen sind Kreolisch (seit 1981), Französisch und Englisch.

    Die mittlere Lebenserwartung auf den Inseln liegt bei 72 Jahren. Die Republik der Seychellen zu den wohlhabenderen Ländern Afrikas, wobei die Einkommensverteilung sehr ungleich ist. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung ist kostenlos, es besteht eine staatliche soziale Absicherung. Das Bevölkerungswachstum wird auf 0,4 % geschätzt (wegen der starken Abwanderung). Für Kinder ab sechs Jahren besteht Schulpflicht, die derzeitige Analphabetenrate wird mit 15 % angegeben.

    Politisches System

    Die Seychellen sind laut Verfassung von 1993 eine präsidiale Republik (im Commonwealth). Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Chef der Regierung ist der Staatspräsident (seit 2004 James Alix Michel). Er wird vom Volk für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt - insgesamt sind drei Amtsperioden möglich - und ernennt die Minister als Mitglieder des Kabinetts (er selbst ist Minister für Inneres, Verteidigung und seit 2009 auch Außenminister). Die Legislative liegt beim Parlament (Nationalversammlung), das aus einer Kammer mit 31 Mitgliedern besteht. Die bedeutendsten Parteien sind die Parti Lepep-People's Party (PL) (früher Seychelles People's Progressive Front) und die Seychelles National Party (SNP).

    Die Seychellen sind in vier Hauptinselgruppen und 25 Distrikte gegliedert.

    Wirtschaft

    Mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen von ca. 8 900 US-Dollar ist die Republik der Seychellen eines der wohlhabenden Länder Afrikas. Wirtschaftliches Hauptproblem des Landes ist ein hohes Haushaltsdefizit aufgrund der Abhängigkeit von Importen sowie der starke Einfluss des Staates auf die Wirtschaft: In allen Wirtschaftsbereichen sind die führenden Betriebe verstaatlicht. Präsident Michel verfolgt seit seiner Amtsübernahme 2004 jedoch einen vorsichtigen Reformkurs, es kam bereits zur Aufhebung einiger staatlicher Monopole. Das Wirtschaftswachstum betrug 2011 5,0 %.

    Wichtigster Wirtschaftssektor und Devisenhaupteinnahmequelle ist der Tourismus. Rund 30 % aller Erwerbstätigen sind in diesem Bereich beschäftigt. Im Jahr 2007 besuchten rund 150 000 Touristen das Land, die meisten von ihnen kamen aus Frankreich und Deutschland. Für ihre Umweltpolitik (über die Hälfte der Landesfläche steht unter Naturschutz) wurden die Seychellen bereits ausgezeichnet. Kritisch ist jedoch der Schwarzhandel mit der offiziellen Währung, der Seychellen-Rupie, der den Urlaub in dem Staat vergleichsweise teuer macht.

    Zweiter wichtiger Wirtschaftsbereich ist der Fang und Export von Thunfisch. Die "Indian Ocean Tuna Co." als die weltweit drittgrößte Thunfischkonservenfabrik expandiert weiterhin.

    Die Land- und Forstwirtschaft ist aufgrund des Mangels an Nutzfläche nur schwach entwickelt. Für die Selbstversorgung werden z.B. Bananen, Maniok und Gemüse angebaut. Grundnahrungsmittel müssen importiert werden. Der Gewürzexport (Muskat, Vanille, Zimt) hat in seiner Bedeutung durch den Verfall der Weltmarktpreise stark nachgelassen, der Export von Kopra stagniert.

    Die Industrie ist mäßig entwickelt (29 % des BIP) und konzentriert sich auf die Verarbeitung von Nahrungsmitteln. Produziert werden auch Getränke, Zigaretten, Seife, Möbel und Kunsthandwerk.

    Zu den Haupthandelspartnern der Seychellen gehören Saudi-Arabien, Spanien und Frankreich im Import und Großbritannien sowie wiederum Spanien und Frankreich im Export. Die wichtigsten Importwaren sind Maschinen, Fahrzeuge, Brennstoffe, Nahrungsmittel und Fertigprodukte.

    In der Nähe der Hauptstadt Victoria auf der Insel Mahé liegt ein internationaler Flughafen. Wichtigste Verbindung zwischen den Inseln sind Schiffe und kleinere Flugzeuge. Das Straßennetz umfasst rund 400 km.

    Geschichte

    Entdeckung und Besiedlung

    Vermutlich betraten bereits im 7. Jahrhundert arabische Seefahrer die Seychellen. Auch als der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama die Inselgruppe zu Beginn des 16. Jahrhunderts entdeckte und auf seinen Seekarten verzeichnete, waren sie noch unbewohnt. Aufgrund ihrer Lage abseits der üblichen Seefahrtswege wurden die Inseln auch weiterhin nicht besiedelt. Erst 1743 wurden sie von Frankreich offiziell in Besitz genommen und nach dem damals amtierenden französischen Finanzminister Jean Moreau de Séchelles benannt.

    Ab 1770 begann die Besiedelung der Hauptinsel Mahé. Auf den fruchtbaren Böden wurden Plantagen angelegt, für deren Bewirtschaftung vom afrikanischen Festland und von der Insel Madagaskar schwarze Sklaven auf die Insel gebracht wurden. Nur wenig später wurden auch die Inseln Praslin, Silhouette, Félicité und La Digue besiedelt.

    Britische Vorherrschaft

    Im Verlauf der französisch-britischen Kriege wurden die Seychellen von britischen Soldaten besetzt. Nach der Niederlage Frankreichs bekam Großbritannien die Inselgruppe durch den Frieden von Paris (1814) zugesprochen. Von Mauritius aus verwaltet, wurden die Inseln von den Briten u.a. als Strafkolonie genutzt (bis 1960).

    1834 verbot Großbritannien offiziell die Sklaverei in ihren Kolonien. Ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Anbau von Kokospalmen zur Gewinnung von Kopra zum wichtigsten Bereich der Landwirtschaft. 1903 wurden die Seychellen eigenständige britische Kronkolonie, der Verwaltungssitz des britischen Gouverneurs wurde Victoria auf Mahé.

    1948 erhielten die Seychellen die beschränkte innere Selbstverwaltung und es wurden erstmals Wahlen auf den Inseln abgehalten. Doch durch das wirksame Zensuswahlrecht waren nur rund 10 % der Gesamtbevölkerung wahlberechtigt, überwiegend wohlhabende Großgrundbesitzer und Weiße. Das nach Steuereinnahmen gestaffelte Wahlrecht wurde 1959 abgeschafft. Mitte der 1960er Jahre formierten sich zwei politische Parteien: die sozialistische Partei "Seychelles People's United Party" (SPUP) unter der Führung von France-Albert René, und die konservative "Seychelles Democratic Party" (SDP) von James Mancham. Während die SPUP die Unabhängigkeit der Inseln vom britischen Mutterland forderte, sprach sich die SDP für einen Verbleib bei Großbritannien aus.

    Unabhängiger Staat

    Bei den ersten allgemeinen Wahlen im Jahr 1967 konnte sich die SDP gegen die sozialistische Partei als stärkste politische Kraft durchsetzen. Dieses Ergebnis wurde in den Wahlen 1970 und 1974 jeweils knapp bestätigt. 1975 bildeten beide Parteien auf Drängen Großbritanniens hin eine Regierungskoalition unter Mancham als Ministerpräsident. Ein Jahr später wurden die Seychellen als Republik innerhalb des britischen Commonwealth unabhängig. Mancham von der SDP wurde Staatspräsident, René Ministerpräsident und damit Chef der Regierung.

    Im Juni 1977 kam es zu einem Staatsstreich. France-Albert René übernahm das Amt des Staatspräsidenten, der entmachtete James Mancham ging nach London ins Exil. René benannte ein Jahr später seine sozialistische Partei in "Seychelles People's Progressive Front" (SPPF) um und erhob sie zur Einheitspartei, oppositionelle Gruppierungen wurden verboten. Außenpolitisch suchte der neue Staatspräsident die enge Anlehnung an Frankreich. 1984 gründeten die Seychellen gemeinsam mit Madagaskar und Mauritius die "Indian Ocean Commission" (IOC) zur Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen diesen Ländern.

    1992 kehrte der Oppositionspolitiker James Mancham aus dem Exil auf die Seychellen zurück. Auf politischen Druck der Hauptgeberländer Frankreich und Großbritannien hin erklärte sich der amtierende Staatspräsident René zu einer Demokratisierung des Landes bereit. Eine neue Verfassung wurde ausgearbeitet, in der unter anderem das Mehrparteiensystem festgehalten wurde. Im Juli 1993 wurden Wahlen abgehalten, bei denen France-Albert René in seinem Amt als Staats- und Regierungschef bestätigt wurde, seine Partei SPPF konnte 28 von insgesamt 33 Sitzen im Parlament erringen. Auch im März 1998 konnte sich René und die SPPF gegenüber der Opposition behaupten. Im September 2001 wurden vorgezogene Neuwahlen abgehalten, bei denen René erneut im Amt des Staatspräsidenten bestätigt wurde. Er trat im April 2004 von seinem Amt zurück, blieb aber weiterhin Vorsitzender der regierenden Partei "Seychelles People's Progressive Front" (SPPF).

    Sein Nachfolger wurde der langjährige Vizepräsident James Alix Michel. 2006 und 2011 wurde es als Staatspräsident wiedergewählt. Bei den Parlamentswahlen im Oktober 2011 boykottierte die Seychelles National Party (SNP) die Wahlen, sodass die regierende Parti Lepep-People's Party (PL) (die frühere SPPF) alle Sitze in der Nationalversammlung erlangen konnte.

    Seit 2009 kämpft die Regierung der Seychellen vermehrt gegen Piraterie. Ende März 2010 kam es zu einem Angriff auf ein somalisches Piratenschiff, bei dem zwei Schiffe, die vorher gekapert wurden, und deren Besatzung (Seycheller und Iraner) befreit werden konnten.

    Republik der Seychellen

    Fl seychellen.jpg Wappen seychellen.svg
    Repiblik Sesel
    Amtssprache Seselwa, Englisch, Französisch
    Hauptstadt Victoria
    Staatsform Republik
    Fläche 454 km²
    Einwohner 90.945
    Währung Seychellen-Rupie
    Zeitzone UTC +4
    KFZ-Kennzeichen SY
    Internet-TLD .sc
    Telefonvorwahl 00248

    Kalenderblatt - 23. April

    1980 Im so genannten zweiten Kohle-Strom-Vertrag verpflichten sich die deutschen Stromversorger zur Abnahme der heimischen Steinkohle. Ziel der Vereinbarung ist neben dem Verzicht auf überflüssige Importe die Sicherung von 100 000 Arbeitsplätzen.
    1990 Karl-Marx-Stadt erhält wieder den Namen Chemnitz. Anlass dazu gab eine Bürgerbefragung, bei der 76 % der Einwohner dafür stimmten.
    1998 Internationale Fluggesellschaften dürfen künftig Nordkorea überfliegen.