Regietheater

    Aus WISSEN-digital.de

    Der Ansatz, Inszenierungen als Gesamtkunstwerk zu sehen und einheitlich zu konzipieren, bildete sich erst Ende des 19. Jahrhunderts aus. Herzog Georg II. (1826-1914) gilt mit seinem Meininger Ensemble als einer der ersten Vertreter dieses Ansatzes. In der Antike richtete zumeist der Dramendichter selbst sein Werk für die Bühne ein, im Mittelalter und im Barocktheater sorgten Spielleiter für den reibungslosen Szenenablauf und die pünktlichen Auf- und Abtritte der Schauspieler. Die Gestik und schauspielerische Ausgestaltung lagen in erster Linie in der Verantwortung der Schauspieler. Bühnenbild, Licht und theatrales Spiel bildeten noch keine formale Einheit.

    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schufen vor allem Adolphe Appia, Edward Gordon Craig und Otto Brahm in Deutschland, in Russland Konstantin Sergejewitsch Stanislawski und in Frankreich André Antoine die theoretischen Grundlagen für das Regietheater, das durch Regisseure wie Max Reinhardt, Wsewolod Meyerhold, Erwin Piscator, Peter Zadek und Peter Stein in die Praxis umgesetzt wurde.

    Für das Regietheater sind der ästhetische Gesamteindruck, eine stringente Dramaturgie und ein einheitlicher Interpretationsansatz wichtig. Der Regisseur wird gleichsam zum zweiten Autor des Stückes, legt es nach seiner Interpretation an (z.B. historisierend oder psychologisierend) und tritt als eigenständige schöpferische Kraft dem Gestaltungsprozess bei.