Portugal (Kunst)

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    seit der Römerzeit eigenständige Herausbildung unter anderem in Architektur und Baudekoration; wichtigste kunsthistorische Perioden in der ersten Hälfte des 16. Jh.s (Zeitalter der Entdeckungen, Blütezeit) und des 18. Jh.s (Gold- und Diamantenfunde in der portugiesischen Kolonie Brasilien).


    Baukunst

    Zeugnisse aus der Römerzeit sind Conimbriga (468 zerstört) und der Tempel von Évora (2.-3. Jh.); aus 7. und 10. Jh. vorromanische Kirchenbauten (São Frutuosa bei Braga, Lourosa); Herausbildung romanischer Architektur während der ersten portugiesischen Dynastie aus dem Haus Burgund (1139-1383), kleine befestigte Kirchen mit schmalem, tiefem Sanktuarium unter burgundischem Einfluss (Cedofeita, Porto), aber auch unter spanischem (Vorbild war die Kirche von Santiago de Compostela) oder französischem Einfluss (nach der Pilgerkirche von Saint-Sernin); es entstanden so Kirchen mit Chorumgang und Kapellenkranz (z.B. Alte Kathedrale von Coimbra, 1160-70, Kathedrale von Lissabon). Zur Befestigung des Landes wurden Burgen (Guimarães, Bragança, Leiria, Almourol, Óbidos) errichtet. Die Zisterzienserbauten von Alcobaça (1178 ff.) wiesen zuerst gotische Elemente aus. Von der Hochgotik ging die künstlerische Entwicklung zum Emanuelstil über, einem Dekorationsstil mit Seefahrermotiven u.Ä.; Beispiel: Bau des Klosters Santa Maria de Vitória (Batalha, Ende des 14. bis Ende des 16. Jh.s); Hauptarchitekten waren M. Boytac (15./16. Jh.), M. Fernandes (15./16. Jh.), D. Arruda (gestorben 1530/31), F. de Arruda (gestorben 1547); emanuelischer Stil drückte sich häufig in Erweiterung und Verzierung bestehender Bauwerke aus (Tomar, Fenster des Kapitelsaals); Höhepunkt des Emanuelstils ist das Hyronimuskloster in Lissabon mit Kreuzgang und Torre de Belém, in dem auch von J. de Castilho (1490-1551) platereske Formen und Renaissanceformen eingefügt wurden. Renaissancewerke der portugiesischen Kunst sind der Grobe Kreuzgang und die Kirche Nossa Senhora da Conceição im Kloster von Tomar. Beispiele barocker Baukunst sind das Kloster Mafra, das Schloss Queluz bei Lissabon (1747-55), die Universitätsbibliothek von Coimbra (1717-55); 1784-1811 wurde die Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte (Braga) erbaut, zwischen dem 16. und 17. Jh. wurden viele Kirchen mit vergoldetem Schnitzwerk geschmückt (talha dourada); der Köngliche Palast von Sintra wurde mit Azulejos verkleidet. Nach dem Erdbeben von 1753 wurde Lissabon durch den Architekten Marques de Pombal wieder aufgebaut. Besondere Brückenkonstruktionen aus dem 19. und 20. Jh. sind die doppelstöckige Brücke in Porto (1881-85) und die Hängebrücke über den Tejo (1966).

    Skulptur

    in der Gotik hochwertige Grabmalkunst (Alcobaça, Sarkophage für Pedro I. und Inês de Castro ca. 1370; Batalha, Gründerkapelle); im Emanuelstil Mobiliar und Goldschmiedearbeiten (G. Vincente); in der Renaissance Chorgestühle, die Kirchenväterkanzel (1552), die Grabmäler in Santa Cruz (Coimbra); in der Barockzeit grobe Holzaltäre und figurale Plastik (in Coimbra, Lissabon, Évora). J. Machado de Castro (ca. 1731-1822) schuf das Reiterstandbild Josefs I. in Lissabon. Künstler des 19. Jh.s sind Soares dos Reis (1847-1889), des 20 Jh.s F. Franco (1885-1955), L. de Almeida (1898-1975).

    Malerei

    gotische Tafelmalerei (15. Jh.) mit starken Einflüssen aus der flämischen Kunst (N. Gonçalves im 15. Jh., Vincenz-Altar 1465-67; Lissabon); unter Manuel I. Bildung von Künstlerkollektiven (so genannte "oficinas") mit Zentren in Viseu mit Hauptmeister Grão Vasco und in Lissabon mit J. Afonso (ca. 1475-1540); bedeutendster Maler im 16. Jh. der Mönch Carlos (bei Évora tätig), beeinflusst durch den Altar des flämischen Künstlers F. Henriques (gestorben 1518); Barockmalerei mit religiösen Motiven und zum ersten Mal in der portugiesischen Kunst auch Porträts, unter anderem von D. Vieira (gestorben 1678); auch im 18. und 19. Jh. große Bedeutung der Porträtmalerei (D.A. de Sequeira; C. Bordalo de Pinheiro, 1856-1926); moderne Malerei durch A. Soares (1894-1979), C. Botelho (1899-1982), M.E. Vieira das Silva (1908-1992) u.a.

    Audio-Material
    Trommeln aus Beira-Baixa