Polen

    Aus WISSEN-digital.de


    Geografie

    Mit einer Fläche von 312 684 km² ist die Republik Polen (amtlich: Rzeczpospolita Polska), die Mittel- und Osteuropa verbindet, etwas kleiner als Deutschland. Im Norden grenzt das Land an die Ostsee und an das russische Verwaltungsgebiet Kaliningrad, im Nordosten an Litauen, im Osten an Weißrussland und die Ukraine, im Süden an die Slowakei und die Tschechische Republik und im Westen an Deutschland.

    Polen besteht zu rund zwei Dritteln aus Flachland, die Nordpolnische Tiefebene (auch: Polnisches Tief- und Plattenland) stellt die östliche Fortsetzung des Norddeutschen Tieflands dar. In Richtung Süden schließt sich ein Hügel- und Bergland an, das in die Gebirge der Sudeten und der Westkarpaten übergeht.

    Die polnische Ostseeküste ist eine typische Ausgleichsküste mit Nehrungen (Sandstreifen, die flache Buchten ganz oder teilweise vom Meer abtrennen) und weiten Buchten (Danziger Bucht, Pommersche Bucht). Landeinwärts folgt hügeliges Jungmoränenland als Überrest aus der letzten Eiszeit mit einer Vielzahl von Seen: Im Westen des Landes liegt die Pommersche Seenplatte, im Osten - getrennt durch die Weichsel - die Masurische Seenplatte. Von den mehreren tausend Seen ist der Spirdingsee (poln. Jezioro Sniardwy) mit einer Fläche von rund 106 km² der größte, gefolgt vom Mauersee (Jezioro Mamry) mit 105 km². In Richtung Süden schließt ein leicht welliges Altmoränengebiet mit breiten, von Ost nach West verlaufenden Urstromtälern die Nordpolnische Tiefebene ab. Im folgenden Berg- und Hügelland liegt im Osten das Lubliner und im Westen das Kleinpolnische Hügelland, dazwischen liegt das Kielcer Bergland, das im Lysogóry bis zu 612 m hoch wird. Zwei Beckenlandschaften ziehen sich durch das Berg- und Hügelland: im Westen die Oberschlesische Mulde, hier fließt die Oder (polnisch Odra) mit ihren Nebenflüssen, im Osten des Landes das Becken von Sandomierz (Weichsel, polnisch Wisla; San, Nebenfluss der Weichsel).


    Im Süden grenzen die Gebirgszüge der Sudeten und der Westkarpaten das Land gegen die Nachbarländer Tschechische Republik und Slowakei ab. Die Sudeten im Westen haben Mittelgebirgscharakter und erreichen Höhen bis zu 1 600 m, ebenso der Gebirgszug der Beskiden, der zu den West- und Waldkarpaten gehört. Ganz im Süden im Grenzbereich zur Slowakei erhebt sich die Hohe Tatra, ein Hochgebirge, das zu den Westkarpaten gehört. Hier befindet sich die höchste Erhebung Polens, der Rysy (deutsch: Meeraugspitze) mit 2 499 m.

    Die längsten Flüsse in Polen sind die Weichsel mit 1 068 km und die Oder mit 866 km Länge, die beide in die Ostsee münden. Die Hauptstadt Polens, Warschau (polnisch Warszawa) liegt zentral im Landesinneren.

    Klima

    Polen befindet sich klimatisch in einer Übergangszone vom ozeanisch bestimmten Klima Mitteleuropas hin zum kontinentalen Klima, das in Osteuropa bestimmend ist. Das hat zur Folge, dass von Westen in Richtung Osten die Temperaturunterschiede zwischen Winter und Sommer zunehmen und die Niederschlagsmengen geringer werden. Die Winter sind relativ kalt und schneereich: In Danzig an der Ostseeküste werden im Januar Mittelwerte von -1,5 °C gemessen, in Warschau -4 °C, in Krakau im Süden des Landes -2,5 °C. Im Juli betragen die Durchschnittstemperaturen in Danzig ca. 17,5 °C, in Warschau 19 °C und in Krakau 19,5 °C. Die durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmengen liegen im Nordwesten des Landes bei 600 bis 700 mm, im Osten sind es rund 550 mm. In den Gebirgen im Süden des Landes kann die Niederschlagsmenge bis über 1 000 mm ansteigen.

    Flora und Fauna

    Knapp 30 % der Fläche Polens sind bewaldet. Im Norden und in den Hochlagen der Gebirge im Süden wachsen vor allem Nadelbäume, vor allem die Kiefer, auch Polnische Lärche, Tannen und Fichten. In den Hochgebirgslagen oberhalb 1 800 m finden sich alpine Matten Im Westen des Landes wachsen überwiegend Buchen, hier gibt es auch Auenwälder mit Pappeln, Birken, Weiden und Erlen. Im Grenzgebiet zu Weißrussland im Nordosten des Landes liegt das größte noch erhaltene Urwaldgebiet in Europa (im Bialowieski-Nationalpark). Auf einer Fläche von über 1 200 km² (ein Teil davon auf weißrussischem Gebiet) finden sich hier alte Bestände an Eichen-, Weißbuchen- und Lindenwäldern, die teilweise über 400 Jahre alt sind.

    Polens Landschaft bietet vielfältige Rückzugsmöglichkeiten für die Tierwelt. Über 600 Naturschutzgebiete und 15 Nationalparks dienen unter anderem dazu, die Artenvielfalt zu erhalten. Im Bialowieski-Nationalpark lebt neben Luchsen, Elchen, Braunbären, Wölfe, Tarpanen (Wildpferde) und Bibern die letzte frei lebene Wisent-Herde in Europa. Im Tatra-Nationalpark im Hochgebirge finden sich Luchse, Bären, Gämsen, Schneehasen und Murmeltiere. Auch außerhalb der Nationalparks leben zahlreiche Tierarten, die überwiegend typisch für die mitteleuropäische Fauna sind (Rehe, Hirsche, Wildschweine usw.). In der vielfältigen Vogelwelt kommen unter anderem Schwarzstorch, Steinadler, Uhu, Auerhahn und Kormoran vor. Der weißschwänzige Seeadler findet sich im polnischen Staatswappen wieder.

    Bevölkerung

    Rund 38,61 Millionen Menschen leben in der Republik Polen, das bedeutet einen Schnitt von 123 Einwohner pro Quadratkilometer. Die bevölkerungsreichste Stadt ist die Hauptstadt Warschau mit rund 1,69 Millionen Einwohnern, gefolgt von Lodz (776 000), Krakau (758 000) und Breslau (635 000). Heute sind fast 98 % der Staatsbürger Polen, während noch vor dem Zweiten Weltkrieg etwa ein Drittel der Bevölkerung aus anderen Nationalitäten bestand. Die größte Minderheit bildeten damals Juden, es lebten weiter zahlreiche Deutsche, Litauer, Ukrainer und Weißrussen im Land. Die nationalen Minderheiten, die heute noch in Polen leben, sind zwar zahlenmäßig gering, haben aber regionale Bedeutung und Einfluss auf die dortige Kultur und Politik (Deutschstämmige, Ukrainer, Weißrussen, Litauer, Tschechen, Slowaken).

    Ähnlich homogen wie die Bevölkerungszusammensetzung heute ist auch die Glaubenszugehörigkeit: 90 % der Bevölkerung sind Katholiken. Größte religiöse Minderheiten sind Angehörige der russisch-orthodoxen Kirche.

    Die Bevölkerungsentwicklung war in den vergangenen Jahren leicht negativ und stagnierte 2007, was auf eine fast ausgeglichene Geburten-/Sterberate und eine geringe Abwanderung zurückzuführen ist. Die Lebenserwartung erreicht mit 74 Jahren noch nicht ganz den westeuropäischen Schnitt; die Alphabetisierung ist aber wie in den anderen EU-Staaten praktisch umfassend. Für die Kinder besteht allgemeine Schulpflicht zwischen sieben und 15 Jahren. Amtssprache ist Polnisch.

    Politisches System

    Polen ist eine präsidiale Republik mit einem parlamentarisch-demokratischen System, das auf der Verfassung von 1997 (die das Provisorium von 1992 ersetzte) basiert. Das Rechtssystem stellt eine Mischung des Code Napoléon mit einigen Regeln des kommunistischen Systems dar und entwickelt sich derzeit im Rahmen der Anpassung an europäische Verhältnisse stetig weiter.

    Staatsoberhaupt Polens ist der für fünf Jahre direkt vom Volk gewählte Staatspräsident, der nur einmal wiedergewählt werden kann (seit 2010 Bronisław Komorowski). Er ernennt den Ministerpräsidenten als Regierungschef, der dem Kabinett vorsteht (seit 2007 Donald Tusk). Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (Zgromadzenie Narodowe), die aus zwei Kammern besteht: Der Sejm mit 460 für vier Jahre mit einer Mischung aus Mehrheits- und Verhältniswahl vom Volk bestimmten Abgeordneten und dem Senat mit 100 Mitgliedern, die in den Provinzen per Mehrheitswahl für vier Jahre bestimmt werden.

    Für Parteien gilt bei der Wahl eine Fünf-Prozent-Sperrklausel, für Wahlbündnisse liegt diese bei 8 %. Die wichtigsten politischen Vereinigungen sind die liberale "Bürgerplattform" (PO), die rechtskonservative "Bewegung für Recht und Gerechtigkeit" (PiS), die populistische Vertretung der Interessen insbesondere der Landwirte "Selbstverteidigung" (SO), das Bündnis der Demokratischen Linken (SLD) und die Bauernpartei (PSL).

    Der polnische Staat ist in 16 Provinzen (Wojewodztwa) untergliedert.

    Wirtschaft

    Seit dem Ende der 1980er Jahre wird die polnische Wirtschaft umstrukturiert von der Plan- zur freien Marktwirtschaft. Nach einer ersten Schwächephase erzielte das Land die höchsten Wachstumsraten im Vergleich mit den anderen ehemaligen COMECON-Ländern. Ein Großteil der klein- und mittelständischen Betriebe ist inzwischen in privater Hand. Das Wirtschaftswachstum steigt weiter (2006 auf 5,8 %), ausländische Investitionen nehmen zu. Die Bruttowertschöpfung erfolgt inzwischen nur noch zu 24 % im Industrie- und zu über 50 % im Dienstleistungsbereich. In der Privatwirtschaft wurden im Jahr 2006 300 000 neue Arbeitsplätze geschaffen, trotzdem ist die Arbeitslosenrate mit 14,9 % (Stand: Oktober 2006) immer noch sehr hoch. Vor allem viele Landbewohner leben unterhalb der Armutsgrenze.

    Am 1. Mai 2004 wurde Polen Mitglied der Europäischen Union und erhält nun Subventionen, vor allem für den Agrarsektor.

    In der Landwirtschaft sind inzwischen nur noch gut 15 % aller Arbeitskräfte beschäftigt, der Anteil am Bruttoinlandsprodukt beträgt geringe 3 % aufgrund der geringen Produktivität der oft kleinen landwirtschaftlichen Betriebe, deren Gerätschaften meist veraltet sind. Die wichtigsten Anbauprodukte sind Roggen und Kartoffeln (bei den Ernteergebnissen liegt Polen hier weltweit auf dem zweiten bzw. dritten Platz). Weiter werden Zuckerrüben, Weizen, Raps, Obst und Gemüse angebaut. Viehhaltung (Rinder, Schweine, Geflügel) wird vor allem in Großbetrieben im Westen des Landes betrieben, im Süden auch Schafzucht.

    Der Industriesektor erholte sich rasch von der Umstellung der Wirtschaft durch die zunehmende Privatisierung und Modernisierung der Betriebe. Traditionell haben Nahrungs-, Genussmittel- und Textilindustrie große Bedeutung. Polen besitzt größere Vorkommen an Schwefel, Kupfer, Eisen, Blei- und Zinkerzen. Die Hütten- und Metall verarbeitende Industrie ist schwerpunktmäßig in Oberschlesien angesiedelt. In Galizien werden Erdöl und Erdgas gefördert, in Mittel- und Westpolen sind die Zentren der chemischen Industrie. In verschiedenen Städten an der Ostsee (Danzig, Elbing, Gdingen) spielt der Schiffsbau eine Rolle, wenn auch die Tendenz rückläufig ist. Der Energiebedarf des Landes wird fast ausschließlich durch Wärmekraftwerke gedeckt (Polen hat ausgedehnte Kohlelagerstätten, vor allem Steinkohle).

    Wichtigster Handelspartner Polens sind heute die EU-Länder (vor allem Deutschland), die an Export und Import mit etwa zwei Dritteln beteiligt sind. Zu den Exportgütern Polens gehören vor allem Maschinen, Erzeugnisse der chemischen Industrie, Fahrzeuge, Nahrungsmittel und Kupfer. Importiert werden Rohöl, Maschinen, Fahrzeuge und Nahrungsmittel. Einen aufstrebenden Wirtschaftszweig und wichtige Devisenquelle stellt der Tourismus dar.

    In den meisten Landesteilen von Polen steht ein gut ausgebautes Verkehrsnetz zur Verfügung (insgesamt über 423 000 km Straße, 23 000 km Schiene). Wichtigste Häfen an der Ostsee sind Danzig, Gdingen und Stettin. Internationale Flughäfen finden sich bei Warschau und Krakau.

    Währung ist der polnische Zloty (= 100 Groszy).

    Audio-Material
    Polen, Hymne

    Republik Polen

    Fl polen.jpg Wappen polen.svg
    Rzeczpospolita Polska
    Amtssprache Polnisch
    Hauptstadt Warschau
    Staatsform Präsidiale Republik
    Fläche 312.684 km²
    Einwohner 38.610.000
    Währung Zloty
    Zeitzone UTC+1
    KFZ-Kennzeichen PL
    Internet-TLD .pl
    Telefonvorwahl 0048

    Kalenderblatt - 18. April

    1521 Martin Luther erscheint zum zweiten Mal vor dem Wormser Parteitag, verteidigt sich vor Kaiser und Reich und lehnt den Widerruf ab.
    1951 Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg schließen ihre Kohle- und Stahlindustrie in der Montanunion zusammen und verzichten auf ihre nationalen Souveränitätsrechte über diese Industriezweige.
    1968 Die tschechoslowakische Nationalversammlung wählt Josef Smrkovský zu ihrem neuen Präsidenten, der als einer der populärsten Politiker des "Prager Frühlings" die volle Rehabilitierung der Opfer der Stalinzeit und die Sicherung eines wirklich freien politischen Lebens zu seiner Aufgabe erklärt.