Perspektive

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    (lateinisch: perspicere, "mit Blicken durchdringen", "deutlich wahrnehmen")

    1. Ausgangspunkt der eigenen Sicht der Dinge; persönliche Sicht.
    1. Ausblick in die Zukunft.
    1. in der darstellenden Geometrie die Verfahren der Darstellung von Raumgebilden auf Flächen (meist auf Ebenen), so dass das Gebilde als Körper im Raum wahrgenommen werden kann; die scheinbare Verkürzung entfernterer Strecken und die zeichnerische Darstellung dieser Sinneswahrnehmung. Bei der Zentralperspektive (Zentralprojektion) werden vom Auge A aus Strahlen nach den Punkten G1 und G2 des Gegenstands gezogen. Wo diese die Bildebene a schneiden, liegen die Bildpunkte B1 und B2. Die Abbildungen mehrerer paralleler Geraden schneiden sich in einem Punkt, dem Fluchtpunkt. Je nach Augenhöhe spricht man von Vogel- (hoch) oder Froschperspektive (niedrig).
    1. in der Kunst die zweidimensionale, bildhafte Darstellung räumlicher (dreidimensionaler) Objekte. Sie erfolgt durch eine Zentralprojektion (Zentralperspektive), die dem Betrachter ein naturgetreues Abbild bietet. Die Illusion einer Zentralperspektive lässt das Bild wie ein Fenster wirken, durch das der Betrachter in einen Raum blickt, der die Bildgegenstände umfasst. In der bildenden Kunst wurde die wissenschaftliche Perspektive zuerst während der Frührenaissance angewandt. Vom Kastenraum Giottos (Tiefenraumdarstellung) und dem nach dem Fluchtachsenprinzip gebauten Innenraum A. Lorenzettis entwickelte sich eine zentralperspektivische Raumkonstruktion, die mathematisch exakt berechnet war, deren Erfindung um 1420 mit dem Namen Brunelleschi verbunden wird. Seit Leonardo gibt es neben der Zentralperspektive die Luftperspektive, die durch Farbveränderung und Auflösung der Konturen Räumlichkeit und Entfernungen ausdrückt, er hat ihre Gesetzmäßigkeiten mit wissenschaftlichen Methoden untersucht. In der Architektur ist die perspektivische Durchsicht bei Bauentwürfen bedeutsam (z.B. beim Petersplatz in Rom von Bernini), ebenso auf der Bühne (Guckkastenbühne). Seit Ende des 19. Jh.s wurden in der Malerei die perspektivischen Regeln zu Gunsten einer neuen Autonomie der Bildfläche (wie bei Cézanne) gelockert; Kubismus und abstrakte Kunst lehnen die perspektivischen Regeln ab und stellen gleich mehrere perspektivischen Ansichten eines Gegenstandes dar bzw. nutzen nur die Farbenperspektive, während im Surrealismus und partiell im modernen Realismus die Perspektive als formales Mittel wieder verwandt wird.