Peking 2008

    Aus WISSEN-digital.de

    Spiele der XXIX. Olympiade

    Allgemeines

    Die Sommerspiele in Peking (China) fanden vom 8. August bis 24. August 2008 statt.

    Programm

    In Peking gab es zwei Frauen-Wettbewerbe mehr als in Athen 2004. Damit konnten etwa 130 Frauen zusätzlich an den Spielen teilnehmen.

    Eine neue Disziplin war das BMX (Wettbewerbe im Frauen- und Männer-BMX). Weitere neue Wettbewerbe: der 3 000-m-Hindernislauf der Frauen, 10-km-Schwimmen Frauen und Männer, Florett Frauen, Säbel Mannschaft sowie die Doppel im Tischtennis-Mannschaftswettbewerb.

    Umstrittene Wahl

    "The Games of the year 2008 are awarded to Bejing!" - so die Worte des scheidenden IOC-Präsidenten Samaranch. Mit Peking hatte der Wunschkandidat von Juan Antonio Samaranch gesiegt, zu dessen letzten Amtshandlungen es zählte, den Namen des Austragungsortes zu verlesen. Bereits im zweiten Wahlgang setzte sich Peking gegen die Mitbewerber aus Toronto, Paris, Osaka und Istanbul durch. Damit wurden die Olympischen Spiele zum ersten Mal in der Geschichte in China ausgetragen. 1993, als Peking sich für die Ausrichtung der Spiele im Jahr 2000 beworben hatte, stand das Land noch unter dem Eindruck des Massakers von 1989, durch das sich China von der Weltgemeinschaft isoliert hatte. Nun wollte man die historische Chance ergreifen, um mit der Ausrichtung des größten Sportfestes der Welt eine Öffnung Chinas zu demonstrieren. Das eindeutige Votum zog in Anbetracht der Menschenrechtssituation in China gespaltene Meinungen nach sich.

    Bereits im Vorfeld hatte es kritische Stimmen aus aller Welt gegeben. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Menschenrechtsverletzungen, in denen auch die Menschenrechtsorganisation amnesty international eine Diskrepanz zwischen den Idealen der Olympischen Bewegung und der politischen Realität Chinas erkannte und zur Sprache brachte. Peking-Unterstützer Samaranch hingegen verwies darauf, dass Olympia die Demokratie fördere, und zitiert gerne das Beispiel Seoul (Südkorea), das durch die Ausrichtung der Spiele 1988 eine positive Entwicklung genommen hätte. Ebenfalls kontrovers diskutiert wurde das Thema Doping, mit dem gerade der chinesische Sport in der Vergangenheit immer wieder in Verbindung gebracht wurde.

    Mit Zusagen bezüglich der Pressefreiheit, der Akzeptanz des Anti-Doping-Codes des IOC und nicht zuletzt mit den großen Bemühungen, die Spiele nach Peking zu holen, wurden von Seiten des Veranstalters Zeichen gesetzt, dass man ein würdiger Austragungsort sein wolle.

    Austragungsort

    Olympic Green

    In dem Olympia-Park befinden sich die wichtigsten Sportanlagen, u. a. das Olympistadium, das Schwimm-Zentrum und das Hallenstadion. Der über 1.100 Hektar große Park ist etwa 13 Kilometer vom Platz des Himmlischen Friedens entfernt.

    Vogelnest

    Das nach Plänen der Basler Stararchitekten Herzog und de Meuron entworfene Olympiastadion wird aufgrund seiner Zweigstruktur auch "Das Vogelnest" genannt. Die mit Luftkissen gefüllten "Zweige" bilden zusammen mit einem Schiebedach eine regenundurchlässige Hülle. 100 000 Zuschauer können im "Vogelnest" Platz finden. Die Schweizer zeichnen übrigens auch für die Architektur der Münchner Allianz-Arena verantwortlich.

    Wasserwürfel

    Aufpumpbare Hohlelemente bilden die Wände der Halle. Die transparente Folie, aus denen diese Hohlelemente bestehen, bildet blaue Lichteffekte, die das "Schaum-Design" betonen.

    UFO

    Das Aussehen des Radstadions in Laoshan erinnert an ein soeben niedergegangenes UFO. Das Radstadion hat eine erhöhte Radrennbahn. In Laoshan ist auch das BMX-Feld für die neu aufgenommene Radsportdisziplin zu finden.

    Medaillen

    Die Erwartungen waren enorm - immerhin sprach DOSB-Präsident Thomas Bach vorab von dem Ziel, in Peking mehr Medaillen als die 49 von Athen zu gewinnen.

    Vergleiche Medaillenspiegel Peking 2008.

    Enttäuschender Auftakt

    So vielversprechend euphorisch die offizielle Ansage war, so ernüchternd waren die anfänglichen Ergebnisse. Vor allem die deutschen Schwimmer und Schwimmerinnen enttäuschten auf ganzer Linie.

    Erst am zweiten Wettkampftag ließen uns die Synchronspringerinnen Heike Fischer und Ditte Kotzian mit ihrem dritten Platz vom Dreimeterbrett die erste deutsche Medaille bejubeln. Ihre männlichen Kollegen taten es ihnen einen Tag später vom Zehnmeterbrett gleich beziehungsweise besser: Patrick Hausding und Sascha Klein bescherten Deutschland die erste Silbermedaille.

    Goldregen

    Am 12. August schließlich folgte die lange erhoffte und erwartete erste Goldmedaille für Deutschland: Alexander Grimm lenkte überraschend als erster sein Slalomkajak über die Ziellinie. Ihm folgten der Judoka Ole Bischof, der Vielseitigkeitsreiter Hinrich Romeike sowie die Mannschaft der deutschen Vielseitigkeitsreiter. Dies war mit vier Goldmedaillen der erfolgreichste Tag aus deutscher Sicht.

    Einen Tag später ließen die beiden Fechter Benjamin Kleibrink mit dem Florett und Britta Heidemann mit dem Degen durch ihre jeweiligen Siege über das erneut desaströse Abschneiden des deutschen Schwimmverbands hinwegsehen.

    Dem Mannschaftsgold der deutschen Pferdedresseure vom 14. August folgte am nächsten Tag endlich der erste Erfolg des Schwimmverbands: Nach einem packenden Finish stand Britta Steffen für ihre Leistungen über 100 m Freistil ganz oben auf dem Siegerpodest. Zwei Tage später sorgte sie mit ihrem Sieg über 50 m Freistil für die zweite und letzte deutsche Goldmedaille der SchwimmerInnen.

    Die Freude war groß über die weiteren außergewöhnlichen, zu Gold führenden Leistungen der deutschen Sportlerinnen und Sportler: Wir jubelten mit dem Triathleten Jan Frodeno, der modernen Fünfkämpferin Lena Schöneborn und der Mountainbikerin Sabine Spitz, die ihr Fahrrad auf den letzten Metern ins Ziel trug.

    Trotzdem führte uns zu unserer emotionalsten, Steiner-weichendsten Goldmedaille ein seit Anfang dieses Jahres eingebürgerter knapp 150 kg schwerer gebürtiger Wiener: Matthias Steiner. Unvergessen bleibt sein mitreißender Gefühlsausbruch nach der Bewältigung seiner neuen persönlichen Bestleistung, 258 kg, die haarscharf für Gold reichte. Die Jubelschreie, der Tanz mit seinem Trainer, das im wahrsten Sinn des Wortes kolossale Herumgehüpfe, bei dem die Bühne glücklicherweise gehalten hat – und bei der Siegerehrung die Widmung seiner Medaille an seine ein Jahr zuvor tragisch verstorbene Ehefrau Susann. Emotionaler geht es nicht.

    Für weitere Goldmedaillen sorgten die bereits erwähnten ReiterInnen und KanutInnen, die in den nächsten Abschnitten separat aufgeführt werden.

    Ritt ins Glück

    Die für ihre Beständigkeit bekannten deutschen ReiterInnen zeigten wieder einmal ihre Gewinnambitionen. Obwohl die Springreiterturniere enttäuschend seit 1928 erstmals ohne Medaille geblieben sind und von einem Dopingskandal überschattet werden, bleibt ein insgesamt positiver Eindruck: In den verbleibenden vier Entscheidungen dominierte der deutsche Reitverband deutlich mit drei Goldmedaillen, einer Silber- und einer Bronzemedaille.

    Die erste Duftmarke wurde mit dem Vielseitigkeits-Einzel- und dem Vielseitigkeits-Mannschaftsgold am 12. August gesetzt. Zwei Tage später folgte das Gold in der Mannschafts-Dressurwertung. In der Dressur-Einzelwertung reichte es immerhin am 19. August für Silber und Bronze.

    Rudern und Kanu

    Den ansonsten so souveränen Ruderern werden die Erinnerungen an Peking 2008 noch lange schmerzlich im Gedächtnis bleiben: Lediglich drei Medaillen konnten in 15 Wettbewerben gewonnen werden. Der kapitale Schiffbruch begann bereits in der Qualifikationsrunde, als der ganze Stolz der deutschen Flotte, der Achter, unerwartet den letzten Platz belegte.

    Die Boote, denen wenigstens der Finaleinzug gelang, mussten sich mit mittelmäßigen Ergebnissen zufrieden geben. Immerhin der deutsche Doppelzweier der Frauen unter Annekatrin Thiele und Christiane Huth versöhnte die Ruderfans mit zwei Silbermedaillen. Der Doppelvierer der Frauen erntete mit dem dritten Platz die Bronzemedaille. Seit 1956 gab es kein derart schlechtes Abschneiden des deutschen Ruderverbands.

    Anders als die Ruderer schafften es die Kanuten, zu überzeugen: Acht Medaillen, darunter drei goldene, wurden in 16 Entscheidungen erkämpft. Aus vier Slalomdisziplinen ging zumindest die bereits erwähnte Goldmedaille von Alexander Grimm hervor.

    Die beiden restlichen Goldmedaillen erpaddelten die Kajakfahrer Andreas Ihle und Martin Hollstein über 1000 m sowie der deutsche Kajak-Vierer der Frauen über 500 m. Christian Gille und Thomasz Wylenzek fuhren ihren Kanadier über 1000 m auf Silber und über 500 m auf den Bronze-Rang.

    Für weitere Medaillen sorgten der Kajak-Vierer der Männer (Bronze), Kathrin Wagner-Augustin im Kajak-Einer (Bronze) sowie Ronald Rauhe und Tim Wieskötter im Kajak-Zweier (Silber).

    Leichtathletik und Turnen

    Wie sonst nirgends greift hier das olympische Motto „Dabei sein ist alles“. Auch wenn es zunächst zarte Hoffnungen beispielsweise auf die Hammerwerferin Betty Heidler, den Sprinter Thomas Unger, den Kugelstoßer Peter Sack oder den Stabhochspringer Danny Ecker gab, so rechnete doch niemand ernsthaft mit einem Medaillenregen. Immerhin warf Christina Obergföll den Speer im Finale am Drittweitesten und sicherte sich die Bronzemedaille in dieser Disziplin.

    Ähnlich war das Abschneiden der deutschen TurnerInnen. Hier wurden zwar zu Recht starke Hoffnungen auf das Ausnahmetalent Fabian Hambüchen gesetzt, trotzdem musste sich der Reck-Weltmeister in Peking mit drei vierten Plätzen und einer Bronzemedaille zufrieden geben. Einige Tage zuvor hatte sich die deutsche Springerin Oksana Chusovitina überraschend eine Silbermedaille gesichert.

    Ballsportarten

    Die Ballsportarten sorgten für sehr gemischte Gefühle im deutschen Lager. Als Ergebnis sind drei Medaillen zu verbuchen, eine von jeder Sorte.

    Die goldene ging an die Männer-Hockeymannschaft, die schon in Athen gewannen, die silberne an die überragende Männer-Tischtennismannschaft, die sich nur den unbezwingbaren Chinesen geschlagen geben musste, und die bronzene an die Frauen-Fußballmannschaft.

    In den anderen Sportarten waren die Ergebnisse enttäuschend bis dürftig, je nachdem, wie hoch die Erwartungen waren – das frühe Aus im Herren-Handball könnte tragischer nicht sein, das Aus im Badminton dagegen gilt als der größte Olympische Erfolg Deutschlands in diesem Sport überhaupt.

    Zwei Ausnahmesportler

    Die Olympischen Spiele von Peking – man könnte sie auch die Olympischen Spiele des Michael Phelps nennen. Kein anderer Athlet war jemals erfolgreicher. Michael Phelps ist der siegreichste Olympionik der Neuzeit. In Peking gewann er acht Goldmedaillen, womit er jetzt insgesamt bei vierzehn steht.

    Er ließ nicht nur die Konkurrenten blass aussehen, sondern auch die Weltrekorde purzeln: Aktuell hält er vier Weltbestleistungen, die allesamt in Peking aufgestellt wurden.

    Usain Bolt war zwar längst nicht so erfolgreich wie Michael Phelps, doch die Art, wie er seine drei Goldmedaillen errannte, war eine einzige Demonstration seiner Überlegenheit.

    Nicht nur, dass er in seinen beiden Einzelrennen über 100 und 200 m jeweils neue Weltrekorde aufstellte, er deklassierte seine Mitläufer regelrecht: Unvergessen wird sein Lauf über 100 m bleiben, bei dem er trotz offenen Schnürsenkeln bereits zwanzig Meter vor dem Ziel das Tempo drosselte, jubelnd seine Arme ausbreitete und aufreizend lässig mit neuer Weltrekordzeit über die Ziellinie joggte.

    Da erscheint es beinahe verwunderlich, dass „Thunder“ Bolt nicht kurz vor der Ziellinie stehen blieb und zunächst ein Erinnerungsfoto seiner ausgepowerten Konkurrenten schoss.

    Der Medaillenspiegel

    Die wie erwähnt prognostizierten 50 Medaillen sind es leider nicht geworden. Die deutsche Auswahl konnte „nur“ 41 Mal Edelmetall gewinnen. Andererseits kann man mit dem Medaillenspiegel aus deutscher Sicht durchaus zufrieden sein.

    Dass China souverän den ersten Platz belegen würde, war schon vor Beginn der Spiele sehr wahrscheinlich. Die Vereinigten Staaten auf Platz zwei sind ebenso wenig verwunderlich wie Russland an dritter Stelle.

    Einzig die Leistungen Großbritanniens überraschten, die es mit einem Vorsprung von drei Goldmedaillen auf Deutschland auf den vierten Rang schafften – möglicherweise ist dies bereits als Kampfansage für London 2012 zu verstehen.

    Deutschland schließlich schneidet mit 16 Goldmedaillen mit einem guten fünften Platz ab, bei dem sicher noch Luft nach oben gewesen wäre. Australien und Südkorea liegen mit 14 und 13 Goldmedaillen auf den Plätzen sechs und sieben.

    Kuriositäten

    Stürzende Staffelstäbe

    Hervorzuheben ist das Ausscheiden beider Teams der USA im Semifinale des Staffellaufs über 4 x 100 m.

    Diese Enttäuschung resultierte nicht etwa aus einer schlechten Laufleistung, sondern aus einer verpatzten Stabübergabe: Laut offiziellem Reglement darf der Stab nicht den Boden berühren. Sowohl die US-Männer als auch die Frauen wurden auf Grund des misslungenen Stabwechsels disqualifiziert.

    Die jamaikanische Frauenstaffel über 4 x 100 m scheiterte ebenfalls auf derart unglückliche Art und Weise.

    Amputierte Ausnahmeathletin

    Beim Marathonschwimmen der Frauen über 10 km lagen im Ziel nach knapp zwei Stunden Schwimmzeit zwischen den ersten sieben Schwimmerinnen gerade einmal 10 Sekunden. Die vierte, Angela Maurer aus Deutschland, trennten lediglich 0,9 Sekunden von den Medaillenrängen.

    Bemerkenswert ist aber vor allem die Leistung von Natalie du Toit: Der 24-jährigen Südafrikanerin wurde im Alter von 17 Jahren nach einem Verkehrsunfall ein Unterschenkel amputiert. Trotzdem gelang es ihr, sich ihren Traum zu erfüllen und sich für die Teilnahme am Marathonschwimmen zu qualifizieren. Sie schwamm ein ausgezeichnetes Rennen und belegte von 23 Teilnehmerinnen einen sensationellen 16. Platz.

    Tobender Taekwondoka

    Für weniger erfreuliche Neuigkeiten sorgte der ehemalige Taekwondoka Ángel Matos aus Kuba. Nachdem er sich im Semifinale gegen Arman Chilmanov aus Kasachstan verletzt hatte, überzog er die zulässige Behandlungsdauer. Deshalb musste ihn der schwedische Schiedsrichter Chakir Chelbat disqualifizieren.

    Dies ließ Matos ausrasten und in das Gesicht des Unparteiischen treten, der dabei an der Lippe verletzt wurde. Dieses „starke Vergehen am Geist des Taekwondo und an den Olympischen Spielen“ führte zu einer lebenslangen Sperre vom Taekwondo-Weltverband für Matos und seinen Trainer Leudis Gonzalez, außerdem schloss ihn die kubanische Sportführung mit sofortiger Wirkung dauerhaft vom aktiven Sport aus.

    Dieser Moment der Unbeherrschtheit ist somit für das Ende von Matos' Karriere als Taekwondo-Kämpfer verantwortlich und lässt ihn vor dem Nichts stehen.

    Radikaler Ringer

    Friedfertiger war die Protestaktion des schwedischen Ringers Ara Abrahamian, der in Peking Herr der Ringer werden wollte. Er empfand seine Niederlage im Halbfinale des griechisch-römischen Stils gegen den späteren italienischen Olympiasieger Andrea Minguzzi als ungerecht

    Nach dem er Bronze gewonnen hatte, legte er die Medaille unmittelbar nach der Übergabe in den Mittelkreis der Ringer-Matte und verließ die Siegerehrung. Später verkündete er, diese Medaille bedeute ihm überhaupt nichts und er werde sich vom aktiven Sport zurück ziehen.

    Als Konsequenz dieser Unsportlichkeit disqualifizierte ihn das IOC und schloss ihn von den Spielen aus. Damit hatte er auch die Medaille offiziell verloren, die jedoch nicht neu vergeben wurde.

    Kanadier-Kreislaufkollaps

    Eine weitere kuriose Begebenheit betrifft den deutschen Kanadierfahrer Tomasz Wylenzek: Nach einem überragenden Finallauf mit packendem Finish musste er sich mit seinem Partner Christian Gille im Zweierkanadier um wenige Zentimeter den Weißrussen geschlagen geben.

    Da der kränkelnde Gille auf den letzten Metern völlig entkräftet war, gab Wylenzek alles und noch mehr, was dazu führte, dass das Boot aus der Bahn geriet und im Ziel gegen eine Boje fuhr. Der ausgepowerte Wylenzek erlitt beim anschließenden Interview einen Kreislaufzusammenbruch und wurde ins Krankenhaus gefahren. Bei der Siegerehrung musste Christian Gille die Silbermedaille alleine in Empfang nehmen.

    Nichtsdestotrotz konnte er bereits einen Tag später wieder starten und holte sich zusammen mit seinem Partner eine Bronzemedaille.

    Gedopte Gäule

    Wie üblich gab es auch in Peking einige Dopingfälle, jedoch überraschend wenige im Vergleich zu vorhergehenden Olympischen Spielen: Nachdem der Präsident des IOC, Jacques Rogge, vorab von 30 bis 40 Fällen ausgegangen war, wurden lediglich sechs Sportler überführt. Dies mögen manche angesichts der deklassierenden Leistungen eines Michael Phelps oder eines Usain Bolts bereits für kurios halten. Bemerkenswert sind aber die Dopingfälle sieben bis zehn, die nicht die Sportler, sondern ihre „Sportgeräte“ betreffen: Bei einer Medikationskontrolle wurden bei den Pferden von vier Springreitern die verbotene Substanz Capsaicin nachgewiesen.

    Einer dieser Fälle betrifft unmittelbar den deutschen Reitverband: Christian Ahlmann hat seinen Wallach Cöster auf diese Art und Weise behandelt.

    Capsaicin ist kein leistungssteigerndes Mittel im eigentlichen Sinne. Als Gel auf die Haut aufgetragen, fördert es zwar die Durchblutung, wahrscheinlich soll die Wirkung jedoch indirekt erfolgen. Durch die Behandlung der Beine des Pferdes werden diese hypersensibilisiert und somit schmerzempfindlicher, wodurch es das Pferd tunlichst vermeiden will, mit den Beinen gegen die Hindernisse zu stoßen.

    Ausblick

    Gerade in Bezug auf die Dopingfälle bleibt zu hoffen, dass die weiterhin durchgeführten Kontrollen keine neuen Skandale offenbaren. So unglaublich die geringe Zahl der erwischten Sportler auch ist, so darf wenigstens gehofft werden, dass nicht die Dopingmittel immer raffinierter geworden sind, sondern dass der Sportsgeist gestärkt wurde und der Dopingmissbrauch tatsächlich deutlich zurück gegangen ist.

    Seit dem 6. Juli 2005 ist bekannt, dass die nächsten Olympischen Sommerspiele zum dritten Mal in London stattfinden werden. Großbritanniens überraschende Platzierung auf Platz 4 lässt große Ziele des Gastgeberlandes erahnen.

    England trägt eine große Bürde, es den rundum perfekt gelungenen Sommerspielen von Peking gleichzutun; diese zu übertreffen dürfte sehr schwer werden. Die Platzierung Deutschlands lässt zumindest von einem Platz in den Top 3 träumen.