Nord-Süd-Konflikt

    Aus WISSEN-digital.de

    Konflikt zwischen den reichen Industrienationen des "Nordens" und den Ländern des "Südens" (oftmals auch Entwicklungsländer genannt). Die Bezeichnung Nord-Süd-Konflikt spiegelt in groben Zügen die geografische Verteilung der Industrienationen und der Entwicklungsländer wider - auch wenn auf der Südhalbkugel einige hoch entwickelte Staaten zu finden sind und vor allem in Asien einige unterentwickelte Staaten weit nach Norden reichen.

    Durch die ungleichmäßig verteilten Güter und Produktionsmittel entsteht ein extremes Reichtumsgefälle. Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts wurde von vielen Seiten erwartet, dass sich der Konflikt zwischen entwickelter und unterentwickelter Welt zum neuen bestimmenden internationalen Konflikt entwickeln würde. Diese Erwartung hat sich bis heute allerdings nicht bestätigt. Zum einen haben eine Reihe von Ländern des Südens, vor allem in Asien (z.B. Malaysia, China), durch rasantes Wirtschaftswachstum zu den entwickelten Ländern aufgeschlossen, zum anderen bestehen auch innerhalb der Staaten der Dritten Welt zum Teil massive politische und auch wirtschaftliche Spannungen. Ein einheitliches Auftreten des Südens, wie es zum Teil seit Mitte der 1960er und insbesondere in den 70er Jahren im Rahmen der G-77 stattfand, gestaltet sich zunehmend als schwierig. Dennoch bleibt die Frage der Verteilung des Reichtums zwischen den Ländern des Südens und des Nordens bislang ungelöst. Der Nord-Süd-Konflikt konzentriert sich primär auf wirtschaftspolitische Fragen, dennoch darf nicht übersehen werden, dass die Frage der politisch unabhängigen Entwicklung des Südens und der Beitrag zur politischen Gestaltung des internationalen Systems dahintersteht.

    Institutionen

    Verschiedene Institutionen bemühen sich um Eindämmung des Nord-Süd-Konflikts durch Maßnahmen wie Entschuldung von Entwicklungsländern, Zugang der Länder der Dritten Welt zu den Märkten der Industrienationen und "Hilfe zur Selbsthilfe". Die EU unterstützt seit 1975 die AKP-Staaten auf der Basis des Lomé-Abkommens (heute Abkommen von Cotonou). Auf globaler Ebene bemühen sich vor allem die Vereinten Nationen, insbesondere mit ihren Sonderorganisationen und Programmen UNCTAD, UNIDO, UNICEF, UNESCO, um die Linderung des Nord-Süd-Konflikts. Allerdings werden internationale Institutionen, vor allem der Internationale Währungsfonds, die Weltbank und die Welthandelsorganisation WTO, von den Ländern des Südens oftmals als Instrumente der entwickelten Welt zur weiteren Ausbeutung der Dritten Welt betrachtet.

    Geschichte

    Der Nord-Süd-Konflikt geht auf die im Kolonialismus entstandene Arbeitsteilung zurück, in der die ehemaligen Kolonien nahezu ausschließlich landwirtschaftliche Produktion und Rohstofflieferung betrieben, während Europa Industriegüter herstellte. So schuf der Kolonialismus wirtschaftliche und politische Abhängigkeiten, die notfalls mit militärischer Gewalt aufrechterhalten wurden. Durch die Entkolonialisierung konnte eine politische Unabhängigkeit erreicht werden, die wirtschaftliche blieb jedoch bestehen. - Zunehmend verlagern sich größere Teile der arbeitsintensiven Produktion, vor allem in der Textilindustrie, in die Entwicklungsländer; eine höhere Wertschöpfung entsteht dadurch meist nicht.