Neolithikum

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    (griechisch: neo, "neu, jung" und lithicum, "Steinzeit")


    Unter Neolithikum versteht man die Jungsteinzeit, die auf das Mesolithikum folgte und die letzte nacheiszeitliche Kulturstufe der Steinzeit war. Sie reichte bis in die ersten städtischen Hochkulturen in Europa, Afrika, Asien und Amerika hinein und wurde allmählich von der Kultur der Bronzezeit abgelöst. Das Neolithikum begann im 7./6. Jt. v.Chr. im Nahen Osten und im 5. Jt. in Mitteleuropa.

    Die zunehmende Besiedlungsdichte, die Einengung des freien Jagdraumes durch Bewaldung (Mesolithikum) und die Bewältigung schwierigerer Techniken dank des höher entwickelten Intellekts führten zur Bodenständigkeit und Sesshaftigkeit, zum Bauerntum in Dorf- und Hofgemeinschaften mit Eigenwirtschaft, zur vermehrten Zähmung von Wildtieren und Züchtung von Hausnutztieren (Rind, Schaf, Ziege, Schwein), zum Anbau, zur Auswahl und Verbesserung von Nahrungs- und Nutzpflanzen (Weizen, Gerste, Hirse, Erbse, Bohne, Mohn, Apfel, Birne, Küchenkräuter, Flachs) und verbesserter Ackerbautechnik (Pflug, Wagen mit Scheibenrädern). Neben dem Ackerbau gab es ausgedehnte Weidewirtschaft (Hirtentum).

    Gebrannte Keramik wurde noch ohne Töpferscheibe hergestellt; ihre regional verschiedenen Formen wurden zu Leittypen für die Vorgeschichtsforschung. In dieser Zeit gab es auch erste Erzeugnisse der Spinn-, Web- und Flechttechnik, sowie erste Metallverarbeitung (Gold, Kupfer). Zu Beginn der Hochkulturen entstand auch allmählich die Bilderschrift.

    Der Mensch breitete sich über alle Räume der Alten Welt aus, drang weiter auf dem nordamerikanischen Festland vor (Amerika) und beschaffte sich in weit reichenden Handelsbeziehungen Waren (besonders Steingerätrohstoffe, auch Kupfer und Gold) aus entfernteren Ländern.

    Das frühe Neolithikum

    Früheste bekannte neolithische Kulturen finden sich im Zweistromland (Quahat Jarmo in Kurdistan, 7. Jt., mit stadtähnlicher Siedlung, Rechteckhäusern, Getreideanbau, Haustieren) und Palästina (Jericho). Danach griff das Bauerntum auf Ägypten (Oase Fajum), Nordafrika, Iran, Afghanistan und Pakistan (Indusgebiet) über.

    Das Neolithikum in Mitteleuropa

    In Mitteleuropa kann man erst seit dem Ende des 6. Jt.s von bäuerlicher Kultur sprechen.

    Es bildeten sich hier folgende Kulturkreise heraus:

    a) Donaukulturkreis: Ackerbau auf Lössboden (von der Burgundischen Pforte bis in die Ukraine), große Dörfer, Keramik mit Spiral-, Mäander- und bandartigen Mustern (Bandkeramik), seit dem 3. Jt. auch mit farbigen Ornamenten, üppige Frauenfiguren als Fruchtbarkeitssymbole und Muttergottheiten.

    b) westeuropäischer Kulturkreis (von Spanien bis England reichend): Hauptleistung sind große Kultbauten (Stonehenge in England; Megalithkultur), Grabbauten in Form von Dolmen, Großsteingräbern für ganze Sippen und Ganggräbern, einzelne oder gruppierte Steinsäulen (Menhire), mancherorts in abstrakter Menschengestalt geformt; Pfahlbauten an See- und Flussufern.

    c) nordischer Kulturkreis (Norddeutschland, Dänemark, Skandinavien, Baltikum), auch hier, vom Westen übernommen, Großsteingräber (Dolmen, Ganggräber); charakteristische Keramik: tönerne Becher mit trichterförmigem Hals (Trichterbecherkultur), die sich zu Kragenflaschen entwickelten, Holzgefäße mit Kerbschnittdekoration; die Trichterbecherkultur breitete sich auch in den Raum der Donaukultur aus, das Großsteingrab wurde seit der Mitte des 3. Jt.s vom Einzelgrab abgelöst.

    d) italischer Kulturkreis, über Italien, Sizilien, Malta verbreitet, vom Balkan, von Westeuropa, zum Teil auch von Nordafrika und dem Orient beeinflusst; Grabstichkeramik, Erd- und Fruchtbarkeitskulte, später bäuerliches Dorfleben, bemalte oder farbgestempelte Keramik, tönerne Menschen- und Tierfiguren, Pfahlbauten an den Oberitalienischen Seen.

    Über den Vorderen Orient und die Straßen von Tunis und Gibraltar bestanden kulturelle Wechselbeziehungen zu Nordafrika (hier Ackerbau seit dem 5. Jt.).

    Das späte Neolithikum

    Gegen Ende des Neolithikums verbreitete sich, wohl vom Norden ausstrahlend, die Schnurkeramik über weite Gebiete Europas und, im Übergang zur Bronzezeit, von Spanien her die Glockenbecherkultur, die in England und Italien, im Rhein-Donau-Gebiet bis tief nach Mitteleuropa, bis zum Balkan und in der Ukraine nachzuweisen ist.

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