Namibia Gruppenreise: Eine Lehrfahrt auf deutschen Spuren

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    Wer sich bislang noch nicht nach Afrika getraut hat, weil der Kontinent zu exotisch erscheint, sollte es einmal mit Namibia probieren: Hier wird deutschen Touristen vieles sehr vertraut vorkommen, denn in dem ehemaligen deutschen Auslandsterritorium finden sich bis heute Überbleibsel aus der Kolonialzeit. Die besten Eindrücke davon erhält man durch die typischen Namibia Gruppenreisen, die ihren Themenschwerpunkt auf die kaiserliche Vergangenheit legen.

    Wandel der Zeit: Von Deutsch-Südwestafrika zu Namibia

    Schon ein Jahr, bevor das Gebiet des heutigen Namibia zur offiziellen Kolonie des Deutschen Kaiserreichs wurde, ging es in deutschen Besitz über. Der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz erwarb 1883 von dem dort heimischen Volk der Nama erste Teile der Landschaft rund um die Bucht Angra Pequena. Sie firmierte fortan und bis heute als Lüderitzbucht. 1884 kaufte Lüderitz weitere Landstriche und überzeugte die deutsche Regierung von der wirtschaftlichen Bedeutung des Territoriums.

    Schließlich stellte Reichskanzler Otto von Bismarck das Lüderitzland offiziell unter deutschen Schutz. Bis zum Ersten Weltkrieg hieß die Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Nachdem das Deutsche Reich den Krieg verloren hatte, musste es alle Kolonien abtreten. Südwestafrika fiel 1920 unter südafrikanisches Mandat und konnte erst 1990 seine Unabhängigkeit feiern. Seither heißt es Namibia. Die deutschen Einflüsse aber lassen sich noch heute in dem Land wahrnehmen. Das beginnt schon damit, dass es kein Problem ist, Namibia mit deutschsprachiger Reiseleitung zu erkunden ‒ schließlich sprechen weiterhin so manche Menschen dort deutsch.

    In Kleingruppen durch die Historie reisen

    Für Touristen, die das Land entdecken wollen, empfiehlt sich schon generell eine der Namibia Kleingruppenreisen, die einen intensiven Ein- und Überblick bieten. Allen geschichtlich Interessierten ist diese Form des Namibia-Trips aber ganz besonders ans Herz zu legen. Schließlich gibt es bei weniger Teilnehmenden mehr Zeit für Fragen an die Tour-Guides und für den einen oder anderen spontanen Abstecher zu spannenden Orten abseits des regulären Reiseplans.

    Einige Reiseveranstalter bieten spezielle Touren auf deutschen Spuren an. Wer mit der Auswahl der Ziele nicht zufrieden ist und das individuelle Abenteuer mag, kann auch per Mietwagen Namibias deutsche Vergangenheit erkunden. Hierfür werden oft Pakete mit Autos, Versicherungen und Hotelübernachtungen angeboten. So oder so: Wer von einem zum anderen geschichtlichen Ort pendelt, sollte zwischendurch immer ein Auge auf die schönen Landschaften Namibias werfen. So wird aus der deutschen Entdeckungsreise nebenbei eine kleine Afrika-Safari. Die meisten Namibia Reiseveranstalter berücksichtigen diesen Aspekt.

    Städte mit deutscher Anmutung

    Welche Orte sollten auf der Tour unbedingt besucht werden, wenn man die alten Zeiten von Deutsch-Südwestafrika zum Greifen nahe haben möchte? Es sind vor allem drei Städte, die von der Kolonialzeit nach wie vor geprägt sind.

    Allen voran steht natürlich die Hauptstadt Namibias, Windhoek. Wer sie betritt, wähnt sich wohl eher in Europa als in Afrika, denn Kirchen, Festungen und Verwaltungsgebäude aus deutscher Vergangenheit finden sich hier wieder. Stilprägend ist die Christuskirche im historischen Zentrum, die als das Wahrzeichen der Stadt gilt. 1910 wurde sie im neoromanischen Jugendstil fertiggestellt und symbolisiert die Christianisierung, der die deutschen Besatzer die Völker von Südwestafrika unterzogen haben. Der sogenannte Tintenpalast befindet sich ebenfalls im Zentrum Windhoeks und hat seinerzeit die deutsche Kolonialregierung beherbergt.

    Sein Name rührt vom angeblich hohen Tintenverbrauch her, für den die Verwaltungsbeamten damals sorgten. Heute befindet sich in dem im eigenwilligen deutschen Kolonialstil errichteten Gebäude die Nationalversammlung Namibias. Ebenfalls ein Muss in Windhoek ist die „Alte Feste“ ‒ eine Festung, in der sich heute das Nationalmuseum des Landes mit dem bekannten Reiterdenkmal befindet. Letzteres wurde 1912 eingeweiht, um der Angehörigen der Deutschen Schutztruppe und der Zivilisten zu gedenken, die während des Aufstandes der Herero und Nama ums Leben kamen. Die Festung war seinerzeit Hauptquartier der Kaiserlichen Schutztruppe.

    Der Ort an einer Bucht der Atlantikküste Namibias, in dem Adolf Lüderitz erstmals das Land betrat, wurde nach ihm benannt und heißt noch heute so. Rund 20.000 Einwohner zählt Lüderitz inzwischen und wird von bunten Häusern im Kolonialstil lebendig gehalten. Auch hier ist wieder eine Kirche das wohl größte Highlight der Stadt: Die auf dem Diamantberg gebaute Felsenkirche wurde 1911 eingeweiht und gehört dem neogotischen Stil an. Kaiser Wilhelm II. höchstselbst spendete das Altarfenster des Sakralbaus. Der Name des Diamantbergs kommt übrigens nicht von ungefähr: Tatsächlich wurden nahe Lüderitz 1905 Diamanten gefunden.

    Daraufhin errichteten die Deutschen in dieser Gegend die Diamantengräber-Siedlung Kolmannskuppe, welche heutzutage als Geisterstadt, vom Sand der Namib-Wüste umhüllt, besucht werden kann. Dieses Ziel eignet sich besonders gut für die individuellen Touren mit Mietwagen. Aber enttäuscht sollte niemand sein: Diamanten finden sich dort mittlerweile keine mehr. Ihre Einfuhr nach Deutschland wäre, trotz kolonialer Vergangenheit Namibias, von den Zollbestimmungen her ohnehin schwierig.

    Swakopmund schließlich komplettiert den historischen Dreiklang unter den namibischen Städten mit deutschem Einschlag. Nicht eine Kirche, sondern der Leuchtturm des Seebads am Atlantik ist das Wahrzeichen der Stadt. Als ob er an der Nordseeküste stehen würde, ist er rot-weiß gestreift und zudem immer noch funktionstüchtig. Eine lange Mole, wie in einem Ostseehafen, gibt es ebenfalls. Sie war zu Kolonialzeiten ein Anlegeplatz für größere Schiffe und lädt in der Gegenwart zu Spaziergängen und zum Baden ein, denn daneben befindet sich ein Strandbereich.

    Das einstmals kaiserliche Bezirksgericht ist heute die Sommerresidenz des namibischen Präsidenten und ein weiterer Tipp für Besucher. Mehr zur Kolonialgeschichte und jener der ethnischen Gruppen von Namibia ist im Swakoper Museum zu erfahren. Und nicht zuletzt sind die romantischen Fachwerkhäuser es wert, einen erstaunten Blick zugeworfen zu bekommen, die die deutschen Kolonialisten tatsächlich in Swakopmund aufgebaut haben.

    Bedeutsame Landschaften und kulturelle Besonderheiten

    Abseits der Sehenswürdigkeiten aus deutscher Geschichte in den bekannten Städten bietet Namibia noch weitere Anknüpfungspunkte für eine Reise auf deutschen Spuren. Dazu zählt etwa ein Abstecher zum sogenannten Caprivizipfel. Er ist eine Ausbuchtung an der Nordostgrenze des namibischen Staatsgebiets und wird von den Flüssen Okavango, Kwando und Sambesi eingehegt. Der Name geht zurück auf den deutschen Reichskanzler Leo von Caprivi, der als Nachfolger Bismarcks zwischen 1890 und 1894 waltete und ebendiese Nordostgrenze Deutsch-Südwestafrikas ausrichtete. Auch die Namen des Brandbergmassivs und des dazugehörigen höchsten Berg Namibias, des Königsteins, gehen auf die Kolonialzeit zurück. Als Brandberg erschien den Deutschen das Massiv, wenn die Westsonne seine Farben zum Glühen brachte.

    Ebenso können Namibia-Touristen auch in der Alltagssprache und im kulinarischen Bereich des Landes deutsche Traditionen noch heute wiederfinden. So sollte sich beispielsweise kein Gast über ein „Guten Tag!“ als Begrüßung wundern, die viele Namibier immer noch verwenden. Und auch die typisch deutsche Hausmannskost wird fortwährend in namibischen Restaurants angeboten: Schnitzel, Rouladen, Sauerkraut oder Schwarzbrot und dazu ein Bier? Es ist kein Problem, diese Stärkung für die Zeitreise in die deutsche Kolonialzeit Namibias zu bestellen.

    Kalenderblatt - 23. April

    1980 Im so genannten zweiten Kohle-Strom-Vertrag verpflichten sich die deutschen Stromversorger zur Abnahme der heimischen Steinkohle. Ziel der Vereinbarung ist neben dem Verzicht auf überflüssige Importe die Sicherung von 100 000 Arbeitsplätzen.
    1990 Karl-Marx-Stadt erhält wieder den Namen Chemnitz. Anlass dazu gab eine Bürgerbefragung, bei der 76 % der Einwohner dafür stimmten.
    1998 Internationale Fluggesellschaften dürfen künftig Nordkorea überfliegen.