Moderne Kunst

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    Als moderne Kunst bezeichnet man allgemeinhin die avantgardistische Kunst des 20. Jh.s. In Bezug auf die illusionistische Bildkonzeption noch im 19. Jh. verhaftet, weist der Impressionismus schon durch Malweise und Farbgestaltung auf die moderne Kunst hin. Die Bezeichnung Moderne Kunst fasst viele verschiedene Stilrichtungen in einem Begriff zusammen.


    Um die Jahrhundertwende als Reaktion auf Historismus bildete sich des Jugendstil mit dekorativer Ornamentik und Flächenhaftigkeit heraus. Eindeutiger aber brach zu Beginn des 20. Jh.s der Expressionismus mit der bisherigen Kunst und begründete verschiedene Entwicklungsstränge der modernen Kunst. Auf Kosten von Perspektive und realistischer Wiedergabe des Motivs sollte mit künstlerischen Mitteln insbesondere der subjektive Eindruck dargestellt werden (bedeutende Künstler: van Gogh, Gauguin, E. Munch, die "Fauves", Künstler der Gruppen "Die Brücke", "Blauer Reiter" u.a.). Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte der Expressionismus in Stilrichtungen wie abstrakter Expressionismus, Art brut, Tachismus oder Neoexpressionismus nach.

    Als Reaktion auf das expressionistische Pathos bildete sich nach dem ersten Weltkrieg der Stil der Neuen Sachlichkeit (Otto Dix, Carl Grossberg, George Grosz u.a.) heraus, der realistische Darstellung z.T. mit Gesellschafts- und satirischer Kritik verband.

    1916 entstand (aus Zürich inspiriert) der Dadaismus, die erste bewusste Anti-Kunstbewegung der Avantgarde; Nonsense-Texte, Performance und abstrakte Kunstwerke waren als Protest gegen lebensferne, etablierte Kunst gedacht.

    Als Weiterentwicklung kunsttheoretischer Analysen Cézannes (Abbild der Wirklichkeit durch Kunst) entstand in Frankreich um die Jahrhundertwende der Kubismus (Begründer: Picasso, Braque; Hochzeit um 1909-12) als Versuch, den dreidimensionalen Raum (Wirklichkeit) auf die Fläche zu projizieren, eine für die moderne Kunst des frühen 20. Jh.s bahnbrechende Entwicklung mit großem Einfluss auf bedeutende Künstler (P. Mondrian, P. Malewitsch, Franz Marc, August Macke u.a.).

    Der Kubismus schuf die Voraussetzungen für den italienischen Futurismus (Giacomo Balla, Umberto Boccioni; Programmatik durch F.T. Marinetti mit Bezug zum italienischen Faschismus) und den Konstruktivismus (um 1915 in Moskau begründet, Suprematismus), der ungegenständliche, auf einfache geometrische Formen reduzierte Werke schuf (niederländische Stijl-Gruppe, deutsches Bauhaus mit Wirkung auf Architektur und Plastik; Künstler: Kandinsky mit dem ersten freien abstrakten Bild, A. Rodtschenko, K. Malewitsch, El Lissitzky, Theo van Doesburg, Piet Mondrian u.a.).

    Auch die Bildhauerei folgte der Stilentwicklung vom Kubismus (Archipenko) zum Konstruktivismus und entwickelte sich zu freier figürlicher Plastik (Hohlformen von Moore, Brancusis Eiformen, Giacomettis überschlanke Figuren u.Ä.) und Ende der 50er Jahre zur Objektkunst, hervorgegangen aus Dada (so die Readymades), aus Kubismus, den Collagen (bzw. Assemblagen, Materialmontagen) K. Schwitters u.a. und erweitert (seit Beginn der 1960er Jahre) um kinetische Kunst, die Momente mechanischer Bewegung enthält oder durch Lichtquellen illusionistisch schafft (Lichtkunst, Mobiles).

    In den USA entstanden Stilrichtungen wie Pop-Art, in der Phänomene der Konsum- und Massenkultur, Comicstrip, Pin-ups oder Verpackungen, zu künstlerischen Sujets werden, Fluxus (Aktionskunst) und Happening.

    Um 1924 entstand in Frankreich der Surrealismus als Kunstrichtung (André Breton), der das Irrationale, das Unbewusste (in Anlehnung an Sigmund Freud) darzustellen versucht. Eine Welt gegen die Zwänge der Logik wird imaginiert, Träume werden dargestellt (M. Ernst, S. Dalí, R. Magritte).

    Die surrealistische Methode favorisierte das automatisch, außer Kontrolle (Automatismus) ablaufende, unbewusste künstlerische Schaffen (École de Paris), das im Tachismus (auch abstrakter Expressionismus; die Farbe wird in Flecken oder Klecksen aufgetragen) und im amerikanischen Actionpainting (Jackson Pollock u.a.) weiter entfaltet wurde. Auch der Betrachter wurde in dieses Aktionsfeld einbezogen, so dass das Happening entstand, das die Aufhebung der Grenze zwischen Rezipienten und Künstler in einem gemeinsamen Schaffensprozess begründen soll.

    Ebenfalls in den 1960er Jahren entstand die Minimal Art als Gegenreaktion auf den emotionalen abstrakten Expressionismus und als antiillusionistische, antisymbolistische und unmetaphorische Kunst mit einfachen Grundstrukturen und serieller Reihung zu größeren Projekten.

    Damit schuf sie (Einfluss von Sol LeWitt) die Grundlagen zur Herausbildung der Konzeptkunst in den 1970er Jahren, die das Kunstwerk mithilfe von Texten, Diagrammen, Fotografien umschreibt und so gedanklich-assoziativ dem Betrachter vermittelt. Im gleichen Sinn operiert die Prozesskunst mit dem Mittel des Films oder Videos, auf dem der zu vermittelnde künstlerische Prozess minuziös festgehalten ist.

    Seit der Documenta 1977 entstand mit dem Fotorealismus (von USA nach Westeuropa) ein neuer Malstil, der die Wirklichkeit wie auf einer Fotografie abbildet, sie aber durch "unscharfe" Darstellung oder übergroße Formate verfremdet. Ende der 1970er Jahre entwickelte sich in Anlehnung an expressionistische Farbgebung und Emotionalität die neoexpressionistische Malerei der Neuen Wilden, als bewusste Abkehr von der vorherrschenden Konzeptkunst.

    Kalenderblatt - 20. April

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    1916 Die USA drohen Deutschland mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen, wenn Deutschland nicht die Torpedierung von Fracht- und Passagierschiffen aufgebe.
    1998 Die Terrororganisation RAF (Rote Armee Fraktion) erklärt sich selbst für "Geschichte" und löst sich auf.