Materialismus

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    (lateinisch: materia, "Ursache, Stoff, Materie")

    philosophische Lehrmeinung und Weltanschauung, die als alleinige Urgrundlage alles Wirklichen die Materie (den Stoff, die körperliche Masse) anerkennt. Der Materialismus erklärt alle Lebensvorgänge als Produkte oder Erscheinungsformen der Materie, also der ihr eigenen Kräfte und Gesetze. Er leugnet insbesondere die Unabhängigkeit, Ursprünglichkeit und Eigengesetzlichkeit alles Geistigen und Seelischen und sieht vielmehr in den Ideen, Erfahrungen und Empfindungen nur Ableitungen oder Spiegelungen der objektiven Realität der Materie. Der philosophische Materialismus gliedert sich in verschiedene Schulen, angefangen bei der Atomistik des Demokrit und Leukipp. Er erreichte seinen Höhepunkt im Gefolge der Aufklärungsphilosophie (Hobbes, Hofbach, La Mettrie, Feuerbach) und gelangte im Vulgär-Materialismus Karl Vogts im 19. Jh. zu seiner radikalsten Ausprägung ("Köhlerglaube und Wissenschaft"; "Der Mensch ist, was er isst").

    Als ideologisch-geistige Waffe aufstrebender Klassen richtete der Materialismus sich insbesondere gegen die Kirchen und die alten Staats- oder Gesellschaftsideen. Durch die Leugnung des (von der Materie nicht ableitbaren) Naturrechts ebnete er sich den Weg zum modernen Machtstaat. Als historischer Materialismus wurde er zum philosophischen Grundpfeiler des Marxismus. In der jüngsten Vergangenheit entwickelte sich in der Sowjetunion der dialektische Materialismus ("Diamat"), eine nach dem Vorbild der Dialektik Hegels erweiterte monistische Weltanschauung des Kommunismus. Siehe auch Marxismus-Leninismus und Stalinismus.