Madagaskar

    Aus WISSEN-digital.de


    Geografie

    Mit einer Fläche von 587 041 km² ist Madagaskar (nach Grönland, Neuguinea und Borneo) die viertgrößte Insel der Welt. Sie liegt rund 400 km vor der Küste Ost-Afrikas im Indischen Ozean. Die Insel entstand vor mindestens 50 Millionen Jahren, als sie sich vom Urkontinent Gondwanaland ablöste.

    Die Insel weist verschiedene Landschaftsformen auf: Drei Viertel der Fläche werden von einem Hochland eingenommen, das zwischen 800 und 1 600 m über dem Meeresspiegel liegt. Das Hochland ist durch den Lauf zahlreicher Flüsse zerfurcht und weist einige Bergketten auf. Im Osten verläuft in Nord-Süd-Richtung ein Massiv, das bis zu 2 876 m ansteigt (Tsaratanana im Norden der Insel), im mittleren Teil des Plateaus werden Höhen bis zu 2 642 m erreicht (Ankaratra). Höchster Berg der Insel ist der Maromokotro mit 2 886 m. Zur annähernd gerade verlaufenden Ostküste hin fällt das Hochland steil ab, zur buchtenreichen Westküste hin über ausgeprägte Schichtstufen und Terrassen. Vor der zergliederten Westküste liegen zahlreiche Korallenriffe. Die Ostküste ist geprägt von zahlreichen Lagunen mit weißen Sandstränden. Die größeren Flüsse der Insel, Betsiboka, Mangoky und Tsiribihina, entspringen im östlichen Teil des Hochlands und münden an der Westküste ins Meer.

    Die Hauptstadt Antananarivo (französisch: Tananarive) hat rund 1,4 Millionen Einwohner.

    Klima

    Das tropische Klima der Insel ist je nach Region und Höhenlage verschieden. Während im Hochland gemäßigtes, trockenes Klima vorherrscht (durchschnittliche Temperaturen in der Hauptstadt Antananarivo im Januar 21 °C, im Juli 13 °C), herrscht an der Küste eher heißes, feuchtes Klima (z.B. in Toamasina an der Ostküste im Januar durchschnittlich 26,5 °C, im Juli 21 °C). Stellenweise werden auch Temperaturen bis ca. 35 °C erreicht.

    Die östliche Seite der Gebirge erhält durch den Südost-Passat ganzjährig hohe Niederschläge (Toamasina 3 245 mm). Im Hochland und auf der Westseite gibt es eine rund sechsmonatige Trockenzeit (ca. April bis Oktober), die jährliche Niederschlagsmenge beläuft sich auf ca. 1 000 bis 2 000 mm. Während es im Norden Madagaskars an rund 250 Tagen im Jahr regnet, fallen im Süden an durchschnittlich 150 Tagen im Jahr Niederschläge. Im Süden und Südwesten werden jährlich im Durchschnitt nicht mehr als 400 mm gemessen. Zwischen November und April tauchen auf Madagaskar immer wieder heftige Wirbelstürme auf, die so genannten Mauritiusorkane.

    Flora und Fauna

    Durch die frühe Loslösung der Insel von Gondwanaland hat sich auf Madagaskar eine einzigartige Flora und Fauna mit zahlreichen endemischen Arten entwickelt. Während die meisten heute kultivierten Nutzpflanzen auf die Insel eingeführt wurden, gibt es mehr als 7 000 einheimische Pflanzenarten, viele von ihnen kommen nur auf Madagaskar vor. Vom üppigen tropischen Regenwald, der einst den Großteil der Insel bedeckte, sind heute nur noch Reste im Osten und Nordwesten des Landes erhalten. Es werden dort noch zahlreiche Pflanzenarten vermutet, die bis heute nicht entdeckt sind. Neben fleischfressenden Pflanzen finden sich hier über 1 000 Orchideenarten. Auf dem Hochplateau herrscht Baumsavanne vor, die in Trockensavanne bzw. Dornstrauchsavanne mit Sukkulenten, Euphorbien, Affenbrotbäumen und Madagaskarpalmen übergeht. Weite Teile der ursprünglichen Vegetation sind hier durch Anbaugebiete und Weideland verdrängt worden. An den Küsten finden sich Mangrovenwälder.

    Ebenso einzigartig wie die Flora ist die Tierwelt Madagaskars mit zahlreichen endemischen Arten. Rund 50 % aller hier heimischen Vogelarten kommen nur auf der Insel vor, bei Reptilien sogar 95 %. Große Säugetiere, wie sie für das afrikanische Festland typisch sind, kommen auf Madagaskar gar nicht vor. Durch das Fehlen von Affen konnten sich die so genannten Halbaffen auf der Insel besonders gut entwickeln. Zu ihnen gehören die Lemuren, die außer auf Madagaskar nur noch auf den Kommoren vorkommen. Zu den Lemuren gehören u.a. Kattas, Varis und verschiedene Makiarten wie das Woll-, das Ratten- und das Mausmaki (mit rund 16 cm mit die kleinsten Primaten). Noch heute werden mittels Erbgutanalysen neue Unterarten der Lemuren entdeckt. Zu den Halbaffen gehört z.B. auch das Fingertier (Aye-Aye), das mittels seiner langen dünnen Mittelfinger unter der Rinde nach Insekten gräbt. Weitere endemische Arten sind der Borstenigel (Tanrek), die Madagaskarratte und bestimmte Fledermausarten wie die Haftscheiben-Fledermaus.

    Auf der Insel gibt es rund 350 verschiedene Reptilien- und über 3 000 Schmetterlingsarten. Auch die Vogelwelt weist eine ungewöhnliche Vielfalt mit vielen endemischen Arten auf (wie z.B. das Madagaskarperlhuhn und der Madagaskarkleiber).

    Gerade im Zusammenhang mit der Entdeckung neuer Pflanzen- und Tierarten warnen Wissenschaftler immer wieder vor der Zunahme des globalen Artensterbens durch die Bedrohung der Lebensräume. Dabei gilt ihr Augenmerk vor allem Inseln wie Madagaskar oder auch den Philippinen, auf denen schon jetzt zahlreiche Arten ausgestorben sind, die es sonst nirgends auf der Welt gibt. Die 14 auf Madagaskar bestehenden Naturschutzgebiete sind nach Meinung der Experten nicht ausreichend.

    Bevölkerung

    99 % der rund 18 Millionen Einwohner der Insel sind Madagassen, die zum Großteil malaiisch-indonesischer Herkunft sind. Kleine Gruppen von Chinesen, Indern und Franzosen bilden Minderheiten. Insgesamt wird die Insel von 18 Ethnien bewohnt; traditionell gibt es dabei starke Gegensätze zwischen den im Hochland angesiedelten Stämmen, die die Führungsschicht des Landes bildeten, und den Küstenstämmen. Die zahlenmäßig größte Volksgruppe sind die Merina mit rund 27 %, die ebenso wie die Betsileo (ca. 12 %) zu den Hochlandstämmen gehören. Weitere Gruppen sind die Betsimisaraka (15 %), die Sakalaven (6 %), Antandroy (5 %) und Tsimihety (7 %).

    Amtssprachen auf Madagaskar sind Französisch, Malagasy (Madagassisch) und seit 2006 auch Englisch. Über die Hälfte der Bevölkerung sind Anhänger von Naturreligionen, rund 40 % gehören christlichen Religionen an. Muslime bilden eine Minderheit.

    Rund 45 % der Gesamtbevölkerung sind jünger als 15 Jahre, die Bevölkerungsdichte liegt bei etwa 31 Einwohnern pro Quadratkilometer. Die Bevölkerung wächst rasch (3,02 %), trotz der hohen Kindersterblichkeit von über 7 %. Die mittlere Lebenserwartung beträgt 56 Jahre. Für Kinder zwischen sechs und 14 Jahren besteht Schulpflicht, die Alphabetisierungsquote liegt dennoch nur bei etwa 69 %.

    Politisches System

    Laut Verfassung von 1992 ist Madagaskar eine Präsidialrepublik. Staatsoberhaupt ist der Staatspräsident (seit 2002 Marc Ravalomanana), der vom Volk für fünf Jahre direkt gewählt wird. Regierungschef ist der Ministerpräsident (seit 2007 Charles Rabemananjara). Der Staatspräsident ernennt auf Empfehlung des Parlaments den Ministerpräsidenten. Die Legislative liegt beim Zwei-Kammer-Parlament, das aus der Nationalversammlung und dem Senat besteht. Die 160 Abgeordneten der Nationalversammlung werden vom Volk direkt für vier Jahre gewählt. Der Senat hat 90 Mitglieder, von denen zwei Drittel durch die regionalen Versammlungen beschickt werden und ein Drittel durch den Präsidenten ernannt wird. Die Amtsperiode des Senats beträgt sechs Jahre. Die wichtigsten Parteien sind die TIM ("Ich liebe Madagaskar") und die Fihaonana Partei (FP).

    Madagaskar ist in 22 Bezirke unterteilt.

    Wirtschaft

    Madagaskar ist einer der ärmsten Staaten weltweit. Große Teile der Bevölkerung sind durch chronische Unterernährung und Krankheiten bedroht. Seit Mitte der 1990er folgt die Regierung einem Privatisierungsprogramm der Weltbank; 2005 konnte ein Wirtschaftswachstum von 4,6 % erzielt werden. Dennoch sieht sich der Staat weiterhin großen Problemen gegenüber: Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze, Korruption ist weit verbreitet und die Auslandsverschuldung beträgt inzwischen noch 1,2 Milliarden Dollar (Ende 2003 lag sie noch bei 4,8 Milliarden Dollar).

    Bedeutendster Wirtschaftssektor ist die Landwirtschaft, die rund 30 % des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet. Mehr als 70 % der Exporteinnahmen stammen aus diesem Bereich. Für den Eigenbedarf werden Bananen, Reis, Kartoffeln, Maniok, Mais und Taro angebaut. Exportiert werden Kaffee, Kakao, Gewürznelken, Zuckerrohr und Tabak. Weiterer bedeutender Exportartikel ist Vanille.

    Für viele Stämme ist die Viehwirtschaft Lebensgrundlage. Die restlichen Waldbestände werden vor allem zur Gewinnung von Brennholz verwendet, nur geringe Mengen tropischer Hölzer werden exportiert. Bodenerosion stellt ein immer größer werdendes Problem dar.

    Die nur mäßig entwickelte Industrie (17 % des BIP) wird von Nahrungsmittel verarbeitenden Betrieben dominiert. Außerdem werden Glas, Tabakwaren und Textilien produziert. An Bodenschätzen sind in Madagaskar verschiedene Erze, Quarze, Gold, Bauxit, Chrom und Nickel vorhanden, die bis jetzt nur wenig abgebaut werden. Auch die Erdölvorkommen werden nur teilweise gefördert. Der Energiebedarf des Landes wird zu über 50 % durch Wasserkraft gedeckt.

    Madagaskar exportiert vor allem in die USA und nach Frankreich und importiert die benötigten Lebensmittel, Verbrauchsgüter und Rohöl aus Frankreich, China und Hongkong.

    Ende 2004 löste der Ariary den Madagaskar-Franc als amtliche Währung ab.

    Republik Madagaskar

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    République de Madagascar, Repoblikan’i Madagasikara
    Amtssprache Französisch, Malagasy (Madagassisch), Englisch
    Hauptstadt Antananarivo
    Staatsform Präsidialrepublik
    Fläche 587.041 km²
    Einwohner 18.000.000
    Währung Ariary
    Zeitzone UTC +3
    KFZ-Kennzeichen RM
    Internet-TLD .mg
    Telefonvorwahl 00261

    Kalenderblatt - 19. April

    1521 Kaiser Karl V. verhängt über Martin Luther die Reichsacht.
    1941 Bertolt Brechts "Mutter Courage" wird im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. Die von Helene Weigel verkörperte Protagonistin verliert im Dreißigjährigen Krieg alle ihre Kinder. Brecht will mit seinem Stück die Verzahnung von Kapitalismus und Krieg zeigen.
    1977 Zum Entsetzen seiner Fans wechselt Franz Beckenbauer in den amerikanischen Fußballverein Cosmos. Der Dreijahresvertrag ist auf ca. sieben Millionen DM festgesetzt.