Libyen

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    Geografie

    Libyen (offiziell "Große Sozialistische Libysch-Arabische Volks-Jamahirija") liegt in Nordafrika und ist mit einer Fläche von 1 769 540 km² der viertgrößte Staat auf dem afrikanischen Kontinent (und etwa fünfmal so groß wie Deutschland). Das Land grenzt im Osten an Ägypten, im Südosten an Sudan, im Süden an Tschad und Niger, im Westen an Algerien und Tunesien und im Norden an das Mittelmeer.

    Über 85 % der gesamten Staatsfläche werden von der Sahara eingenommen, die sich im Norden des afrikanischen Kontinents vom Atlantik bis zum Roten Meer ausdehnt und mit einer Fläche von insgesamt rund neun Millionen Quadratkilometern das größte zusammenhängende Wüstengebiet der Erde ist.

    Im Nordosten Libyens liegt die Landschaft Cyrenaika, die sich vom Mittelmeer bis zur Libyschen Wüste erstreckt: Nach einem schmalen Küstenstreifen erhebt sich das Karstgebirge Jabal al-Akhdar auf Höhen bis zu 876 m, dem sich im Osten die Steppenlandschaft Marmarika anschließt. In Richtung Süden fällt das Land allmählich ab zur Libyschen Wüste, die überwiegend aus weitflächigen Sanddünen und Kieswüsten besteht. Im Südosten erstrecken sich Ausläufer des Tibestigebirges vom Tschad aus bis nach Libyen hinein, hier liegt der höchste Punkt des Landes mit 2 285 m.

    Im mittleren Abschnitt des Landes liegt in der Nähe der Küste (Golf der Großen Syrte) das Syrtebecken, eine erdölreiche Plateaulandschaft. Im Süden schließt sich das vulkanische Gebirgsmassiv Al-Haruj al-Aswad an, das Höhen bis zu 1200 m erreicht.

    Im Nordwesten Libyens (Tripolitanien) folgt der Küstenebene (Al Jifarah) das gebirgige Schichtstufenland Jabal Nafusah (bis 968 m). In Richtung Süden schließt sich das Hochland Al-Hamadah al-Hamra an, das im Süden über eine Steilstufe abfällt zur Fessanwüste, einer Sand- und Steinwüste.

    Es gibt nur wenig Flüsse in Libyen, keiner von diesen führt ganzjährig Wasser. Die Hauptstadt Tripolis liegt im Nordwesten des Landes an der Mittelmeerküste.

    Klima

    Der Küstenbereich Libyens weist mediterranes Klima auf mit milden, feuchten Wintern und heißen Sommern. Die mittleren Januarwerte liegen an der Küste bei ca. 12 °C, im Juli sind es durchschnittlich 26 °C. Die Niederschlagsmengen liegen bei etwa 300 mm jährlich, die meisten Niederschläge fallen als Winterregen.

    Im Landesinneren Libyens herrscht Wüstenklima, das geprägt ist durch große Temperaturschwankungen. In den Sommermonaten können hier Maximalwerte bis 55 °C erreicht werden, im Winter kann die Temperatur bis unter den Gefrierpunkt fallen. Niederschläge können jahrelang ganz ausbleiben. Wenn es einmal regnet, dann oft so heftig, dass es zu Überschwemmungen kommt, da der ausgetrocknete und steinige Boden die Wassermengen nicht aufnehmen kann.

    Flora und Fauna

    Über 85 % der Staatsfläche Libyens sind Wüste mit nahezu keiner Vegetation. In den Küstenregionen findet sich mediterraner Bewuchs mit Olivenbäumen und Wacholdersträuchern, in den Küstentiefländern auch Steppenvegetation.

    Nur an die Trockenheit angepasste Tierarten finden in Libyen einen geeigneten Lebensraum, dazu gehören z.B. Gazellen, Hyänen, Schakale, Wüstenfüchse, Wüstenspringmäuse und Wildesel. Tierarten wie Wüstenluchs und Sandkatze sind selten und gelten als bedrohte Tierarten.

    Bevölkerung

    Rund 5,68 Millionen Menschen leben in Libyen, mit durchschnittlich drei Einwohnern pro Quadratkilometer ist das Land sehr dünn besiedelt. 88 % der Bevölkerung leben in Städten. Die größte Stadt ist die Hauptstadt Tripolis mit 1,15 Millionen Einwohnern. Die zweitgrößte Stadt ist Bengasi (637 000 Einwohner).

    97 % der Bevölkerung sind Araber und arabisierte Berber, Minderheiten sind Angehörige der Tuareg und Tubu, Ägypter, Sudanesen und palästinensische Flüchtlinge. Der Islam ist Staatsreligion, rund 97 % der Bevölkerung bekennen sich zu ihm (überwiegend Sunniten). Die Amtssprache ist Arabisch, das in verschiedenen Dialekten gesprochen wird.

    Das Bevölkerungswachstum ist auf 2,3 % gestiegen. Das Gesundheitswesen in Libyen gehört zu den am besten ausgebildeten auf dem afrikanischen Kontinent; die Sozialversicherung umfasst u.a. auch eine Altersvorsorge und eine Witwen- und Waisenrente. Die mittlere Lebenserwartung liegt bei 76 Jahren. Für Kinder zwischen sechs und 15 Jahren besteht Schulpflicht, der Besuch der neunjährigen Grundschule ist kostenlos; 83 % der Libyer können lesen und schreiben.

    Politisches System

    Die "Große Sozialistische Libysch-Arabische Volks-Jamahirija" basiert auf der Verfassung von 1977, die das Land zum basisdemokratischen Staat auf der Grundlage des Islam erklärt. Oberste Staatsorgane sind der Allgemeine Volkskongress mit etwa 2 700 Abgeordneten und das Allgemeine Volkskomitee.

    Der Allgemeine Volkskongress stellt die Legislative dar, dessen Generalsekretär (seit Januar 2010 Mohamed Abdul Quasim al-Zwai) ist laut Verfassung Staatsoberhaupt. Das Allgemeine Volkskomitee übernimmt exekutive Funktionen, der Generalsekretär des Allgemeinen Volkskomitees (seit März 2006 Al-Baghdadi al-Mahmudi) ist gemäß Verfassung Regierungschef Libyens. Es gibt keine politischen Parteien. Dem Volkskongress steht ein Ministerrat zur Seite.

    De facto Staatsoberhaupt und Regierungschef war bis zur Machtübernahme der Rebellen jedoch der "revolutionäre Führer" und Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Muamar Al-Gaddafi, der seit 1969 an der Macht ist und seit 1979 keine offiziellen Regierungsämter mehr inne hatte.

    Inzwischen sieht der Großteil der westlichen Staaten den Nationalen Übergangsrat der Rebellen als legitime Vertretung des gesamten libyschen Volkes.

    Wirtschaft

    Die Wirtschaft Libyens ist sozialistisch geprägt und basiert vor allem auf dem Export von Erdöl (Libyen verfügt über die achtgrößten Reserven an Erdöl weltweit). Seit Aufhebung der von der UNO verhängten Wirtschaftssanktionen 1999 hat das Land an Attraktivität für ausländische Investoren und Firmen gewonnen.

    Mit einem geschätzten Pro-Kopf-Einkommen von etwa 6 700 US-Dollar ist Libyen eines der wohlhabendsten Länder auf dem afrikanischen Kontinent. Im Juni 2001 beschlossen Libyen, Ägypten, Irak und Syrien die Errichtung einer Freihandelszone zur Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Nach dem Vorbild der Europäischen Union soll ein gemeinsamer Markt der arabischen Staaten geschaffen werden.

    Nur 1,2 % der Staatsfläche sind landwirtschaftlich nutzbar. Die Landwirtschaft trägt 9 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei, rund 17 % der Erwerbstätigen sind in diesem Sektor beschäftigt. Angebaut werden vor allem Weizen, Oliven, Tomaten, Melonen und Zitrusfrüchte. Viehwirtschaft und Fischerei sind nur von geringer Bedeutung. Libyen muss drei Viertel aller Nahrungsmittel importieren.

    An Bodenschätzen sind neben Erdöl und Erdgas Eisenerz, Salz, Phosphat, Natron, Schwefel und Uran vorhanden. Ein großer Teil der industriellen Betriebe verarbeiten das geförderte Erdöl weiter, außerdem werden Textilien, Zement und handwerkliche Produkte hergestellt. Über 45 % des BIP werden durch die Industrie mit einem Drittel aller Erwerbstätigen erwirtschaftet. Erdöl, Erdölprodukte und Erdgas machen knapp 95 % der Exporterlöse aus; wichtigste Abnehmer sind Italien, Deutschland, Spanien und die Türkei. Importiert werden neben Nahrungsmitteln Maschinen und Transportmittel sowie industrielle Vorprodukte aus Italien, Deutschland, Tunesien und Großbritannien.

    Das Straßennetz umfasst ingesamt rund 83 000 km, davon sind etwa 47 000 km befestigt. Der Eisenbahnverkehr wurde 1965 eingestellt, es gibt Pläne für ein neues Netz, das rund 3 000 km umfassen soll. In Tripolis und Bengasi gibt es internationale Flughäfen.

    Währung ist der libysche Dinar.

    Libyen

    Fl libyen 2.jpg Wappen libyen.svg
    Amtssprache Arabisch
    Hauptstadt Tripolis
    Staatsform Basisdemokratischer Staat
    Fläche 1.769.540 km²
    Einwohner 5.680.000
    Währung Libyscher Dinar
    Zeitzone UTC +1
    KFZ-Kennzeichen LAR
    Internet-TLD .ly
    Telefonvorwahl 00218

    Kalenderblatt - 29. März

    1894 34 Frauenorganisationen schließen sich zum Bund deutscher Frauenvereine (BdF) zusammen.
    1958 Uraufführung von Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter" in Zürich.
    1971 Der jugoslawische Präsident Tito wird als erstes Oberhaupt eines sozialistischen Landes von Papst Paul VI. empfangen.