Liberia

    Aus WISSEN-digital.de


    Geografie

    Liberia liegt im tropischen Teil Westafrikas und ist die älteste Republik des Kontinents. Gleichzeitig ist es, neben Äthiopien, das einzige Land in Afrika, das nie unter europäischer Kolonialherrschaft stand. Bei einer Landesfläche von 111 370 km² ist Liberia knapp ein Drittel so groß wie Deutschland. Im Osten grenzt Liberia an die Republik Elfenbeinküste, im Norden an Guinea und im Nordwesten an Sierra Leone.

    Es lassen sich drei Landschaftszonen unterscheiden: eine Tiefebene, die entlang der Küste verläuft, eine Hügelzone mit Tafelland im Zentrum sowie ein Mittelgebirge. Dieses bilden die Nimbaberge im Norden, wo mit 1 384 m die höchste Erhebung des Landes liegt. Die Ausgleichsküste im Norden weist einen Wechsel von Steil- und Flachküstenstrecken auf, ist per Schiff schwer zugänglich und hat eine Länge von rund 550 km. Das Zentrum des Landes ist durch tiefe Täler der Flüsse Saint Paul und Cestos in einen fruchtbaren kultivierteren Westteil, eine Zentralregion und große menschenleere Waldgebiete im Osten dreigeteilt.

    Klima

    Im Küstenbereich herrscht Tropenklima mit gleichbleibend heiß-feuchtem Wetter. In den nördlichen Landesteilen herrscht von Juni bis Oktober Regenzeit, während in der nördlichen Küstenebene die Regenzeit im August durch eine Trockenperiode unterbrochen wird. Im äußersten Süden wiederum gibt es zwei Regenzeiten. In der Hauptstadt Monrovia betragen die jährlichen Niederschläge 5 130 mm, die Durchschnittstemperaturen liegen bei 26 °C im Januar und 24 °C im Juli. Die Niederschläge nehmen zum Landesinneren hin stark ab, in den Mittelgebirgen im Norden dagegen steigen sie wieder an. Insbesondere im Landesinneren kommt es in der Trockenzeit von Oktober bis März zum staubig-heißen Harmattan-Wind, einem Passatwind aus Nordost, der die Temperaturen nach oben treibt.

    Flora und Fauna

    Typisch für die Vegetation Liberias ist der immergrüne Regenwald. Insbesondere Teak- und Mahagoni-Hölzer stellen besonders wertvolle Baumarten dar. Nur an Stellen, an denen weniger als 2 000 mm Niederschlag pro Jahr fällt, sind die Wälder teilweise laubabwerfend. Im äußersten Norden des Landes gibt es Feuchtsavannen, die Küsten sind teilweise von Mangrovensümpfen bedeckt.

    In den Regenwäldern des Landes findet sich eine Vielfalt verschiedenster Tiere wie z.B. Schimpansen, Antilopen und Ameisenbären sowie Zwerg-Flusspferde. Aber auch Buschochsen und Elefanten sowie die selten gewordenen Leoparden sind hier beheimatet, ebenso eine Vielzahl giftiger Schlangenarten, Fledermäuse und Vögel sowie Skorpione und Eidechsen. Besonders zahlreich sind die Reptilienarten, darunter z.B. Krokodile. Auch die küstennahen Meere sowie die zahlreichen Flüsse beherbergen eine Vielzahl von Fischen und Schalentieren.

    Ein Problem stellt die Tsetsefliege als Überträger der Schlafkrankheit dar. Da diese unbehandelt zum Tod führt, ist Viehhaltung nur eingeschränkt möglich.

    Bevölkerung

    3,48 Millionen Einwohner, davon etwa ein Viertel im Großraum der Hauptstadt Monrovia, leben in Liberia. Die Nachkommen der Sklaven aus Amerika, die einst das Land gründeten, machen nur wenige Prozent der Bevölkerung aus, doch prägen sie nach wie vor als Elite und Oberschicht das gesellschaftliche und soziale Leben im Staat. Daneben gibt es 16 Haupt- und zahlreiche kleinere Stämme; die größten Ethnien stellen die Kpelle (knapp ein Fünftel der Bevölkerung), Bassa, Grebo, Gio und Kru dar.

    Der Bürgerkrieg hatte einschneidende Konsequenzen für das soziale Gefüge Liberias. Mehr als drei Viertel der Einwohner mussten in den vergangenen zehn Jahren aus ihrer angestammten Heimatregion fliehen und leben seitdem entweder im benachbarten Ausland oder in anderen Regionen des Landes. Eine halbe Million Liberianer befindet sich noch immer in Flüchtlingscamps im Land selbst.

    40 % der Bevölkerung sind Christen, etwa zwei Fünftel Anhänger von Naturreligionen, 20 % sind Moslems. Neben Englisch, der offiziellen Landessprache, die aber nur etwa ein Fünftel der Bevölkerung spricht, werden mehr als ein Dutzend verschiedene Stammessprachen gesprochen, u.a. Kpelle und Bassa.

    Die Lebenserwartung in Liberia ist aufgrund der katastrophalen medizinischen Versorgung und der hohen HIV-Infektionsrate (knapp 6 %) mit 48 Jahren sehr gering. Das Bevölkerungswachstum beträgt dennoch hohe 2,64 %. Fast zwei Drittel der Männer, aber nur 42 % der Frauen in Liberia können lesen und schreiben.

    Politisches System

    Laut der 1986 in Kraft getretenen Verfassung ist Liberia eine präsidiale Republik. Der für sechs Jahre direkt vom Volk gewählte Präsident ist zugleich Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Regierungshef der Exekutive. Er ernennt sein Kabinett mit Zustimmung des Senats. Ein Zweikammernsystem bildet die Legislative. Sie besteht zum einen aus dem Senat mit 30 Mitgliedern und einer Amtsperiode von neun Jahren, zum anderen aus einem Repräsentantenhaus, das 64 Mitglieder zählt, die vom Volk für sechs Jahre gewählt werden.

    Von 1990 bis 1997 war die Verfassung außer Kraft. Im August 2003 wurde ein Friedensabkommen zur Beendigung des 14-jährigen Bürgerkriegs zwischen der Regierung und Rebellenvertretern unterzeichnet. Dieses beinhaltete die Einsetzung einer Übergangsregierung (seit August 2004 Präsident Gyude Bryant), deren Aufgabe es war, innerhalb von zwei Jahren freie Wahlen zu organisieren. Im Oktober 2005 wurde die Kandidatin der United Party, Ellen Johnson-Sirleaf zur neuen Präsidentin gewählt. Sie ist die erste Frau in Afrika, die durch eine Wahl das Amt eines Staatsoberhauptes erlangte.

    Liberia ist in 15 Bezirke untergliedert.

    Wirtschaft

    Liberia hat gute wirtschaftliche Grundvoraussetzungen, da es hochwertige Eisenerzvorkommen sowie zahlreiche andere Rohstoffe auf liberianischem Staatsgebiet besitzt. Darüber hinaus stellen fruchtbare Böden, fischreiche Küstengewässer, ein beständiges Klima und das Vorhandensein von kostbaren Tropenhölzern in den Regenwäldern reiche Naturschätze dar. Die Grundlagen für eine erfolgreiche Wirtschaft wurden jedoch im Bürgerkrieg weitgehend zerstört; die meisten Liberianer betreiben Landwirtschaft (Anbau von Maniok und Reis im Hackbau) als Subsistenzproduktion. Dennoch müssen Lebensmittel importiert werden. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 85 %; rund 80 % der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze.

    Die so genannte "open-door policy" hatte bis in die 1980er Jahre auf die wirtschaftliche Erschließung der liberianischen Reichtümer durch transnationale Konzerne gesetzt. Eine Maßnahme, die der kleinen afro-amerikanischen Elite und einem entstandenen schmalen Mittelstand Prosperität brachte, an dem der Großteil der Bevölkerung allerdings nicht teilhatte. Die Weltrezession in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts brachte auch die liberianische Wirtschaft in Schwierigkeiten und auf Grund der innenpolitischen Kriegswirren und den Folgen des Bürgerkriegs im Nachbarland steht das Land momentan vor großen wirtschaftlichen und strukturellen Problemen.

    Die meist in ausländischem Besitz befindlichen Plantagen im gerodeten Zentralteil des Landes dagegen werden effektiv und erfolgsorientiert bewirtschaftet. Kautschuk ist das zweitwichtigste Exportprodukt des Landes. Neben Kautschuk werden, ebenfalls für den Export, Kakao und Kaffee angebaut.

    Wichtigster Devisenbringer ist allerdings Eisenerz, das im Tagebau geschürft wird. Aber auch Edelhölzer, Gold und Diamanten werden nach Deutschland, Polen, in die USA und nach Griechenland exportiert. Wichtigste Importgüter sind Maschinen, Fahrzeuge, Nahrungsmittel und Brennstoffe aus Südkorea und Japan. Zahlreiche Tanker und Handelsschiffe ausländischer Reeder fahren aufgrund der günstigen Konditionen unter liberianischer Flagge.

    Haupthafen des Landes ist Monrovia, das einen Freihafen besitzt. Ebenfalls in der Nähe der Hauptstadt in Robertsfield befindet sich der internationale Flughafen Liberias.

    Währung ist der liberianische Dollar.

    Republik Liberia

    Fl liberia.jpg Wappen liberia.svg
    Republic of Liberia
    Amtssprache Englisch
    Hauptstadt Monrovia
    Staatsform Präsidiale Republik
    Fläche 111.370 km²
    Einwohner 3.480.000
    Währung Liberianischer Dollar
    Zeitzone UTC
    KFZ-Kennzeichen LB
    Internet-TLD .lr
    Telefonvorwahl 00231

    Kalenderblatt - 29. März

    1894 34 Frauenorganisationen schließen sich zum Bund deutscher Frauenvereine (BdF) zusammen.
    1958 Uraufführung von Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter" in Zürich.
    1971 Der jugoslawische Präsident Tito wird als erstes Oberhaupt eines sozialistischen Landes von Papst Paul VI. empfangen.