Leni Riefenstahl

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    deutsche Fotografin und Regisseurin; * 22. August 1902 in Berlin, † 8. September 2003 in Pöcking, Oberbayern

    eigentlich: Helene Bertha Amalie Riefenstahl;

    Als Tochter eines Kaufmanns und Installateurmeisters begann Leni Riefenstahl ihre Karriere zunächst als Ballett- und Ausdruckstänzerin. Mit mehr als 70 nationalen und internationalen Auftritten bereiste sie überaus erfolgreich Deutschland, die Tschechoslowakei sowie die Schweiz. Aufgrund einer Knieverletzung verlagerten sich ihre Interessen in die Filmwelt. Sie wurde von Arnold Fanck entdeckt und gab 1926 in seinem Film "Der heilige Berg" ihr Debüt. Weitere Hauptrollen spielte sie in Fancks Abenteuer- und Bergfilmen "Der große Sprung" (1927), "Weiße Hölle am Piz Palü" (1929), "Der weiße Rausch" (1931) und "Stürme über dem Montblanc" (1931). Durch diese Zusammenarbeit erwarb sich Riefenstahl umfangreiche Kenntnisse über Regie-, Kamera-, und Schneidetechnik.

    Im Jahr 1932 gründete sie die Produktionsfirma "Leni Riefenstahl Studio Film" und führte in "Das blaue Licht" erstmals Regie. Dieser Film erhielt auf dem Filmfestival in Venedig die Silbermedaille und weckte Adolf Hitlers Interesse. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verwirklichte Riefenstahl im Auftrag Hitlers gigantische Projekte, die als dokumentarische Propagandafilme angelegt waren: "Sieg des Glaubens" (1933) hat den Reichsparteitag in Nürnberg zum Inhalt, während "Triumph des Willens" (1934) den NS-Parteitag behandelt. Hierbei entwickelte sie ungewöhnliche Kameraeinstellungen und Schneide- sowie Lichteffekte. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere perfektionierte Riefenstahl ihre effektvolle Montagetechnik und filmische Ästhetik in den Olympia-Filmen: "Fest der Völker" (1936) und "Fest der Schönheit" (1938). Im Vordergrund stehen hierbei der Helden- und Körperkult. Sport wird als Kunst inszeniert und die Zuschauermassen sind effektvoll als Bestandteile der nationalsozialistischen Ideologie integriert. Während des Zweiten Weltkrieges fanden die Dreharbeiten für den Film "Tiefland" (1940-44) statt, für den Roma und Sinti aus Konzentrationslagern rekrutiert wurden.

    Nach dem Krieg wurde Riefenstahl der Kollaboration und der Propagandatätigkeit angeklagt und einige Jahre inhaftiert, schließlich jedoch freigesprochen. Nach dem Misserfolg weiterer Filmprojekte wendete sie sich der Fotografie zu und feierte in den 1970er und 80er Jahren internationale Erfolge mit ihren Bildbänden über einen sudanesischen Ureinwohnerstamm: "Die Nuba" (1973), "Die Nuba von Kau" (1978) und "Mein Afrika" (1982). Im Alter von 70 Jahren erlernte Riefenstahl das Tauchen und veröffentlichte aufsehenerregende Unterwasserfotos in den Bildbänden "Korallengärten" (1978) und "Wunder unter Wasser" (1990). Ihre Memoiren erschienen 1987 und wurden von der Kritik äußerst negativ bewertet, da sich Riefenstahl lediglich vordergründig mit ihrer Regisseurskarriere auseinandersetzte, sich jedoch in Bezug auf ihre Rolle im Dritten Reich apolitisch zeigte. Ende der 1990er Jahre fanden auch in Deutschland Fotoausstellungen mit ihren Werken statt. 1997 verlieh ihr die Filmvereinigung Cincecon in den USA eine Auszeichnung für ihr Lebenswerk.

    Filme (Auswahl)

    1932 - Das blaue Licht (Buch, Regie und Produzentin)

    1933 - Sieg des Glaubens (Regie)

    1934 - Triumph des Willens (Dokumentation des Reichsparteitags in Nürnberg, Buch und Regie)

    1935 - Tag der Freiheit (Regie)

    1936 - Fest der Schönheit (Dokumentation der Olympischen Spiele, Berlin, Buch und Regie)

    1936 - Fest der Völker (Dokumentation der Olympischen Spiele, Berlin, Buch und Regie)

    1954 - Tiefland (Buch, Regie, Produzentin und Darstellerin)