Konzert

    Aus WISSEN-digital.de

    (lateinisch-italienisch)

    Die verschiedenen Herleitungen des Begriffs (concertare, conserere, consort) weisen auf die Momente des Zusammenwirkens und des Wettstreits hin. Eine exakte, sich in Form und Funktion des Konzert widerspiegelnde Erklärung des Begriffs ist bis heute nicht schlüssig möglich.

    1. Im 17. Jh. bezeichnet der Begriff Concerto/ Konzert eine vokale, aus der Motette und dem Madrigal hervorgegangene Gattung mit wenigen Vokalstimmen und Generalbass (L. Viadana, "Centi concerti ecclesiastici", 1602; H. Schütz, "Kleine geistliche Konzerte", 1636/39).
    2. Ein Konzert ist eine musikalische, meist dreisätzige Komposition für ein oder mehrere Soloinstrumente und Orchester. Zunächst bildete sich um 1670 die Form des Concerto grosso heraus (A. Stradella, A. Corelli). Später gewann das Solokonzert, als dessen Begründer A. Vivaldi angesehen wird, zunehmend an Bedeutung. Dieser entwickelte zu Beginn des 18. Jh.s den dreisätzigen Typus des Solokonzerts, mit der Satzfolge schnell-langsam-schnell, wie er bis in unsere Tage als Vorbild dient und bis ins 19. Jh. beinahe verbindlich war (nur wenige Ausnahmen weichen davon ab, etwa das Klavierkonzert Nr. 2 in B-Dur von J. Brahms).

    Im Barock war das wichtigste Modell für erste und die meisten schnellen Sätze die Ritornellform. Sie zeichnet sich durch den Wechsel zwischen Hauptthema (tutti) und eingeschobenen Episoden für das Soloinstrument aus. In den langsamen Sätzen war kein genaues Formschema vorherrschend, die Bandbreite reicht von nur wenigen Akkorden, über die der Solist improvisieren konnte, bis hin zu ariosen Sätzen oder zweiteiligen liedhaften Formen. Soloinstrumente des musikalischen Barock waren Trompete, Traversflöte, Oboe, Fagott, Violine, Violoncello, Corno da caccia sowie das Cembalo.

    In der Zeit der Mannheimer Schule und der Wiener Klassik kommen Klavier, Klarinette, Kontrabass und Viola als Soloinstrumente in Mode. Kopfsätze orientieren sich nun an der Sonatensatzform; Schluss-Sätze sind häufig in Rondoform. Die Solokadenz kurz vor der Coda eines Sonatensatzes oder an verschiedenen Stellen eines Rondosatzes wurde üblicher Bestandteil eines Konzerts. Um 1750 entwickelt sich die Sinfonia concertante für mehrere Soloinstrumente und Orchester. Seit L. van Beethoven sind zahlreiche formale Experimente zu beobachten, v.a. der Versuch, symphonische Strukturen mit dem konzertanten Element zu kombinieren. Komponistenvirtuosen wie N. Paganini (Violine), F. Chopin/F. Liszt (Klavier) oder Giovanni Bottesini (Kontrabass) entwickelten die Spieltechnik ihres Instruments weiter und dokumentierten die Errungenschaften in extrem schwierig zu realisierenden Solokonzerten.

    Zu den bekanntesten Komponisten von Konzerten gehören A. Vivaldi (unter anderem "Die vier Jahreszeiten"), J.S. Bach (Konzerte für Violine, für Violine und Oboe, Konzerte für ein bis vier Cembali, ab 1717 in Köthen entstanden), G.F. Händel (Orgelkonzerte), W.A. Mozart (fünf Violinkonzerte, 27 Klavierkonzerte, Konzerte für Bläser), L. van Beethoven (fünf Klavierkonzerte, Violinkonzert, Tripelkonzert für Violine, Violoncello und Klavier), R. Schumann (Klavierkonzert, Violinkonzert, Violoncellokonzert), F. Mendelssohn Bartholdy (unter anderem das Violinkonzert e-moll), J. Brahms (2 Klavierkonzerte, Violinkonzert, Doppelkonzert für Violine und Violoncello), A. Dvorák (unter anderem Violoncellokonzert h-moll), P.I. Tschaikowsky (unter anderem Violinkonzert, Klavierkonzert b-moll), S. Rachmaninow (vier Klavierkonzerte), A. Berg (Violinkonzert "Dem Andenken eines Engels"), sowie D. Schostakowitsch, I. F. Strawinsky, P. Hindemith, M. Ravel, B. Bartók, G. Ligeti und andere Komponisten, die die Gattung im 20. Jh. bereichert haben.

    Audio-Material
    J.S. Bach: Konzert für Violine, Streicher und B.c. E-Dur, BWV 1042. 1. Satz: Allegro
    L. van Beethoven: Konzert für Violine und Orchester D-Dur, op. 61. 3. Satz: Rondo
    J. Brahms: Konzert für Violine und Orchester D-Dur, op. 77. 3. Satz: Allegro giocoso, ma non troppo vivace
    R. Schumann: Konzert für Klavier und Orchester a-Moll, op. 54. 1. Satz: Allegro affetto
    W.A. Mozart: Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur, KV 271 (»Jeunehomme«). 1. Satz: Allegro
    A. Dvorák: Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2 h-Moll, op. 104. 1. Satz: Allegro