Kambodscha Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Aufstieg des Khmerreiches

    Im 1. Jh. n.Chr. entstand im Süden des heutigen Kambodscha das Fu-Nan-Reich, das rege Handelsbeziehungen zu China, Indien und Arabien unterhielt. Im 6. Jh. wurde dieses Reich von den aus dem Norden einfallenden Khmer unterworfen, das neu gegründete Reich (598) mit der Hauptstadt Chenla zerfiel Ende des 8. Jh.s in einen nördlichen und einen südlichen Teil. Das südliche Reich kam unter den Einfluss des malaiischen Großreichs Sriwijaya, dessen Zentrum auf Java lag. Von hier hielt der Buddhismus Einzug in das heutige Kambodscha, der sich im 13. Jh. endgültig als bestimmende Religion durchsetzte.

    Im 9. Jh. gelang es Jayavarman II., ein neues, einheitliches Khmerreich zu gründen, den Einheitsstaat Kambodscha. Unter seinen Nachfolgern dehnte sich das Reich weit über die Grenzen des heutigen Staates hinaus aus. Seine größte Ausdehnung erreichte das Land im 12. Jh. unter Suryavarman II., zu dieser Zeit entstand auch der berühmte Tempelkomplex Angkor Wat, eine der größten Sakralbauten weltweit. Angkor, seit 889 Hauptstadt, zählte um das Jahr 1200 rund eine Million Einwohner und war damit zu dieser Zeit vermutlich die größte Stadt der Welt.

    Französische Vorherrschaft

    Ab dem 13. Jh. musste Kambodscha allmählich seine eroberten Gebiete an das neu entstandene Sukhothai-Reich der Thai abgeben, dessen Nachfolgereich Siam für kurze Zeit die Hauptstadt Angkor eroberte (1353). Die folgenden Kriege Kambodschas mit den Thais und den aus dem Nordosten einfallenden Cham schwächten das Reich zusätzlich, 1431 wurde die Hauptstadt Angkor erneut von den Thai erobert und musste von den Khmer aufgegeben werden. Die Residenz wurde nach Phnom Penh verlegt.

    Die folgenden Jahrhunderte waren gekennzeichnet von ständigen Auseinandersetzungen Kambodschas mit dem Königreich von Siam (Thailand) und den vietnamesischen Nguyen-Königen, wobei das Reich immer mehr Gebiete verlor und geschwächt wurde. Um einer völligen Einnahme des Landes durch Siam oder Viêt-Nam zu entgehen, schloss der kambodschanische König Norodom I. im August 1864 einen Protektoratsvertrag mit Frankreich, das seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Unterwerfung Indochinas begonnen hatte. Mit dem Vertrag begann die Kolonialzeit Kambodschas, die bis 1954 dauern sollte. Die Schutzmacht übernahm die Verwaltung des Landes, französische Siedler begannen mit dem Anlegen riesiger Baumwoll- und Kautschukplantagen. Als Arbeitskräfte wurden sowohl Chinesen als auch Vietnamesen ins Land geholt. Das Königtum blieb bestehen, der König hatte aber kaum noch Verfügungsgewalt.

    1887 wurden die französischen Protektorate in Indochina (neben Kambodscha noch Südvietnam/Cochinchina, Zentralvietnam/Annam und Nordvietnam/Tongking) zur "Union Indochina" zusammengefasst (Französisch-Indochina). 1893 wurde Laos ebenfalls angegliedert.

    Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurde Kambodscha von Japan besetzt. Im März 1945 erklärte der kambodschanische Prinz Norodom Sihanuk mit dem Einverständnis der Japaner das Land für unabhängig und alle Verträge mit Frankreich für ungültig. Nach der Niederlage Japans im August des selben Jahres blieb das Land weiter französisches Protektorat. Die schon während des Zweiten Weltkriegs gegen die französischen Besatzer rebellierende Gruppe der Freien Khmer (Khmer Issarak) verbündete sich mit den kommunistisch orientierten Vietminh und führte ihren Guerillakrieg gegen Frankreich fort. 1949 gewährte Frankreich dem Land eine begrenzte Souveränität (im Rahmen der Französischen Union), 1954 musste die ehemalige Schutzmacht nach der Genfer Indochina-Konferenz die Unabhängigkeit Kambodschas anerkennen.

    Vietnamkrieg

    Der noch von den Franzosen eingesetzte König Norodom Sihanuk überließ zunächst seinem Vater Norodom Suramarit die Königswürde, nach dessen Ableben 1960 übernahm er selbst wieder die Staatsführung, verzichtete jedoch auf den Titel des Königs und regierte als Staatspräsident. Im ausbrechenden Vietnamkrieg versuchte sich Kambodscha zunächst neutral zu verhalten, doch nach Bombardierungen kambodschanischer Dörfer entlang der Grenze zu Vietnam durch US-Flugzeuge (hier hatten die kommunistischen Vietcong Lager errichtet, in denen sie über den berühmten Ho-Chi-Minh-Pfad Nachschub aus Nordvietnam erhielten) brach Sihanuk Ende der 60er Jahre die diplomatischen Beziehungen zu den USA ab.

    Herrschaft und Widerstand der Roten Khmer

    1970 kam es zu einem von den USA unterstützen Putsch in Kambodscha, in Abwesenheit wurde Norodom Sihanuk gestürzt, sein Nachfolger wurde General Lon Nol. US-amerikanische und südvietnamesische Truppen marschieren zur Unterstützung der Regierung von Lon Nol in Kambodscha ein. Im gleichen Jahr rief Lon Nol die Republik "Khmer" aus. Sihanuk ging ins Exil nach Peking. In Kambodscha selbst begann der Kampf der 1966 gegründeten "Roten Khmer", die von Nordvietnam und der Volksrepublik China unterstützt wurden, gegen die neue Regierung. 1975 nahmen die Roten Khmer die Hauptstadt Phnom Penh ein. Die Volksrepublik Kambodscha wurde ausgerufen, Staatsoberhaupt wurde Norodom Sihanuk, Pol Pot Regierungschef. Sihanuk musste bereits ein Jahr später sein Amt aufgrund seiner Kritik am Kurs der neuen Regierung aufgeben, sein Nachfolger wurde Khieu Samphan, ebenso wie Pol Pot ein Anführer der Roten Khmer.

    Es begann eine beispiellos grausame Phase der Umerziehung der Bevölkerung zum Kommunismus und der Abschottung des Landes nach außen: Unter anderem wurden die Städte entvölkert (Einwohner in Phnom Penh 1974 2,4 Millionen, 1978 etwa 20 000), die Menschen sollten durch möglichst primitive Lebensumstände vor den schädlichen westlichen Einflüssen abgeschirmt werden. Intellektuelle und Oppositionelle wurden zu Tausenden verschleppt und hingerichtet: Es wurde von bis zu einer Million Toten durch das Pol-Pot-Regime ausgegangen, bis man 1997 weitere Massengräber entdeckte, seitdem schätzt man die Zahl der Toten auf rund zwei Millionen.

    Ende 1978 griffen Truppen des wiedervereinigten Vietnam (von der Sowjetunion unterstützt) kambodschanisches Gebiet an, um die dortige Regierung zu stürzen. Mit ihrer Unterstützung stürzte im Januar 1979 die kambodschanische "Einheitsfront für nationale Rettung" das Pol-Pot-Regime. Die Roten Khmer zogen sich in den Nordwesten des Landes zurück und begannen erneuten einen Guerillakrieg gegen die von den Vietnamesen eingesetzte Regierung unter Heng Samrin. 1982 bildete sich in Malaysia unter der Leitung von Norodom Sihanuk unter Einbeziehung von Roten Khmer und Anhängern der prowestlichen kambodschanischen Widerstandsbewegung eine Exilregierung, die von der UNO anerkannt wurde. 1989 zogen sich die letzten vietnamesischen Truppen aus Kambodscha zurück.

    Die 1990er Jahre

    Zwischen der Exilregierung und der Regierung in Phnom Penh (seit 1985 Hun Sen) kam es wiederholt zu Gesprächen über eine gemeinsame Regierung, 1991 unterzeichneten alle beteiligten Bürgerkriegsparteien einen von der UNO ausgehandelten Waffenstillstand. Sihanuk wurde Führer einer Übergangsregierung, im September 1993 wurden unter Aufsicht einer UN-Friedenstruppe erstmals freie Wahlen seit über 20 Jahren abgehalten. Eine neue Verfassung machte Kambodscha wieder zur konstitutionellen Monarchie, Norodom Sihanuk wurde zum König gekrönt.

    Die Roten Khmer, die sich einer Entwaffnung durch die UN-Friedenstruppen widersetzten, boykottierten die Wahlen 1993 und nahmen ihren Kampf gegen die kambodschanische Regierung erneut auf. Per Parlamentsbeschluss wurde die Gruppierung im Juli 1994 verboten, zu dieser Zeit gehörten ihr etwa noch 10 000 Kämpfer an. 1996 gab ein Großteil der Roten Khmer ihren bewaffneten Kampf auf und unterzeichnete mit der Regierung in Phnom Penh ein Friedensabkommen, im Gegenzug wurde ihnen eine Amnestie zugesichert. Der Rest der Roten Khmer, schätzungsweise noch 2 000 Mann, setzten ihre Kämpfe fort.

    Das ohnehin wirtschaftlich am Boden liegende Land wurde 1997 durch eine Auseinandersetzung innerhalb der Regierung weiter geschwächt: Bewaffnete Truppen des Ersten und des Zweiten Ministerpräsidenten lieferten sich in der Hauptstadt erbitterte Kämpfe. Bei den ersten von Kambodscha selbst organisierten Parlamentswahlen im Juli 1998 gewann die sozialistische Volkspartei CPP von Hun Sen 64 der insgesamt 122 Sitze, Hun Sen wurde Erster Ministerpräsident, 1998 wurde eine Koalitionsregierung aus CPP und FUNCINPEC gebildet. Im Dezember des gleichen Jahres kapitulierten die letzten kämpfenden Einheiten der Roten Khmer. Nachdem sich die politische Lage beruhigt hatte, wurde Kambodscha als zehntes Mitglied in den südostasiatischen Staatenverbund ASEAN aufgenommen und nahm wieder seinen Sitz in der UNO ein. Im Januar 2001 wurde per Gesetz das Amnestieversprechen von Regierungschef Hun Sen für die ehemaligen Angehörigen der Roten Khmer rückgängig gemacht.

    Kalenderblatt - 18. April

    1521 Martin Luther erscheint zum zweiten Mal vor dem Wormser Parteitag, verteidigt sich vor Kaiser und Reich und lehnt den Widerruf ab.
    1951 Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg schließen ihre Kohle- und Stahlindustrie in der Montanunion zusammen und verzichten auf ihre nationalen Souveränitätsrechte über diese Industriezweige.
    1968 Die tschechoslowakische Nationalversammlung wählt Josef Smrkovský zu ihrem neuen Präsidenten, der als einer der populärsten Politiker des "Prager Frühlings" die volle Rehabilitierung der Opfer der Stalinzeit und die Sicherung eines wirklich freien politischen Lebens zu seiner Aufgabe erklärt.