Jan Ullrich

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    deutscher Radprofi; * 2. Dezember 1973 in Rostock

    Jan Ullrich begann bereits mit neun Jahren mit dem Radsport und nahm als Jugendlicher erfolgreich an zahlreichen Radrennen in der DDR teil. Als Amateur feierte er im Jahr 1993 große Erfolge, als er die Straßen-Weltmeisterschaft, den Amateur-Weltcup und die Deutsche Meisterschaft im Punktefahren gewann.

    1995 wechselte Ullrich ins Profilager und erhielt einen Vertrag bei dem Team der Deutschen Telekom. Bei der Tour de France, der wichtigsten Radrundfahrt der Welt, machte er erstmals 1996 auf sich aufmerksam, als er den zweiten Platz hinter seinem Team-Kapitän Bjarne Riis belegte. 1997 gewann er als erster Deutscher die Tour. Mit diesem Triumph löste Jan Ullrich eine Begeisterungswelle im eigenen Land aus und avancierte zum Topstar. Ein Jahr später, 1998, wurde er bei der Tour de France wieder Zweiter hinter dem Italiener Marco Pantani.

    1999 konnte Jan Ullrich verletzungsbedingt nicht an der Tour teilnehmen, ihm gelang im "goldenen Herbst" jedoch ein glanzvolles Comeback mit dem Weltmeistertitel im Einzelzeitfahren in Italien und dem souveränen Sieg bei der Vuelta (Spanienrundfahrt). Im Jahr 2000 krönte er seine Karriere mit der Teilnahme bei den Olympischen Spielen und dem Olympiasieg beim Straßenrennen sowie der Silbermedaille beim Zeitfahren. Zuvor hatte er bei der Tour de France Platz zwei hinter Lance Armstrong belegt. Auch 2001 konnte sich Jan Ullrich nicht gegen den Amerikaner behaupten - er beendete die Tour de France nach starker kämpferischer Leistung erneut als Zweiter. Allerdings konnte er in diesem Jahr zum zweiten Mal den Weltmeistertitel im Einzelzeitfahren für sich beanspruchen.

    Die Tour de France 2002 musste Ullrich ebenso wie schon die Tour 1999 verletzungsbedingt absagen. Im Juli 2002 wurde er für sechs Monate gesperrt, nachdem ihm nachgewiesen worden war, bei einem Discobesuch verbotene Amphetamine eingenommen zu haben. Daraufhin verließ Ullrich das Team Telekom. Nach einem kurzen Intermezzo beim Essener Radrennstall Coast von Januar 2003 bis zu dessen Suspendierung im Mai 2003 ging er für das neu gegründete Team Bianchi an den Start. Ab 2004 fuhr Ullrich für den Telekom-Nachfolger T-Mobile.

    Bei der Tour de France im Juli 2003 musste er sich gegenüber seinem ständigen Konkurrenten Lance Armstrong geschlagen geben: Erneut erradelte sich Ullrich bei dem französischen Extrem-Radwettbewerb den zweiten Platz. Ein Jahr später reiste Ullrich als Sieger der Tour de Suisse nach Frankreich, konnte aber nach anfänglichen gesundheitlichen Problemen den sechsten Tour-de-France-Sieg Armstrongs nicht verhindern. Vielmehr fuhr Ullrich sein bislang schlechtestes Tour-Ergebnis ein und landete noch hinter seinem Teamkollegen, dem deutschen Meister Andreas Klöden, und Ivan Basso auf dem vierten Platz. Auch bei den Olympischen Spielen in Athen blieb Ullrich hinter den Erwartungen zurück und musste ohne Medaille abreisen.

    Bei der Tour de France 2005 konnte Ullrich erneut sein selbst gestecktes Ziel, den Toursieg, nicht erreichen; er beendete die Rundfahrt jedoch auf dem Siegertreppchen mit der Bronzemedaille.

    2006 wurde nur Tage vor der Tour de France der Verdacht laut, Ullrich stünde auf der "Kundenliste" des umstrittenen Arztes Eufemiano Fuentes, der in großem Stil prominente Fahrer mit leistungssteigernden Medikamenten versorgte und Eigenblutdoping durchführte. Nach Einsicht in die Ermittlungsakten der Falles Fuentes beschloss die Leitung des Radsportteams von T-Mobile, Ullrich eine Teilnahme an der Tour zu verwehren und kündigte seinen Vertrag auf.

    Jan Ullrich war zweimal deutscher "Sportler des Jahres" (1997 und 2003). Im Februar 2007 verkündete Ullrich das Ende seiner aktiven Laufbahn. Nach mehreren Doping-Geständnissen ehemaliger Radprofis berief das Internationale Olympische Komitee eine Disziplinar-Kommission, um rückwirkend Doping-Verstöße bei den Olympischen Spielen der letzten Jahre zu ahnden. Ullrich droht die Aberkennung seiner olympischen Goldmedaille von 2000.