Indianer

    Aus WISSEN-digital.de

    Ureinwohner Amerikas. Vor der großen Landnahme durch die europäischen Einwanderer gab es etwa 45 Millionen Indianer; heute schwanken die Schätzungen zwischen 20 und 100 Millionen, da vor allem in Folge von Vermischungen mit Einwanderergruppen nicht eindeutig ist, in welchen Fällen man von "Indianern" sprechen kann.


    Lediglich zwei Millionen leben in Nordamerika (vor allem in Reservaten, teilweise in großer Armut und Isolation; vor allem die Alkoholkrankheit ist ein großes Problem).

    Die Vorfahren der Indianer sind seit etwa 15 000 v.Chr. aus Nordostasien über die damalige Landbrücke und spätere Meeresenge, die Beringstraße, oder vom Stillen Ozean nach Amerika eingewandert und besiedelten im Laufe der Jahrtausende auf Fernwanderungen den ganzen Doppelkontinent.

    Der Name Indianer wurde von Kolumbus für die Bewohner Westindiens und der von ihm entdeckten Festlandsküstengebiete geprägt in dem Glauben, er habe Indien und nicht einen eigenen, zwischen Europa und Asien liegenden Kontinent über das Westmeer erreicht. Der Name ging dann auf alle Eingeborenen Amerikas außer auf die Eskimos über.

    Ungeklärt ist, ob die Indianer eine einheitliche Ursprache hatten: Die etwa 125 wichtigsten Sprachen und ihre Dialekte hätten sich dann durch die Verschiedenzeitigkeit der Einwanderungswellen, die baldige Isolierung der Stämme in den weiten Räumen und durch Kulturmischungen ausgebildet. Deutlich erkennbar sind prähistorische Kulturprovinzen mit ähnlichen wirtschaftlichen, sozialen, geistigen und religiösen Verhältnissen.

    In Nordamerika

    a) die indianische Nordwest-Kulturprovinz (Alaska bis Columbia):

    hier gab es eine Kultur von Hochseefischern und Jägern (Dorsche, Heilbutt, Lachs, Robben; in den Wäldern Hirsche; Sammeln von Schalentieren, Beeren, Wurzeln). Die Indianer des Nordwestens bauten seetüchtige Kanus und waren in Dorfgemeinschaften und Sippen organisiert.

    b) Kultur der kalifornischen Sammlervölker:

    Die Indianer Kaliforniens waren v.a. Wildfrüchtesammler. Es gab nur eine einfache soziale Strukturierung in Dorfeinheiten.

    c) Kultur der Prärieindianer zwischen Mississippi und Felsengebirge:

    Die Prärie-Indianer waren zumeist friedliche Anbauvölker (Mais, Bohnen), die in geschlossenen Siedlungen mit Grubenhäusern lebten. Erst seit dem 17. Jh. gingen sie größtenteils zu einer nomadisierenden Lebensweise über. Sie folgten den Büffelherden, die ihre Ernährung sicherten. Durch die Zähmung von Wildpferden (diese Tiere waren Nachkommen verwilderter Pferde der europäischen Einwanderer) erlangten sie eine größere Mobilität.

    d) Pueblo-Indianer im Bereich des Flusssystems des Colorado und Rio Grande:

    Die Puebloindianer hatten schon vor 1500 einen hohen Kulturstand. Sie entwickelten wabenförmige Hausdörfer als Wohn- und Festungssiedlungen im Lehmziegelbau. Kohleabbau wurde betrieben. Landwirtschaftliche Anbauprodukte waren Mais, Bohnen, Kürbis, Baumwolle und Tabak. Die Gesellschaftsordnung (Stämme, Großfamilien, Wohngemeinschaften) war religiös bestimmt, es gab einflussreiche Kultbünde.

    e) Ackerbaukultur im Osten und Süden der USA:

    Hier gab es palisadenumwehrte Dörfer mit Rund- oder Langhäusern. Der sogenannte Marterpfahl diente zur Mutprobe. Es herrschte eine mutterrechtliche Organisation der Stämme. Geheimbünde und erste Stammesbünde (unter anderem bei den Irokesen) entstanden. In geschichtlicher Zeit gingen aus den Stämmen des Südens bedeutende Häuptlinge hervor: Metakome 17. Jh., Pontiac 18. Jh., Tecumseh und Black Hawk 19. Jh.

    Gegen die nach Westen fortschreitende Landnahme der Europäer leisteten die Indianer Widerstand, der im 18. Jh. noch Erfolge brachte. Im Lauf des 19. Jh.s wurde der indianische Widerstand gebrochen - unter anderem durch Vernichtung ihrer Lebensgrundlagen (beispielsweise durch die Abschlachtung von 75 Millionen Büffeln zwischen 1830 und 1883), durch Umsiedlung und massives Vorgehen gegen die Indianer (z.B. Massaker am Wounded Knee 1890).

    Etwa 400 000 Indianer starben in den Indianerkriegen, während bei den Europäern nur 2300 Soldaten getötet wurden. Besonders lange leisteten die Apachen Widerstand. Das Ergebnis der Indianerkriege war die zwangsweise vorgenommene Übersiedlung der Indianer in Reservate.

    Seit den 1960er Jahren gibt es verstärkte Forderungen der Indianer nach Erneuerung der gebrochenen Verträge und Wiedergutmachung sowie die Bildung von Interessengemeinschaften gegen fremden Abbau von Bodenschätzen. Heute leben in Nordamerika etwa 2 Millionen Indianer (einschließlich der Inuit).

    In Süd- und Mittelamerika

    In Mittelamerika hatten die Azteken und Maya vor der Ankunft der Konquistadoren Hochkulturen entwickelt. In vorkolumbischer Zeit lebten in Kolumbien und Ecuador die Chibchavölker, die die Goldschmiedekunst kannten und bereits eine feste Staatsorganisation hatten. Seit etwa 2000 v.Chr. entwickelten sich im Küstenland Perus und an den Andenhängen höhere indianische Kulturen (Inka).

    Der Untergang der indianischen Reiche Süd- und Mittelamerikas durch die Europäer verlief sehr schnell. Die Indianer wurden in der Folgezeit von den Weißen und von den eingeführten Sklaven weitgehend verdrängt, Millionen zu Grunde gerichtet. So wurden in Brasilien bei der Urbarmachung des Amazonasbeckens durch Straßenbau und Gewinnung von Eisenerzen die Tiefland-Indianer entweder vertrieben oder umgebracht. Die am Orinoko lebenden Yanoama werden durch von Goldgräbern eingeschleppte Krankheiten in ihrer Existenz bedroht. Es gibt wachsenden Widerstand gegen die weitere Zerstörung indianischen Lebensraumes.

    In Süd- und Mittelamerika leben heute etwa 25 Millionen Indianer. In neuerer Zeit entwickelt sich wieder ein zunehmendes Selbstbewusstsein der Indianer in Gesamtamerika. Die Indianer bemühen sich um die Wiederbesinnung auf die eigenen kulturellen Traditionen und Kräfte.

    Kalenderblatt - 24. April

    1884 Die Regierung des Deutschen Reichs erklärt Damara- und Namakwaland, die spätere Kolonie Deutsch-Südwestafrika, zum deutschen Protektorat .
    1926 Deutschland und die UdSSR schließen einen Neutralitätspakt.
    1947 Die Moskauer Konferenz geht nach fast sieben Wochen zu Ende, ohne dass sich zwischen den Alliierten eine Einigung über den Friedensvertrag mit Deutschland und Österreich ergeben hätte.