Gedächtnis

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    Einleitung

    Unter Gedächtnis versteht man die trainierbare Fähigkeit des Gehirns, Eindrücke, Gedanken, Empfindungen usw. zu speichern und wiederzugeben.

    Gedächtnis ist ein komplexer Begriff, bei dem im Wesentlichen drei Einzel-Anteile zu unterscheiden sind:

    die Merkfähigkeit, d.h. die Fähigkeit, dem Gedächtnisbesitz neuen aktuellen Stoff hinzuzufügen. Die Merkfähigkeit ist somit Voraussetzung zur Lernfähigkeit.die Reproduktionsfähigkeit, d.h. die Fähigkeit, in einem bestimmten Augenblick willkürlich bestimmtes Gedächtnismaterial ins Bewusstsein zu rufen. das Gedächtnis im engeren Sinn als die Summe oder das Reservoir aller vorhandenen Erinnerungen, Erfahrungen und Eindrücke.==Kurz- und Langzeitgedächtnis==

    Bezüglich der Mechanismen, mit denen das Gedächtnis arbeitet, gibt es verschiedene Vermutungen. Sicher ist, dass es ein Kurz- und ein Langzeitgedächtnis gibt.

    Kurzzeitgedächtnis

    Dem Kurzzeitgedächtnis wird manchmal noch ein Ultrakurzzeitgedächtnis vorangestellt, das Informationen nur bis zu 20 Sekunden lang speichert.

    Das Kurzzeitgedächtnis behält Informationen bis zu zwei Stunden. In den Langzeitspeicher, der laut einigen Forschungsergebnissen nach 30 Sekunden, laut anderen nach zwei Stunden einsetzt, kommt nicht jede Information aus dem Kurzzeitspeicher. Wie entschieden wird, was wichtig und was unwichtig ist, konnte noch nicht herausgefunden werden.

    Langzeitgedächtnis

    Das Langzeitgedächtnis muss eine chemische Grundlage besitzen, oder zumindest müssen chemische Substanzen an ihm beteiligt sein. Denn bei einer künstlichen Blockierung der RNS- und der Proteinsynthese im Gehirn funktioniert die Abspeicherung nicht mehr. Bereits früher aufgenommene Informationen bleiben davon unberührt. Andere Forscher vermuten, dass bei jedem Lernen neue Nervenbahnen geknüpft werden.

    Gedächtnisspeicherung

    Im Jahr 2001 fanden Wissenschaftler der Universität Bonn heraus, dass für den Vorgang der Speicherung von Informationen das Zusammenspiel von zwei eng beieinander liegende Regionen im Schläfenlappen von entscheidender Bedeutung ist. Es handelt sich bei diesen Regionen um den so genannten Hippokampus und den rhinalen Kortex. Studien konnten belegen, dass Patienten sich nur an etwas erinnern konnten, wenn beim Einprägen der neuen Information beide Hirnregionen genau übereinstimmende Hirnströme aufgewiesen haben.

    Die Orte der Speicherung im Gehirn konnten bisher nicht ausgemacht werden. Es gibt Hinweise auf eine Beteiligung der Großhirnrinde, deren Ausfall eine nur unscharfe und ungenaue Erinnerung zur Folge hat, aber keinen Totalverlust, so dass es weitere Speicherplätze geben muss.

    Informationen im menschlichen Gehirn werden verzerrt, modifiziert oder durch neue Informationen zum selben Thema überschrieben. Positives bleibt besser im Gedächtnis als Negatives. Auch verschwinden Informationen, vermutlich durch chemisch-physikalische Prozesse. Andere Informationen sind später bewusst nicht mehr abrufbar. Diese Verdrängung ist vermutlich psychisch bedingt.

    Lernen

    Mehrfach Eingeprägtes oder Gelerntes wird besser, vor allem genauer, gespeichert. Insbesondere dann, wenn es über mehrere "Kanäle", beispielsweise hören und sehen, wahrgenommen wird. Die Lernfähigkeit, also die Geschwindigkeit, mit der Informationen neu abgespeichert werden, ist nicht konstant. Sie sinkt allgemein mit dem Lebensalter, hängt aber stärker noch vom Training ab. Wer häufig bzw. regelmäßig versucht, etwas zu lernen, erhält seine Lernfähigkeit besser als andere. Voraussetzung für das Lernen ist ein konzentriertes Beobachten. Menschen mit einem eidetischem (anschaulich, bildhaft) Gedächtnis behalten besonders viele Details. Dieses Phänomen findet man eher bei Kindern und auch bei einigen Autisten.

    Vergessen

    Vergesslichkeit kann auch organische Ursachen haben: Erinnerungen lassen sich zunehmend schlechter abrufen, wenn die Durchblutung gestört ist, da durch zu hohen Blutdruck, Diabetes, zu hohen Cholesterin-Gehalt oder Rauchen die Arterien verstopfen. Auch eine Unterfunktion der Schilddrüse, Konsum von Alkohol und anderen Drogen, Mangel an Vitamin B12 bzw. Folsäure und Depressionen verringern die Erinnerungsfähigkeit. Alzheimer ist eine meist erst im Alter auftretende Krankheit, bei der von einzelnen Punkten (Herden) im Gehirn aus Zellen absterben.