Fugger

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    aus einem Lechfelder Bauerngeschlecht hervorgegangenes Patriziergeschlecht, das seit 1367 in Augsburg ansässig ist, dem damaligen Zentrum des Baumwollhandels und der Baumwollindustrie.

    Die Fuggerei war das bedeutendste Handels- und Bankhaus des Frühkapitalismus in Deutschland. Aus der Weberei und dem Barchenthandel kommend, sind die Fugger groß geworden durch Geldgeschäfte, Ausbeutung von (besonders in Tirol und Ungarn) Silber-, Kupfer und (in Spanien) Quecksilberbergwerken, die ihm von Fürsten verpfändet worden waren, sowie durch Handel mit Wolle, Seide, Erz und überseeischen Gewürzen. Auch der Ablasshandel lag z.T. in ihren Händen.

    Höhepunkte der Fugger'schen Finanzmacht unter Jakob I., besonders aber unter Jakob II., dem Reichen, 1459-1525, dem reichsten Europäer seiner Zeit. Dieser lernte in Venedig Großhandel und doppelte Buchführung kennen, gründete Filialen in Skandinavien, den Niederlanden, in Schlesien, Polen und Ungarn. Weitere Interessengebiete im Südosten, in Spanien und in Amerika. Er war Geldgeber Maximilians I. und Karls V., der mit dessen Hilfe seine Wahl zum Kaiser und seine zahlreichen Kriege finanzierte und zum Dank dafür ein Verfahren des Reichsanwalts gegen das Haus Fugger wegen Monopolwuchers niederschlug und Jakobs Neffen und Nachfolger 1530 in den Reichsgrafenstand erhob und ihren Gütern Landeshoheit gewährte. Es gab jedoch auch schwere Angriffe gegen das Wirtschaftsgebaren der Fugger (besonders in Luthers Schrift "Von Kaufhandlung und Wucher").

    Die Fugger waren Mäzene der Stadt Augsburg sowie großartige Bauherren (Fuggerkapelle als erstes sakrales Bauwerk der deutschen Renaissance); außerdem machten sie große gemeinnützige Stiftungen (1519 Fuggerei Augsburg: Wohnsiedlung für bedürftige Bürger, die noch heute besteht).

    Zweiter Höhepunkt der Macht der Fugger unter Jakobs Neffen Anton und Raimund Fugger, beides Kunstförderer wie die Mediceer (zahlreiche Schlösser, Buchkunst, Kunstsammlungen). Die seit der Mitte des 16. Jh.s, besonders nach dem Tod Karls V., auftretenden Wirtschaftskrisen in Spanien und Ungarn und die Verlagerung des wirtschaftlichen Schwerpunktes nach Westeuropa (neue Seewege) wirkten sich auf das Haus Fugger aus. Die Fugger zogen sich mehr und mehr aus den Geschäften auf ihre Besitzungen zurück und lebten in fürstlichem Stil.

    Der Dreißigjährige Krieg verschlang dann fast den gesamten Reichtum. Die Nachfolger waren Grundbesitzer, Beamte, Soldaten, Bischöfe und Domherren. Im 19. Jh. wurden die Fugger in den Fürstenstand erhoben.

    Zeit- und kulturgeschichtlich aufschlussreich sind die "Fugger-Zeitungen" 1558-1605 (Berichte der Fugger'schen Agenten aus den europäischen Großstädten an das Stammhaus in Augsburg).