Etrusker

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    (lateinisch: Etrusci, Tusci; griechisch: Tyrrhenoi, Tyrsenoi; etruskisch: Rasenna)

    nichtindogermanisches Volk Italiens, Herkunft umstritten.

    Sichtbar um 1000 v.Chr. an der Westküste Mittelitaliens; drangen landeinwärts (ins Tibergebiet) vor, wo das Dorf Rom zur etruskischen Stadt und später etruskischen Königsresidenz wurde, dann in den Mittel-Apennin, später im Norden bis in die Poebene, die sie fruchtbar machten, und in die Alpentäler, im Nordosten bis zur Adria (Hafen Spina), im Süden bis in die Bucht von Salerno, im Westen nach Korsika.

    Zwischen dem 7. und 4. Jh. v.Chr. größter politischer und kultureller Einfluss, doch wie die Kelten keine Reichsbildung, sondern lose verbundene Stadtstaaten wie bei den Griechen, mit regelmäßigen Zusammenkünften der Könige, später der aristokratischen Stadtältesten. Ihre Städte (mehrere Großstädte mit über 100 000 Einwohnern) meist auf Hügeln mit abseits gelegenen, straßendurchzogenen Totenstädten (Nekropolen, mit kostbar ausgestatteten, oft bemalten, vielfach geplünderten Grüften), oft weit größer als die Städte der Lebenden.

    Die Etrusker trieben ausgedehnten Seehandel bis Nordeuropa, Griechenland, in den Orient, sie galten zeitweise als gefürchtete Seeräuber (westliches Mittelmeer: "Tyrrhenische See"). Im Kampf mit den unteritalienischen Griechen (Großgriechenland) verbündeten sie sich mit Karthago, dessen Seekonkurrenten sie eine Zeit lang gewesen waren.

    Um 470 v.Chr. schüttelte Rom die Fremdherrschaft der Etrusker ab. Von Süden drangen Großgriechen (Siege bei Cumae 524 und 474 v.Chr.) in etruskisches Gebiet vor. 396 v.Chr. wurde Veji, die bedeutendste südetruskische Stadt, nach zehnjähriger Belagerung von den Römern zerstört, im Norden vertrieben die keltischen Gallier ab 390 v.Chr. die etruskischen Siedler; im 4. und 3. Jh. eroberte Rom eine Stadt nach der anderen, um 260 v.Chr. waren die Etrusker unterworfen; im Bundesgenossenkrieg 91-88 v.Chr. verloren sie den Rest ihrer nationalen Eigenart (Zerstörung ihrer Städte durch Sulla) und wurden romanisiert; viele Familien zogen nach Rom.

    Die Kultur der Etrusker war stark religiös bestimmt (Glaube an das Walten von Naturgöttern, Dämonen, Geistern; Wahrsagekunst, ausgeprägter Totendienst); sie waren große Bauherren (Dämme, gewölbte Abwässerkanäle, gepflasterte Straßen, steinerne Wohnhäuser, riesige Stadtmauern); ihre Kunst war vom Orient und von griechischen Lehrmeistern beeinflusst.

    Bedeutend die Plastik (tönerne Gesichtsurnen, Relief-Sarkophage, Bronze- und Steinstatuen und -statuetten, z.B. Kapitolinische Wölfin, Mars von Todi); die Wandmalereien in den Gräbern mit Motiven des Lebensgenusses, später eines tiefen Pessimismus; bedeutend auch die Porträtkunst, die Architektur der Gruftgewölbe, die Felskammergräber und nicht erhaltenen Holztempel, das Kunsthandwerk (Grabinventar aus Stein, Treib- und Gießarbeiten, Goldschmiedegeräte und Steinschneidekunst).

    Deutlich die Ein- und Nachwirkung der Etrusker auf die römische Kultur: Die Römer übernahmen von ihnen religiöse Vorstellungen (Dämonenfurcht, Wahrsagekunst, Leber- und Vogelschau), das Staatszeremoniell (Liktoren, Triumphzüge), die Gladiatorenkämpfe, medizinische und astronomische Kenntnisse, den Bau von festen Straßen und Kanalisationsanlagen, das Tonnengewölbe u.a.