Emil Staiger

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    schweizerischer Literaturhistoriker; * 8. Februar 1908 in Kreuzlingen, † 28. April 1987 in Horgen

    Staiger begründete die Methode der stilkritischen Interpretation. Sein Hauptwerk, in dem er seine Theorie der Interpretation darlegt, ist "Die Kunst der Interpretation" von 1951. Der schweizerische Literaturwissenschaftler geht von einer Autonomie des Kunstwerkes aus, das "werkimmanent" betrachtet werden müsse. Das bedeutet, dass bei der Analyse des Werkes der gesellschaftliche und historische Kontext der Entstehungsbedingungen fortfällt. Staigers Methode, die durch die philosophische Richtung der Existenzphilosophie mitgeprägt wurde, fordert eine Art kongeniales "Hineinversetzen" in das Kunstwerk. Die dadurch bewirkte Aufhebung wissenschaftlicher Überprüfbarkeit einer Interpretation führte dazu, dass Staigers Ansatz, der allerdings lange von großer Bedeutung in der Literaturwissenschaft war, heute als überholt gilt.

    Staiger orientierte sich bei seinem Kunstbegriff vor allem an der klassischen Literatur, weshalb er den modernen, zeitgenössischen Autoren mit Unverständnis und Kritik begegnete. Mitte der 1960er Jahre führte Staigers Kritik an der zeitgenössischen Literatur zum so genannten Zürcher Literaturstreit. Dabei standen sich Staiger und Max Frisch, einer wichtigsten Schriftsteller der zweiten Hälfte des 20. Jh.s, gegenüber.

    Weitere Werke: "Die Zeit als Einbildung des Dichters" (1939), "Die Grundbegriffe der Poetik" (1946) u.a.

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