Dänemark Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Frühgeschichte bis Mittelalter

    Dänemark gehört zu den ältesten Staaten Europas. Vermutlich aus Südschweden kommend drangen im 6. Jahrhundert Dänen in das bis dahin von Germanen besiedelte Land ein und gründeten Königtümer. Nachdem König Göttrik Anfang des 9. Jahrhunderts das Danewerk gegen die Franken errichtet hatte, vereinte der als Staatsgründer angesehene Grom der Alte um 950 große Teile des heutigen Staatsgebietes zu einem Reich. Sein Sohn Harald Blauzahn ließ sich 960 taufen und machte damit den Weg für die Christianisierung des Landes frei. In ganz Europa gefürchtet waren im folgenden Jahrhundert die dänischen Wikinger, deren Beutezüge sie an die Küsten Frankreichs, Portugals, Italiens, Englands, Norwegen und Südschwedens brachten. In dieser Zeit wurden auch Grönland, Island, die Färöer und Norwegen erobert.

    Das so entstandene Nordseegroßreich brach jedoch bereits Mitte des 10. Jahrhunderts wieder auseinander und viele der Besitzungen gingen verloren. Nach zwischenzeitlicher norwegischer Vorherrschaft leitete erst Waldemar der Große Mitte des 12. Jahrhunderts eine neue dänische Machtepoche ein, in der unter anderem die heidnischen Wenden in Mecklenburg und Pommern sowie Holstein und Estland besiegt und okkupiert wurden. Innerhalb von 50 Jahren entstand ein zweites großes Wikingerreich, das mit der Schlacht von Bornhöved im Jahr 1227 jedoch zum großen Teil wieder verloren ging. Die Vorherrschaft der Hanse in der Ostsee begann.

    1389 einte Königin Margarete I. Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, die Färöer, Island und Grönland unter der Dänischen Krone. Diese so genannte Kalmarer Union hielt offiziell bis 1523, als sie mit der Unabhängigkeit Schwedens endgültig auseinander fiel, faktisch bestand sie bis 1448. Anders als Schweden blieb Norwegen eng mit Dänemark verbunden.

    Neuzeit

    Das Ende der Kalmarer Union in den Jahren 1523 bis 1660 brachte auch eine machtpolitische Veränderung innerhalb der skandinavischen Staaten. Schweden gewann an Gewicht und Dänemark verlor weitere Provinzen und Länder an den skandinavischen Rivalen.

    1536 wurde die lutherische Reformation eingeführt und 1660 Dänemark gegen den Widerstand des Adels zu einer Erbmonarchie umgewandelt. 1665 wurde der monarchische Absolutismus per Verfassung festgelegt. Der Absolutismus in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war von Reformen gekennzeichnet. Bauernbefreiung und ein Ständeausgleich brachten sozialen Frieden.

    19. Jahrhundert

    Britische Seeangriffe auf Kopenhagen 1801 und 1807 zwangen die Dänen, ihre Flotte auszuliefern und sich Napoleon anzuschließen. Mit der Niederlage Napoleons folgte im Kieler Frieden 1814 die Übergabe von Helgoland an Großbritannien und von Norwegen an Schweden.

    Der nationale Gegensatz zwischen Dänen und den Deutschen in Schleswig-Holstein brach Mitte des 19. Jahrhundert auf. 1848 kam es zum 1. Deutsch-Dänischen Krieg, in dem die nach Unabhängigkeit von Dänemark drängenden Schleswig-Holsteiner unterlagen. Die europäischen Großmächte zwangen die Dänen jedoch dazu, den unterlegenen Herzogtümern eine selbstständige Stellung zu belassen. In Dänemark löste 1849 die konstitutionelle Monarchie mit liberaler Verfassung die absolute Monarchie ab, und 1863 begann die verfassungsmäßige Verschmelzung Schleswigs mit Dänemark. Das Land entwickelte sich zu einem erfolgreichen Agrarstaat. Die politischen Gegensätze vor allem zu Preußen lösten den zweiten Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 aus und Dänemark verlor die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg.

    Die folgenden Regierungen setzten außenpolitisch auf strikte Neutralität, eine Haltung, die bis zum Zweiten Weltkrieg galt. Innenpolitisch begann eine Zeit weitreichender Reformen, und mit einer ersten fruchtbaren Zusammenarbeit von linken und rechten politischen Kräften wurden die Anfänge zum dänischen Modell der Kooperation gelegt. Durch den starken Einfluss der Sozialdemokratischen Partei (Gründung 1871) begann Ende des 19. Jahrhunderts die Verabschiedung eines sozialen Gesetzgebungswerks mit Arbeitslosenkasse, Unfallversicherung und Altersversorgung.

    20. Jahrhundert

    1915 wurde eine demokratische Verfassung verabschiedet, die u.a. das Frauenwahlrecht einführte. Nach dem Ersten Weltkrieg kam Nordschleswig auf Grund einer im Versailler Vertrag festgelegten Volksabstimmung zu Dänemark. Der in den zurückliegenden Jahren entstandene Sozialstaat wurde in den zwanziger Jahren vor allem durch den sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Stauning zu einem vorbildhaften Wohlfahrtsstaat ausgebaut.

    Trotz eines unterzeichneten Nichtangriffspakts wurde Dänemark 1940 von deutschen Truppen besetzt. Zeitgleich besetzten die Alliierten Island, das diese Tatsache 1944 nutzte, um sich für unabhängig zu erklären. Der zunehmende zivile Widerstand in den Jahren der Besetzung veranlasste das Deutsche Reich, Dänemark 1943 unter Kriegsrecht zu setzen. Trotzdem gelang es den Dänen, etwa 7 000 von der Deportation bedrohten Juden die Flucht nach Schweden zu ermöglichen.

    Nach Kriegsende brachte der Marshallplan auch die dänische Wirtschaft wieder in Gang. Dänemark beteiligte sich an der Gründung wichtiger internationaler Institutionen: 1945 war das Land Mitbegründer der UNO, 1949 schloss es sich dem Europarat und der NATO an, 1952 wurde es Gründungsmitglied des Nordischen Rates, 1960 trat es der EFTA bei, wurde dann jedoch durch eine Volksabstimmung im Jahr 1973 Mitglied der EG.

    Nach dem Tod Friedrichs IX. im Jahr 1972 bestieg seine Tochter Margarethe II. den Thron. Bis 1973 bildeten meist Sozialdemokraten die Regierung, von da an wurde Dänemark vorwiegend von Minderheitskabinetten unter Führung der Sozialdemokraten regiert. Ab 1982 folgten elf Jahre mit konservativ-liberalen Regierungen, bis 1993 die Sozialdemokraten mit einer Mitte-Links-Regierung wieder an die Macht kamen.

    Bei den Parlamentswahlen 2001 kam es zu einem Rechtsruck: Die rechtsliberale Partei "Venstre" unter Anders Fogh Rasmussen besiegte die regierenden Sozialdemokraten; drittstärkste Fraktion wurde die nationalistische Dänische Volkspartei (DPP). Die Partei des neuen Premierministers A.F. Rasmussen bildet eine Minderheitenregierung mit den Konservativen, die von der DPP unterstützt wird. Im Mai 2002 stimmte das Parlament einer Verschärfung des Asyl- und Ausländerrechts zu.

    Die Meinungen zum innenpolisch stark umstrittenen Thema des Verhältnisses zur EU gehen quer durch die Parteien. Ein Beispiel hierfür stellt die Ratifizierung des Vertrages von Maastricht dar, der 1992 in einer Volksabstimmung erst abgelehnt und dann in Nachverhandlungen angenommen wurde. 1998 billigte die Bevölkerung in einem Referendum den Amsterdamer EU-Vertrag, 2000 wurde die Einführung des Euro dagegen abgelehnt. Dänemark ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts eines der wohlhabendsten Länder der Erde. Obwohl Teil der EU, gehört es ähnlich wie Großbritannien zu den eher zurückhaltenden und auf Souveränität bedachten Nationen.

    Im September 2005 lösten Karikaturen des Propheten Mohammed, die in der dänischen Zeitung Jyllands-Posten veröffentlich worden waren, teilweise gewalttätige Proteste in islamischen Ländern aus. In den folgenden Jahren wurden mehrmals Anschläge auf die Redaktion und die Karikaturisten verübt sowie Verdächtige festgenommen.

    Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise war für Dänemark besonders durch rückläufige Exporteinnahmen zu spüren. Sie erreichte jedoch 2009 ihren Tiefpunkt, seither verzeichnet Dänemark wieder einen leichten wirtschaftlichen Aufschwung. Dennoch beschloss die Regierung 2010 zahlreiche Sparmaßnahmen um die Staatsverschuldung einzudämmen.

    Seit den Parlamentswahlen 2011 besteht die Minderheitenregierung wieder aus den Sozialdemokraten, den Sozialliberalen und den Volkssozialisten. Die Regierung arbeitet eng mit der linken Einheitsliste zusammen.

    Kalenderblatt - 20. April

    1844 Uraufführung des Märchens "Der gestiefelte Kater" von Ludwig Tieck.
    1916 Die USA drohen Deutschland mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen, wenn Deutschland nicht die Torpedierung von Fracht- und Passagierschiffen aufgebe.
    1998 Die Terrororganisation RAF (Rote Armee Fraktion) erklärt sich selbst für "Geschichte" und löst sich auf.