Deportation

    Aus WISSEN-digital.de

    (lateinisch "Wegführung", "Verschleppung")

    zwangsweise Umsiedlung ganzer Völker oder Bevölkerungsgruppen (Minderheiten) aus politischen, rassistischen, militärischen oder wirtschaftlichen Gründen an einen bestimmten Ort, entweder in entlegene Landstriche mit rauen Lebensbedingungen oder zum Zweck der Zwangsarbeit. Nach der Genfer Konvention ist die Deportation zum Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegszeiten seit 1949 völkerrechtlich verboten.

    Geschichte

    In der Antike wurde die Deportation von den ersten römischen Kaisern v.a. zur Sicherung gefährdeter Grenzprovinzen eingeführt, in der Neuzeit von einigen Staaten als Strafart in ein System gebracht.

    So deportierte das zaristische Russland von 1650 bis 1917 Millionen von Menschen nach Sibirien. Die Deportation hatte fünf verschiedene Bestrafungsgrade, die vom Zwangsaufenthalt in einer Stadt ohne sonstige Rechtsbeschränkung bis zur Strafe in Ketten reichten. Die bolschewistischen Machthaber setzten diese Tradition mit der Einrichtung von Arbeitslagern fort, die noch stärker auf die Ausbeutung der Arbeitskraft der Verurteilten bedacht waren.

    Kolonisatorische Ziele verfolgte auch England, das seit 1619 vor allem Strafgefangene nach Nordamerika, später nach Australien deportierte, jedoch 1858 die Deportation abschaffte.

    Das französische Strafgesetzbuch (1810) führte die Deportation als drittschwerste Strafe (nach Tod und lebenslänglichem Kerker) auf. Die Verbannung aus Frankreich in die berüchtigten Strafkolonien begann Mitte des 19. Jahrhunderts (Cayenne 1852, Neukaledonien 1863, besonders 1872 für die Teilnehmer am Kommuneaufstand).

    Unter den Nationalsozialisten wurden während des Zweiten Weltkriegs etwa sechs Millionen Menschen zur Zwangsarbeit (Rüstungsindustrie) ins Deutsche Reich deportiert.