Bodenreform

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    auch: Agrarreform;

    von politischen, ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten bestimmte Änderung der Agrarverhältnisse (besonders der Eigentums- und Bodenbesitzverhältnisse) eines Landes. Soziales Kernproblem in Staaten, deren Agrarverfassung durch Großgrundbesitz, Schrumpfung eines lebensfähigen Bauernstandes und Landflucht gekennzeichnet ist. Siehe auch Agrarpolitik).

    Geschichte

    Die klassische Bodenreformbewegung im alten Rom ging von den Gracchen aus. Die gleichen siedlungspolitischen Ziele, doch unter den besonderen Bedingungen des modernen Industriestaates, verfolgten im 19. Jh. die Bodenreformer (unter anderem Damaschke): Aufteilung des Großgrundbesitzes, Schaffung einer Bodenreserve, Verhinderung der Grundstücksspekulation und anderes. Praktisch durchgeführt wurde eine Bodenreform in Frankreich während der Französischen Revolution. In Deutschland (Ostelbien) gab es Ansätze während der Weimarer Republik. Eine radikale Bodenreform unter Ablehnung jeglichen Privatbesitzes fand in Russland nach der bolschewistischen Oktoberrevolution statt, ähnlich in den baltischen Staaten (Enteignung des deutschen Großgrundbesitzes). Die Bodenreformbewegung wurde im Osten abgelöst durch den Agrarkommunismus, der in Sowjetrussland nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg die Grundlage der Agrarwirtschaft war, desgleichen in den von der UdSSR beeinflussten Oststaaten und in radikalster Form im kommunistischen China.